Insel der schwarzen Perlen
vielen Dank.«
»Nicht deinen Dank will ich, sondern deine Vergebung. Meine Frau und ich haben dir Unrecht getan ⦠und ich hoffe, ich hoffe sehr, dass es dir gelingen wird, Kelii im Gefängnis von Honolulu zu besuchen. Und wenn es dir gelingen sollte ⦠dann sage ihm bitte nichts. Er ist mein Freund.«
Sie sah ihm in die Augen, suchte nach einem Zeichen von Unehrlichkeit oder Feigheit, doch sie sah nur sein aufrichtiges Bedauern. Sie würde ihm und auch Leilani eines Tages verzeihen, das wusste sie, doch noch war es nicht so weit. Sie strich eine widerspenstige Locke aus ihrer Stirn, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
»Gib mir ein wenig Zeit, um über alles nachzudenken. Doch bitte komm unbedingt am Washington Place vorbei, wenn du in Honolulu bist. Du gehörst doch zu meiner Familie â¦Â«
»Und du hast deinen Platz hier ⦠für immer.«
Johannes deutete auf seinen Brustkorb, und sie verstand auch ohne groÃe Worte. Mit gemischten Gefühlen blickte sie Pferd und Reiter hinterher.
»Kommst du, Ma? Es geht los â¦Â«
Eli hielt ihr die Hand hin, um sie auf den Frachter zu begleiten. Amala und die anderen Kinder waren bereits an Bord. Sie konnte sie von unten an der hinteren Reling sehen, von wo aus sie fröhlich in die Zuschauermenge winkten. Wie oft hatte Elisa an den Wochenenden mit den Kindern hier gestanden, um den Abreisenden zuzuwinken. Jetzt waren sie selber dran, ein neues Abenteuer begann.
Kurz bevor der Frachter ablegte, gab es Unruhe am Kai. Ein weiterer Passagier verlangte lautstark, noch an diesem Tag mit nach Honolulu genommen zu werden, da dort dringend seine Dienste gebraucht wurden. Es war der alte britische Doktor Wellington, dessen Einspänner von zwei berittenen Polizisten begleitet wurde.
Verschwitzt und mit nur einem Koffer und seiner Arzttasche kam der Doktor an Bord gehumpelt. In Honolulu war Gelbfieber ausgebrochen.
Dein Herz hat die Weite eines Ozeans.
Geh und finde dich in seinen verborgenen Tiefen.
Rumi (1207â1273)
10. Kapitel
Awapuhi kuahiwi â Wilder Ingwer, Sommer 2011
»Ina und Stefan sind an Bord. Dein Ex hat seinen Last-Minute-Flug also bekommen, und in circa fünf Stunden kommen sie am Flughafen von Lihue an. Ich bin ohnehin in der Nähe, also hole ich sie ab â¦Â«
Bildete Maja es sich ein, oder klang Keanus Stimme anders als sonst? Kurz überlegte sie, ob sie ihn darauf ansprechen sollte, lieà es aber sein. Eifersucht wäre das Thema. Damit wollte sie ihm nicht schon wieder auf die Nerven gehen. Wegen Leilani hatten sie in letzter Zeit genug Diskussionen.
Sie versuchte, heiter zu klingen.
»Wunderbar, ipo ⦠Ruf einfach kurz an, wenn ihr in Hanalei seid, dann lege ich den Fisch auf den Grill. Die beiden werden nach dem langen Flug hungrig sein. Vielleicht könntest du auch noch Bier mitbringen? Stefan würde sicher gerne ein lokales Longboard probieren â¦Â«
»Na klar, für deine Freunde tue ich doch alles. Aber du ruhst dich bitte aus, ipo, ja? Vielleicht gehst du noch schwimmen. Das wäre sicher gut für euch beide ⦠Bis später.«
Sie musste sich in den letzten Tagen öfter einmal länger ausruhen. Der Einzug in ihr Haus hatte seinen Tribut gefordert. Sie waren teilweise mehr als sechzehn Stunden auf den Beinen gewesen, um alles fertig zu bekommen.
Nach dem kurzen Telefonat fühlte sich Maja schwach. Sie konnte kein weiteres Fenster putzen und setzte sich in Ermangelung eines Stuhls auf das neue Klappbett für Stefan. Auf den Kauf hatte sie gestern vehement bestanden, fast hätten sie deswegen gestritten. Keanu fand Matratze und Schlafsack ausreichend.
Doch Maja wollte ein Bett mit schöner Bettwäsche für Stefan in ihrem schönen, neuen Haus. Sie war stolz auf diesen wundervollen Flecken Erde und wollte ihn auch entsprechend präsentieren.
Ihr Exfreund würde in wenigen Stunden in diesem Zimmer stehen und durch die Terrassentür auf ihren blühenden Garten sehen, hinter dem der Pazifik heute in seinem schönsten Blau lockte. Kein einziges Wölkchen war am Himmel zu sehen, und sie empfand trotz der Erschöpfung Freude.
Stefan würde ihr auf seine Art tief in die Augen sehen, genau wissen wollen, wie es ihr geht und dabei ihre Hand in seiner halten. Er war ein wunderbarer Arzt, das wusste sie.
Dann würde er sich mit ihr zurückziehen wollen, um alles Medizinische
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