Insel der Sehnsucht, Insel des Gluecks
ging, wunderte sie sich, warum das Haus ihr so vertraut vorkam, und als sie schließlich das große Wohnzimmer betrat, wusste sie, warum.
Mit seiner eleganten italienischen Einrichtung war es eine genaue Kopie einer Villa, die Leon und sie während ihrer Flitterwochen besucht hatten. Bewundernd strich sie über das cremefarbene Seidensofa und ließ den Blick über die leuchtend bunten Seidenkissen schweifen. Glasregale mit geschmackvoller Dekoration säumten eine der Wände, ein großer offener Kamin mit einer modernen Marmoreinfassung beherrschte die gegenüberliegende Wand.
"Erkennst du es?" fragte Leon spöttisch. "Ich habe denselben Architekten beauftragt, der auch die Villa in Antibes entworfen hat. Es sollte mein Geschenk an dich zu unserem ersten Hochzeitstag sein."
Im ersten Moment war Chloe gerührt. Doch dann machte sie sich klar, wie perfekt Leon seine Rolle als Ehemann gespielt hatte, und sie verschloss ihr Herz. "Ach ja? Dann überrascht es mich, dass du das Haus behalten hast. Man sollte meinen, es würde zu viele unangenehme Erinnerungen in dir wecken."
"Du weißt doch, was man über Rache sagt?" erwiderte Leon leise. "Sie muss genährt werden. Indem ich hier gelebt habe und immer wieder daran erinnert worden bin, warum ich dieses Haus habe bauen lassen, habe ich meine Rache genährt."
Er redete, als wäre sie diejenige, die für das Scheitern ihrer Ehe verantwortlich gewesen war - einer Ehe, die doch von Anfang an nur eine Farce gewesen war! "Hör auf zu schauspielern, Leon", sagte Chloe scharf. "Es hat keinen Sinn."
Leon wollte etwas erwidern, wurde jedoch von Marisa unterbrochen, die wutentbrannt ins Zimmer gestürmt kam.
"Leon", fuhr sie ihn an, ohne Chloes Gegenwart überhaupt zu beachten, "wie ich gerade von Gina erfahren habe, hast du sie angewiesen, eine Suite für die Kriticos vorzubereiten. Sie sagt, sie würden auch Nikos mitbringen. Ich will ihn nicht hier haben, hast du mich verstanden? Ich lasse mich nicht zu einer Heirat zwingen, nur damit du deinen Erben bekommst! So leicht wirst du mich nicht los!" Sie wandte sich an Chloe. "Das ist nämlich alles, was er von dir will: Du sollst ihm einen Sohn liefern, den Erben für sein Imperium. Aber ich werde Nikos nicht heiraten.
Lieber sterbe ich!" Theatralisch schluchzend, sah sie Leon an.
"Ich werde ihn nicht heiraten, Leon! Du kannst mich nicht dazu zwingen!"
"Marisa, du bist überreizt. Wir werden später darüber reden.
Wobei du meine Ansicht dazu allerdings kennst", sagte Leon ruhig.
"Ich weiß, du willst mich loswerden, damit du mit der da ein Baby machen kannst!" stieß Marisa mit wütendem Blick auf Chloe aus. "Ich werde es nicht zulassen. Du gehörst zu mir, Leon. Ich werde nicht..."
Chloe wandte sich ab. Sie konnte es nicht ertragen, zuzusehen, wie Leon Marisa hochhob und das zarte junge Mädchen aus dem Zimmer trug, das nicht aufhörte, ihn hysterisch zu bestürmen.
Dies war also der traurige Beweis, wie weit Leon bereit war zu gehen in seinem Entschluss, einen Sohn zu bekommen. Statt Triumph empfand Chloe Mitleid mit Marisa, die jetzt die gleiche Verzweiflung durchlitt, die sie, Chloe, einst kennen gelernt hatte. Es war ein ungeschriebenes Gesetz in griechischen Familien, vor allem in den reichen und angesehenen Kreisen, dass die männlichen Verwandten für die von ihnen abhängigen Frauen geeignete Ehepartner aussuchten. Aber Chloe hätte nie im Traum daran gedacht, dass Leon dieses Recht jemals gegenüber Marisa in Anspruch nehmen würde.
Sie wartete nicht auf seine Rückkehr, sondern zog sich in ihr Schlafzimmer zurück. Wieder fiel ihr Blick auf das große Doppelbett. Beabsichtigte Leon wirklich, dieses Bett mit ihr zu teilen? Die Schlafzimmertür hatte nicht einmal ein Schloss. Was sollte sie tun? Sollte sie es einfach ertragen und hoffen, so schnell wie möglich schwanger zu werden? Nein, niemals! Es musste einen Weg geben, doch von Eos zu entfliehen!
3. KAPITEL
Chloe hatte eigentlich keine Lust, zum Abendessen nach unten zu gehen. Doch dann kam ihr in den Sinn, Leon könnte vielleicht im Schlafzimmer nach ihr suchen, und so überlegte sie es sich anders. Als sie aus der Dusche trat, hörte sie jemanden im angrenzenden Schlafzimmer und erstarrte. Zu ihrer Erleichterung war es aber nicht Leon, sondern Gina, das Mädchen, das ihr das Frühstück gebracht hatte.
"Welches Kleid soll ich der Kyria herauslegen?" fragte das Mädchen zögernd.
Chloe wollte dem Mädchen gerade erklären, dass sie außer Jeans und
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