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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Ende.
    Keuchend stieß er Koseworte aus, küßte sie dankbar. Sie hatte ihn auf eine neue Ebene geführt; sie, der unerwartete Engel, den ihm die Vorsehung zu Füßen gelegt hatte. Es hatte so sein sollen. Das verstand er nun. Und er begriff, daß er vor seiner schicksalhaften Begegnung mit Jo noch viel lernen mußte.
    Er löste den Schal, faltete ihn und legte ihn andächtig auf den Revolver. Er nahm sich viel Zeit, um sie zurechtzulegen, um ihre Hände zu arrangieren, nachdem er den Gürtel abgenommen hatte. Zunächst störten ihn die Striemen an den
Handgelenken ein wenig, aber dann kam ihm die Idee, die Hände wie ein Kissen unter ihren Kopf zu schieben.
    Dieses Foto würde er Geschenk eines Engels nennen.
    Dann zog er sich an und schnürte ihre Kleidung zu einem Bündel zusammen. Die Sümpfe waren zu weit entfernt. Dort waren die Reste tief vergraben, die die Alligatoren und die anderen Raubtiere von Ginny übriggelassen hatten. Aber jetzt hatte er weder Zeit noch Kraft für die lange Wanderung.
    Aber der Fluß bot ausreichend tiefe Stellen. Er würde sie zu ihrer letzten Ruhestätte tragen und mit Steinen beschwert hinablassen, so daß sie für immer auf dem schlüpfrigen Grund verschwand.
    Und dann, entschied er mit einem langen Gähnen, war es Zeit fürs Bett.

Zweiundzwanzig
    Im Morgengrauen schlüpfte Giff aus Lexys Zimmer und schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinunter. Eigentlich hatte er schon vor Sonnenaufgang wieder zu Hause sein wollen, aber Lexy hatte ihn auf ihre eigene Art zum Bleiben überredet.
    Er erinnerte sich, wie Lexy in ihrem winzigen Seidenhemdchen ausgesehen hatte. Bei ihrem Anblick mußte selbst der stärkste Mann auf die Knie sinken und Gott für die brillante Idee danken, Eva zu erschaffen. Und sie aus diesem zarten Nichts zu enthüllen war auch keine unangenehme Aufgabe gewesen.
    Er beschloß, Lexy am Samstag in Savannah noch eines dieser süßen Seidenhemdchen zu kaufen, so daß er …
    Die erotische Phantasie von Lexy in buttermilchfarbener Seide verschwand jedoch blitzartig, als er sich ihrem Vater gegenübersah. Es war unmöglich zu sagen, wer von den beiden verblüffter war: Lexys Liebhaber, dessen Haare wild zu Berge standen, oder Lexys Vater, der eine Schüssel Cornflakes in der Hand balancierte.
    Beide räusperten sich.
    »Mr. Hathaway.«
    »Giff.«
    »Ich … ähm … ich habe …«
    »Du hast dir sicher den tropfenden Wasserhahn oben angesehen.«
    Es war eine Ausrede, so verzweifelt angeboten, wie sie beinahe akzeptiert worden wäre. Aber dann straffte Giff die Schultern und beschloß, nicht den Weg des Feiglings zu nehmen. Er blickte Sam direkt in die Augen. »Nein, Sir.«
    Sam stellte die Schüssel auf den Tisch und goß Milch über die Cornflakes. Er fühlte sich äußerst unwohl in seiner Haut. Ein gemurmeltes »Aha« war alles, was ihm einfiel.
    »Mr. Hathaway, ich will nicht, daß Sie denken, ich würde mich aus Ihrem Haus schleichen«, fuhr Giff mit fester
Stimme fort, obwohl er, wie er innerlich zugab, genau das getan hatte.
    »Du bist in diesem Haus seit deinen Kindertagen ein und aus gegangen.« Laß gut sein, Junge, flehte Sam. Laß gut sein und zieh ab. »Du kannst auch heute noch jederzeit kommen und gehen.«
    »Ich bin viele Jahre gekommen und gegangen, Mr. Hathaway, und die meisten davon … ich denke, Sie wissen, was ich für Lexy empfinde. Was ich schon immer für sie empfunden habe.«
    Die verdammten Cornflakes weichen durch, dachte Sam. »Daran hat sich wohl nichts geändert, obwohl die meisten das glaubten.«
    »Nein, Sir. Das Gefühl ist nur noch stärker geworden. Ich liebe sie, Mr. Hathaway. Ehrlich und aufrichtig. Sie kennen mich und meine Familie schon ein Leben lang. Ich habe immer gewußt, was ich tue. Ich habe etwas Geld zur Seite gelegt. Und ich kann von meiner Arbeit leben.«
    »Daran hab’ ich keinen Zweifel.« Doch Sam runzelte die Stirn. Er hatte zwar erst einen Schluck Kaffee intus, aber langsam dämmerte ihm, worauf Giff hinauswollte. »Giff, wenn du um Erlaubnis bitten willst, meine Tochter zu… besuchen, dann will mir scheinen, daß du diese bestimmte Tür schon geöffnet hast, reingegangen bist und dich häuslich eingerichtet hast.«
    Giff wurde knallrot. »Ja, Sir, das kann ich nicht leugnen. Aber es ist nicht diese bestimmte Tür, von der ich rede, Mr. Hathaway.«
    »Oh.« Auf der Suche nach einem Löffel zog Sam eine Schublade und hoffte, Giff würde den Wink verstehen und abziehen, bevor die Sache noch unangenehmer wurde.

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