Insel der Sehnsucht, Insel des Gluecks
Lügnerin bist?
Ist das vielleicht eine subtile Art, dein Verlangen auszudrücken?
Tut mir Leid, aber diesmal muss ich dich enttäuschen. Meine Köchin hat zur Feier unserer Versöhnung ein besonderes Essen vorbereitet. Aber vielleicht später ..."
"Du irrst dich! Ich will dich nicht", rief Chloe ihm nach, als er das Zimmer verließ. "Und es wird kein Später geben!"
Chloe hatte es ernst gemeint. Aber woher stammte dann diese nagende Sehnsucht tief in ihrem Herzen, die sie nicht losließ?
All die Jahre ohne Leon hatte sie nie das geringste Verlangen nach einem Liebhaber verspürt, doch jetzt, nur Stunden nach dem Wiedersehen mit Leon, wurde sie von bittersüßen Erinnerungen an ihre leidenschaftlichen Liebesnächte gequält.
Sobald Leon fort war, ging sie zu dem großen Kleiderschrank und schob die Spiegeltüren beiseite. Leons Drohung, sie notfalls persönlich anzukleiden, ließ es ihr nicht ratsam erscheinen, auf ihrer Weigerung, die Kleider zu tragen, zu beharren. Nach kurzem Suchen entschied sie sich für ein zartes Chiffonkleid in weichen Violett-und Lavendeltönen, das wie für sie geschaffen schien. Natürlich fanden sich auch farblich dazu passende Satinsandaletten, und im Bad entdeckte Chloe alles, was sie für ein dezentes, aber perfektes Make-up benötigte. Ein zartlila Lidschatten und dunkle Mascara betonten die ungewöhnliche Farbe ihrer ausdrucksvollen Augen, ein schimmernder rosa Lippenstift ließ ihren schönen Mund noch sinnlicher erscheinen.
Der Rock des Chiffonkleides umschmeichelte ihre
wohlgeformten langen Beine und bedeckte gerade ihre Knie -
eine elegante Länge, wie Monsieur Rene stets behauptet hatte, und Chloe pflichtete ihm bei.
In dem Moment, als sie auf den Flur hinaustrat, ging die Tür des Nebenzimmers auf, und Leon kam heraus, elegant und attraktiv in einem hellen Seidenhemd und einer dunklen Hose.
"Dieses Kleid hast du gewählt? Sehr gut."
Chloe zog es vor, zu schweigen. Sein zufriedener Ton weckte in ihr den Wunsch, sich das teure Kleid sofort wieder vom Leib zu reißen.
"Das Essen wird pünktlich um acht Uhr serviert", fuhr Leon unbeirrt fort. "Uns bleibt also noch Zeit für einen Drink im Salon, wenn du möchtest...?"
Ehe sie etwas darauf erwidern konnte, wurden sie durch das hektische Klacken hoher Absätze unterbrochen. Marisa kam aufgebracht den Flur entlang.
"Leon!" Ihre Stimme klang schrill und hysterisch - für Chloe nichts Neues. Sie hatte in der Vergangenheit zu viele von Marisas Wutanfällen erlebt, um davon überrascht zu sein.
Allerdings hatte sich Marisa bislang Leon gege nüber immer noch zurückgehalten. Vielleicht fühlte sie sich inzwischen seiner so sicher, dass sie diese Vorsicht nicht mehr für nötig hielt.
Ohne Chloe zu beachten, fuhr Marisa jetzt jedenfalls wütend auf Leon los. "Ich werde es nicht tun, hast du mich verstanden?
Ich werde niemanden heiraten! Und wenn du versuchst, mich dazu zu zwingen, werde ich allen die Wahrheit sagen. Ich werde..."
"Du wirst gar nichts", fiel Leon ihr in einem energischen Ton ins Wort, den Chloe noch nie bei ihm gegenüber Marisa gehört hatte. "Wir haben über diese Sache bereits lang und breit gesprochen, und ich werde meine Meinung diesbezüglich nicht ändern."
"Du willst mich nur loswerden!" rief Marisa schluchzend aus.
"Ihretwegen willst du mich aus dem Weg haben!" Sie wandte sich gehässig Chloe zu. "Du bist ihm gleichgültig. Er will nur einen Sohn. Jede Frau würde es für ihn tun, aber als seine Ehefrau bist du natürlich die naheliegendste Wahl."
"Marisa!" Die Warnung in Leons Stimme war nicht zu überhören. "Hör zu, ich sage das nur einmal: Wenn meine Freunde morgen mit Nikos hier eintreffen, wirst du dich anständig benehmen. Das betrifft übrigens euch beide", fügte er an Chloe gewandt hinzu.
"Und wenn ich mich weigere?" begehrte Marisa auf. "Wenn ich ihnen sage, warum du dich mit deiner Frau versöhnt hast und wie?"
"Dann werde ich ihnen einfach sagen, wie es ist: dass du ein eifersüchtiges Kind bist", antwortete Leon kalt.
"War das wirklich nötig?" fragte Chloe betroffen, als Marisa davonstürmte und im nächsten Moment ihre Zimmertür krachend hinter sich zuschlug.
"Wenn Marisa sich weiterhin wie ein kleines Kind benimmt, muss sie lernen, dass sie auch so behandelt wird. Aber das ist eine Sache zwischen meiner Schwester und mir und geht dich nichts an. Sowieso finde ich dein plötzliches Mitgefühl für sie seltsam, wenn ich daran denke, welche Anschuldigungen du gegen sie
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