Insel der Traumpfade Roman
Bildfläche verschwinden ließ – oder ging es um seinen Betrug beim Kartenspiel? »Mein Vater hat auch seine Schwächen«, erwiderte er. »Du musst mich daran erinnern, dass ich dir einmal davon erzähle, wenn du gefasster bist.«
»Treib keine Spielchen mit mir, Junge!«, rief Oskar von Eisner, erhob sich aus seinem Sessel und baute sich vor Edward auf. »DeinVater ist ein Ehrenmann – was man von dir nicht gerade behaupten kann. Er zahlt seine Spielschulden.«
Edward hätte vor Erleichterung beinahe laut gelacht. »Meine werden Ende des Monats beglichen, wie immer«, erwiderte er. »Das wissen meine Gläubiger.«
Der Baron sank in den Sessel zurück, hielt den Blick aber unverwandt auf Edwards Gesicht gerichtet. »Das hoffe ich doch«, sagte er etwas ruhiger. »Aber erwarte nicht, dass ich dir helfe, wenn sie zu hoch werden.«
»Meine Finanzen sind in Ordnung«, schnauzte Edward ihn an. »Und jetzt darf ich mich verabschieden.«
Der Baron hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Meine andere Sorge betrifft den Umstand, dass du dich deinem Vater offenbar gar nicht nahe fühlst. Ich hatte das Vergnügen, viele Stunden mit ihm zu verbringen, und finde seine Gesellschaft äußerst angenehm. Schade, dass du meine Ansicht nicht teilst.« Er zog seine buschigen Augenbrauen zusammen.
»Mein Vater und ich sind praktisch Fremde«, erklärte Edward. »Seine Reisen brachten es mit sich, dass er in meinen prägenden Jahren nur selten zu Hause war, und sobald ich in die Armee eintrat, hatten wir noch weniger Gelegenheit, uns näher kennenzulernen.«
»Die Chance hast du jetzt«, erwiderte der Baron, »und dennoch grenzt dein Verhalten bei den wenigen Gelegenheiten, zu denen er bei euch eingeladen ist, an Unverschämtheit. Bemüh dich nicht, es zu leugnen. Ich habe es gestern Abend selbst feststellen können. Eloise hat nichts gesagt, aber ich weiß, dass sie deinen Vater gern bewirten würde, ohne sich vor einer ungemütlichen Atmosphäre fürchten zu müssen.« Er warf sich in die Brust. »Meine Tochter ist Familienzwiste nicht gewöhnt. Nachdem sie nun deine Frau ist, ist es nur recht und billig, wenn auch dein Vater Anteil an ihrem Leben nehmen kann.«
Edward merkte, dass sein Vater dabei seine Hand im Spiel hatte. Der Baron war schlau. Er hatte ihn mit einem vernünftigen Argument in die Ecke gedrängt, doch er konnte unmöglich wissen, dass die Bedrohung durch die bei einem Anwalt hinterlegte Erklärung seines Vaters noch immer wie ein Damoklesschwert über Edward hing. Diese Erklärung könnte ihn ruinieren, denn sie bewies, dass Jonathan Caldwallader einen Meineid geschworen hatte, um Edwards Kopf zu retten. Sie enthielt auch den Beweis, dass Edward und seine Männer falsches Zeugnis abgelegt hatten und in Wirklichkeit der Vergewaltigung an Millicent Parker schuldig waren.
»Mein Vater wird in unserem Haus immer willkommen sein«, log er, »und es wird ihm eine Ehre sein, wenn er erfährt, dass Eloise so große Stücke auf ihn hält. Er hat mir gesagt, dass er sie sehr bewundert.«
Oskar schwieg, und Edward merkte, dass er sich noch weiter ins Reich der Phantasie begeben musste, um ihn zufriedenzustellen. Er holte tief Luft. »Die Kluft, die zwischen meinem Vater und mir besteht, bedauere ich zutiefst«, sagte er, »aber meine Dienstpflichten haben mich oft längere Zeit aus Sydney fortgeführt, und er war unterwegs auf Forschungsreise.« Die Worte kamen ihm von den Lippen, als hätte er sie einstudiert. »Der Wunsch, das zu ändern, ist uns gemeinsam. Welcher Sohn könnte es schon ertragen, mit dem einen Mann im Streit zu liegen, zu dem er immer aufgeschaut hat, und welcher Vater könnte sich schon von seinem eigen Fleisch und Blut, seinem Erben, fernhalten?« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Dein Rat ist weise«, fuhr er fort »aber ich darf darauf hinweisen, dass ich bereits die beste Absicht hatte, eine engere Beziehung zwischen meinem Vater und mir zu schmieden, und ich bedaure, wenn du so schlecht von mir denkst.«
Der Baron schnaubte. »Mit Worten bist du schnell bei der Hand, aber jetzt sollten ihnen auch Taten folgen.«
Eloise war einen Moment versucht gewesen, an der Tür zum Arbeitszimmer zu lauschen, doch sie war weiter die Treppe hinuntergegangen. Das Gesicht durch einen Sonnenschirm geschützt,hatte sie sich auf einen Spaziergang durch den Garten begeben, und obwohl ihre Nerven zum Zerreißen gespannt waren und ihre Gedanken sich im Kreise drehten, hatte sie dennoch Augen für ihre
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