Insel der Sehnsucht, Insel des Gluecks
Chloe." Er ließ die Fingerspitzen über ihren Arm gleiten, und Chloe erschauerte.
"Fass mich nicht an!" Es war vor allem der Ärger über ihre eigene Schwäche, der sie zu dieser heftigen Reaktion veranlasste.
"Du kleine Heuchlerin! Du hast mich damals begehrt, und ich kann dich jederzeit dazu bringen, dass du mich wieder begehrst."
"Mag sein", räumte Chloe überraschend ruhig ein. "Aber eine wirkliche Beziehung besteht aus mehr als bloß körperlicher Leidenschaft ..." Sie verstummte und sah ihn erstaunt an. "He, was machst du denn da?"
Leon knöpfte sich das Hemd wieder zu. "Jetzt brauche ich dringend frische Luft", spottete er. "Mir ist ganz schlecht von der Überdosis Sentimentalität, die ich gerade erhalten habe.
Mach dir nicht die Mühe, auf mich zu warten."
Wohin wollte er? Zu Marisa? Diese Frage quälte Chloe, nachdem sich die Tür hinter Leon geschlossen hatte.
Auf jeden Fall kehrte Leon erst kurz vor Morgengrauen zurück und war schon wieder weg, als Chloe später von der Sonne geweckt wurde, die strahlend hell ins Zimmer schien.
Lediglich das zerwühlte Bett neben ihr verriet ihr, dass sie nicht die ganze Nacht allein geschlafen hatte. Wehmütig dachte sie daran, wie es gewesen war, neben Leon aufzuwachen. Doch solche Gefühle durfte sie sich nicht erlauben. Schnell stand sie auf, duschte und zog sich an.
Das Frühstück wurde auf der Terrasse serviert. Chloe war die Erste und trank bereits ihre zweite Tasse Kaffee, als die Kriticos sich zu ihr gesellten.
"Ich weiß nicht, ob es an der frischen Seeluft liegt oder an der Ruhe hier, aber ich schlafe sonst nie so lange", sagte Madame Kriticos lachend. "Sie können sich wirklich glücklich schätzen, meine Liebe, auf dieser wunderschönen Insel zu leben."
"Sie kann sich glücklich schätzen, einen Mann zu haben, der reich genug ist, um sich einen derartigen Luxus erlauben zu können", fügte Alexandros scherzhaft hinzu.
Die Kriticos hatten sich offensichtlich darauf verständigt, den Tag noch auf Eos zu bleiben - aus Höflichkeit gegenüber ihrem Gastgeber, wie Chloe vermutete. Gegen zehn Uhr abends wollten sie aber die Rückfahrt antreten, was für Chloe bedeutete, sie musste bis dahin ihren Pass in die Hand bekommen und an Bord der Yacht gelangen, ohne dass Leon es bemerkte.
Da Marisa nicht am Frühstückstisch erschien, taute Nikos etwas auf. Nach dem Frühstück erkundigte er sich sogar schüchtern bei Chloe, ob sie ihm einen schönen Badestrand auf der Insel empfehlen könne. Offenbar schwamm er lieber im Meer als im Swimmingpool, und da Madame Kriticos keine rechte Lust hatte und Alexandros noch Geschäftliches mit Leon besprechen wollte, bot Chloe sich an, Nikos zum Strand zu begleiten.
Katina, die Haushälterin, beschrieb ihnen den Weg zu einer kleinen, abgelegenen Sandbucht auf der windgeschützten Seite der Insel. Bestens versorgt mit einem großen Picknickkorb, fuhren sie bald nach dem Frühstück in Leons Jeep los.
"Vergiss nicht, dass wir heute Abend früh essen, weil wir danach abreisen wollen, Nikos", gab Madame Kriticos ihrem Sohn noch mit auf den Weg. Chloe hatte an diesem Morgen weder Leon noch Marisa gesehen und fragte sich, ob Leon dem Mädchen wohl gesagt hatte, dass es nun doch nicht zur Heirat gezwungen werde.
Die kleine Bucht befand sich auf der anderen Seite der Insel, umgeben von schützenden Felsenklippen. Chloe und Nikos parkten den Jeep oben auf den Klippen und kletterten die steilen Stufen hinunter, die grob in den Fels gehauen worden waren.
Nikos ging voran, blieb jedoch immer wieder stehen, um sich besorgt nach Chloe umzudrehen. Da er den Picknickkorb in der einen Hand und die Strandlaken unter dem anderen Arm trug, fand Chloe seine Sorge eher rührend.
"So alt und hinfällig bin ich noch nicht, dass ich die paar Stufen nicht mehr schaffe", sagte sie schließlich neckend.
Nikos war bereits unten am Strand angekommen und ließ den Blick seiner sanften braunen Augen bewundernd über sie schweifen, als sie die letzten Stufen nahm. Shorts und ein leichtes Sonnentop brachten ihre atemberaubende Figur voll zur Geltung. "Sie sind bestimmt nicht alt", sagte er leidenschaftlich,
"sondern sehr schön, Madame ... wunderschön", fügte er mit Blick auf ihr schimmerndes blondes Haar hinzu. "Leon ist ein sehr glücklicher Mann."
"Hören Sie auf, mir zu schmeicheln", befahl Chloe.
"Vergessen Sie nicht, wir sind hergekommen, um zu schwimmen!"
Da Chloe ihren Bikini schon unter ihren Sachen trug, hatte sie kein Problem
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