Insel der schwarzen Perlen
Träume. Ina hatte panische Angst vor Haien.
Stefans Besuch hatte Keanu zunächst überfordert, weil er die unteren Räume noch nicht fertig hatte. Mit Majas Ex in einem Zimmer wollte Ina aber auch nicht unbedingt schlafen. Also hatte Keanu einige Extraschichten eingelegt, um Majas zukünftiges Arbeitszimmer rechtzeitig fertigzubekommen.
Das Klappbett, das man wegräumen konnte, dazu drei Pappkartons mit Büchern, sonst stand bisher nichts in Majas zukünftigem Reich. Gestern Nacht hatte Keanu es in einem hellen Sonnengelb gestrichen. Es wirkte freundlich und hell, doch das Beste war die wundervolle Aussicht. Von dem Jasmin vor der Terrassentür wehte ein süÃer Duft zu ihr herüber. Selbst vom Bett aus sah man hinter dem seicht abfallenden Hügel die Klippen und dahinter den Meereshorizont in seiner endlosen Weite. Stefan würde den Anblick lieben.
Seitlich durch die Büsche sah man Elisas knorrigen Apfelbaum mit der Bank davor, ein kleines Stück tiefblaues Meer und dahinter die hochaufragenden Felsen in der smaragdfarbenen Bucht. An einem Bilderbuchtag wie heute, an dem die Vögel im Garten zwitscherten, ein laues Lüftchen wehte und der Himmel strahlte, war ihr neues Zuhause ein Paradies.
Wenn das Baby und sie sich aneinander gewöhnt hatten, würde Maja in diesem Zimmer weiter an Elisas Biografie arbeiten. Die letzten Wochen hatte sie ganz dem Haus widmen müssen. Inzwischen hatte aber auch ein Verlag Interesse an Elisa Vogels Geschichte angemeldet, vor allem im Zusammenhang mit ihrer Arbeit für Liliâuokalani am Washington Place. Es war angefragt worden, ob das Rote Haus eventuell auch historische Fotos von Elisa hatte, in denen sie am Quilt der Königin mitarbeitete.
Geplant war inzwischen eine Familienhistorie, kombiniert mit der detaillierten geschichtlichen Abhandlung dieser Zeit auf Hawaii, also die Jahre 1893 bis 1947.
Doch zunächst waren Baby und Haus dran, das sah auch Keanu so. Und seit dem alarmierenden Untersuchungsergebnis hatte Majas Herz Vorrang.
Obwohl er ihre deutschen Werte schätzte, allen voran ihre Tüchtigkeit und ihre Selbstdisziplin, hatte es in letzter Zeit öfter Streit gegeben. Maja wollte so viel wie möglich machen, bevor das Baby kam, Keanu mahnte zu mehr Ruhe.
Lag es an der Schwangerschaft, den entfesselten Hormonen und der körperlichen Veränderung, dass Maja jetzt so oft nervös war? Oder waren es der Haifischmann und dieses vage Gefühl von konstanter Bedrohung?
Mutter zu werden war jedenfalls nicht so einfach, wie sie es sich vorgestellt hatte. Durch ihren behäbigen Bauch fühlte sie sich noch zusätzlich ausgebremst.
Keanu hingegen war relativ zufrieden. In den letzten Monaten hatte sich vieles beruhigt, was für die Königstreuen im Frühling eher turbulent begonnen hatte, sodass er zuverlässiger planen konnte. Leilani hatte einiges übernommen, um ihm den Rücken freizuhalten. Zwar hatte Maja sie nach ihrem Besuch nicht wiedergesehen, jedoch hatte sie GrüÃe ausrichten lassen. Sie war jetzt öfter auf Kauai, keine halbe Stunde von ihrem Haus entfernt lebte ihre Tutu, ihre GroÃmutter. Um eventuelle Ãbergriffe des Haifischmanns zu verhindern, zeigte Leilani mehr Präsenz auf der Insel und sorgte vor allem dafür, dass der Besitz ihrer Tutu rechtlich geschützt war.
Maja hatte Leilani gerade erst eine Einladung zur Hauseinweihung geschickt, auch mit den Münchner Freunden und mit ihrem Vater Max wollte sie den Einzug feiern. Sie war so stolz auf Keanu. Zimmer für Zimmer hatte er fertiggestellt, fast jede Nacht Mauern verputzt, teilweise mit Freunden noch Trennwände eingebaut und vor allem sehr viel gestrichen. Dabei konnte auch Maja helfen. Sie hatte einen Dauermuskelkater und Oberarme wie eine Ringerin bekommen, obwohl sie kaum ein Viertel der Arbeit geleistet hatte.
Genüsslich ertastete sie den Kopf, den Hintern und die kleinen FüÃchen ihres Sohnes. Nur vier Wochen, dann würden sie ihn endlich in ihren Armen halten können!
Jeden Morgen massierte Keanu ihre Haut jetzt mit Kukuiöl, damit sie keine weiteren Dehnstreifen bekam, doch ein paar kündigten sich trotzdem als feine Silbermonde an. Es würde ein groÃer Junge werden, da war Keanu sicher. Er selbst hatte bei der Geburt fast vier Kilo gewogen.
Sie stand schwerfällig auf und schob zwei der Bücherkartons an die Wand, den dritten stellte sie am Kopfende des Bettes
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