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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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in den hinteren Teil der Hütte. Bad Bob und sein Vater, Amala und auch Elisa waren gezwungen zu bezeugen, was Piet fand, als er in der festgestampften Erde in der Ecke grub. Aus ungefähr zehn Zentimeter Tiefe zog er ein feines rotes Seidentuch. Darin eingewickelt glänzte eine große schwarze Perle, die größte Perle, die Elisa je gesehen hatte.

4. Kapitel
Lihue, Rotes Haus, Frühjahr 2011
    Wochen waren vergangen, seit Maja das mysteriöse Päckchen vor ihrem Haus gefunden hatte. Bis jetzt hatte sie nicht herausfinden können, wer es Keanu und ihr vor die Tür gelegt hatte und mit welcher Absicht. Zusätzlich zu dem vermissten Ring und den Tagebüchern fand sie zwei persönliche kurze Briefe an Elisa, aber vor allem sieben Fotos aus Elisas Vergangenheit, die sie noch nie gesehen hatte.
    Sechs davon waren Fotos von Elisa mit ihren Kindern und ihren drei Schützlingen in verschiedenen Altersstufen, von 1902 bis 1910. Immer war eine dickliche ältere Hawaiianerin mit auf den Fotos. Elisa war unterschiedlich gekleidet, einmal hawaiisch mit offenen Haaren, dann trug sie europäische Kleidung und hatte ihre Haare zurückgesteckt. Auch ihre Kinder sahen einmal hawaiisch, einmal westlich aus, und selbst die dicke Hawaiianerin steckte auf einem der Fotos in Korsett und Kleid. Dieses Foto war in Downtown Honolulu aufgenommen, eine Straßenbahn war im Hintergrund zu sehen.
    Elisas Freund und Vertrauter Johannes van Ween hatte jeweils etwas auf die Rückseite der Fotos geschrieben, doch manches war kaum noch zu entziffern. Für Elisa von Johannes, in treuer Verbundenheit, stand auf einem Strandfoto aus dem Jahr 1910, aufgenommen in Waikiki Beach. Die Zwillinge standen rechts und links neben ihrer Mutter. Alle trugen altmodische Badekleidung. Ihr Ältester Eli war fast so groß wie Elisa, ein strahlender Fünfzehnjähriger, sein Surfbrett an der Seite. Auf diesem Foto waren Elisas Schützlinge nicht dabei, auch die Hawaiianerin fehlte, dafür blickten zwei Jugendliche in Elis Alter scheu in die Kamera. Es mussten die Kinder von Johannes und Leilani sein, die Namen Thomas und Elisabeth van Ween standen auf dem Foto. Elisa trug Badekleid und neckischen Sonnenschirm, doch sie lächelte nicht, ihr Blick sah nachdenklich in die Ferne.
    Das siebte Schwarzweißfoto faszinierte Maja am meisten. Fast jeden Tag hatte sie es sich angesehen. Das Foto mit dem gezackten weißen Rand war einige Jahrzehnte nach dem Waikiki-Strandfoto aufgenommen. Das Jahr 1947 war mit weißer Schnörkelschrift auf das Foto geschrieben, daneben stand Applerock. Im Hintergrund sah man die alte Scheune, die heute noch auf Majas Grundstück stand, doch damals war sie brandneu. Die beiden Alten saßen auf der Holzbank an den Klippen. Es war dieselbe Bank, auf der Maja heute saß, um ihren Tag in Ruhe zu beginnen.
    Die Momente der Stille, die der Sonnenaufgang am Meer ihr schenkte, waren eine Quelle der Kraft, sobald die Bauarbeiter kamen, war es laut, und Maja hasste Lärm schon immer.
    Bezaubernd war es hier im Frühling, wenn es nicht stürmte und lediglich ein sanfter Wind durch die Blätter des alten Apfelbaums neben ihr raschelte. So dachte sie, denn heute zeigte sich das Wetter auf Kauai mit besonderem Charme. Sonne mit nur wenigen vorüberziehenden Wolken war vorausgesagt, dazu vielleicht ein frühlingshafter Schauer.
    Maja sah sich das Foto von Elisa und Kelii noch einmal an und strich dabei über die weißen Zähnchen am Rand. Sie suchte in den vom Wetter gegerbten Gesichtern des alten Liebespaars nach Antworten. Viele Jahre vor Maja saßen sie zusammen hier und sahen aufs Meer hinaus. Aber wer hatte das Foto gemacht? War es wieder Johannes van Ween? Über siebzig war Elisa und schien Maja auf dem Foto wunderschön und wie erfüllt von einem inneren Geheimnis. Ihre Augen leuchteten selbst in Schwarz-Weiß wie die eines jungen verliebten Mädchens. An ihren Ohrläppchen hingen schwere Goldohrringe mit dunklen Perlen. Waren es die schwarzen Perlen ihrer Mutter?
    Der Fotograf musste Elisa mit Absicht so gesetzt haben, dass sie im Foto ebenso groß wie Kelii zu sein schien. Beide trugen ihre Haare offen, schulterlang und in der Mitte gescheitelt. Elisas waren welliger als seine, aber genauso weiß, zumindest wirkte es auf dem alten Foto so. Ihre Gesichter lächelten in stillem Einklang des Glücks. Sie trugen Eheringe, beide hielten sie ihre Ringe

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