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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Dann legte er den Löffel hin und starrte Giff an. »Gütiger Gott, Junge, du willst sie doch nicht etwa heiraten?«
    Giffs Augen funkelten. »Ich werde sie heiraten, Mr. Hathaway. Ich würde gerne auch Ihren Segen dazu haben, aber heiraten werde ich sie mit oder ohne.«
    Ungläubig schüttelte Sam den Kopf und rieb sich die Augen. Warum konnte das Leben nicht ausnahmsweise einmal einfach
sein? Da ging ein Mann seinen Weg, kümmerte sich um seine eigenen Angelegenheiten, verlangte von den anderen nicht mehr, als daß sie sich um ihre kümmerten, aber das Leben warf einem immer wieder Heftzwecken vor die bloßen Füße.
    »Junge, wenn du sie willst, werde ich dir nicht im Weg stehen. Könnte ich sowieso nicht, und wenn ich mich einzementieren würde. Ihr seid alt genug und wißt, was ihr wollt.« Er ließ die Hände sinken. »Aber ich muß sagen, Giff, du handelst dir keine leichte Aufgabe ein. Du wirst für den Rest deines Lebens kaum mehr eine ruhige Minute haben.«
    »Da lege ich keinen gesteigerten Wert drauf.«
    »Sie wird jeden Penny, den du gespart hast, ausgeben und keine Ahnung haben, wofür.«
    »Sie ist nicht halb so töricht, wie Sie glauben. Außerdem kann ich immer mehr verdienen.«
    »Ich werde mich hüten, dir deine Idee auszureden.« Sam streckte Giff die Hand entgegen. »Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück.«
    Sam sah Giff nach, wie er mit federndem Schritt davonging. Er bezweifelte nicht, daß der Junge verliebt war. Und wenn er sich gelassen hätte, hätte er sich erinnern können, was das für ein Gefühl war: Man war so beschwingt, so wagemutig. So heißblütig.
    Während Sam seinen zweiten Kaffee schlürfte, beobachtete er, wie der Himmel zu einem strahlenden sommerlichen Blau aufklarte. Annabelle hatte ihn damals genauso betört wie Lexy heute Giff.
    Wie jung sie gewesen waren. Mit knapp achtzehn war er auf die Insel gekommen, um auf dem Fischkutter seines Onkels zu helfen. Die Sonne hatte ihm bei der Arbeit auf den Rücken gebrannt und die rauhen Netze ihm die Hände aufgerissen, aber er hatte jede Sekunde genossen.
    Er hatte sich Hals über Kopf in die Insel verliebt. In die verschwommenen Grüntöne, die einsamen Fleckchen, die Überraschungen, die ihn nach jeder Windung des Flusses, jeder Straßenkurve erwarteten.
    Und dann sah er Belle Pendleton in der Abendsonne Muscheln
am Strand sammeln. Sie hatte lange, braungebrannte Beine, einen gertenschlanken Körper, herabfallendes rotes Haar. Ihre Augen waren so strahlend blau wie das Wasser und der Sommer.
    Als er sie sah, stockte ihm der Atem.
    Er roch nach Fisch, Schweiß und Maschinenöl. Er wollte sich bei einem schnellen Bad im Meer entspannen. Aber sie lächelte ihn an und begann mit ihm zu reden.
    Er redete nicht gern. Frauen hatten ihn schon immer eingeschüchtert. Aber diese Erscheinung, die sein Herz schon mit einem Lächeln erobert hatte, brachte ihn vollends aus der Fassung. Im nachhinein war es ihm ein Rätsel, wie er es geschafft hatte, die Einladung für den Spaziergang am nächsten Abend hinauszustammeln.
    Als er sie Jahre später fragte, warum sie ja gesagt hatte, lachte sie nur.
    Du hast so gut ausgesehen, Sam. So ernst und süß. Und du warst der erste Junge und der letzte Mann, bei dem mein Herz einen Schlag lang ausgesetzt hat.
    Und sie meinte es ernst. Damals, dachte Sam. Nachdem er hart gearbeitet und genug Geld zusammengespart hatte, hielt er bei ihrem Vater um ihre Hand an. Alles war viel förmlicher als jetzt eben mit Giff gewesen. Auch hatte er sich nie im Morgengrauen aus Annabelles Zimmer hinausgeschlichen. Obwohl sie sich an den Nachmittagen oft heimlich im Wald getroffen hatten.
    Auch wenn sein Blut schon seit Jahren erkaltet war, konnte er sich noch gut an das Gefühl erinnern, wenn es heiß durch seine Adern pulsierte. Wenn ihn in den ersten Jahren nach Annabelles Verschwinden die Lust überkommen hatte, war er nach Savannah gefahren.
    Es machte ihm nichts aus, für Sex zu zahlen. Eine Prostituierte erwartete keine Konversation, keine Liebeserklärungen. Es war nur ein Geschäft. Aber es war schon einige Zeit her, daß er diese Dienste in Anspruch genommen hatte. Und nachdem so viel über Aids und andere Gefahren dieser Art von Sex gesprochen wurde, war Sam ganz froh, daß er darauf verzichten konnte.
    Alles, was er brauchte, fand er auf der Insel. Vor allem die Ruhe, auf die Giff keinen Wert legte.
    Sam lehnte sich zurück, um gemütlich seinen Kaffee zu Ende zu trinken. Als Jo die Küchentür aufriß,

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