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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Sonntags, montags, mittwochs, donnerstags und samstags werden folgende Rationen an jeweils sechs Männer ausgegeben: eine Rinderwange oder -hachse, drei Pint Erbsen, drei Pfund Gemüse, sechs Pfund Brot und sechs Quart Dünnbier. Dienstags und freitags gibt es Haferbrei - Themse-Wasser nach Belieben, drei Pint Hafermehl mit Kräutern, drei Pfund Käse und sechs Pfund Brot. Mehr gibt es nicht. Wer abends alles aufisst, hat am nächsten Morgen Hunger. Mr Campbell sagt, ihr müsst euch jeden Tag waschen und jeden Sonntag rasieren, bevor der Pfaffe an Bord kommt. Wenn ihr zur Arbeit oder zum Gottesdienst heraufkommt, bringt ihr die Nachttöpfe mit und leert sie in den Fluss. Ein Eimer für jede Gruppe. Was ihr in eurer Zelle tut, ist mir und Mr Campbell egal.«

    Er grinste. »Aber zuerst muss ich mir eure Kisten und Taschen ansehen.« Er hockte sich hin, während Mr Sykes hinter ihm stehen blieb. »Aufmachen, los!«
    Die Sträflinge öffneten die Kisten und breiteten ihre Habe aus.
    Mr Herbert Hanks war ein gründlicher Mensch. Er begann mit den Sachen von Ike Rogers und dessen Gruppe. Ihre Kisten waren kleiner, und die beiden Jungen aus Wiltshire hatten überhaupt keine. Lumpen und Kleider interessierten Mr Hanks nicht, trotzdem gab er jedes einzelne Stück an Mr Sykes weiter. Mr Sykes’ Hände glitten über die Stoffe, und er drückte an jeder kleinsten Ausbeulung herum, allerdings ohne fündig zu werden. Auch die anderen Gegenstände boten keine Überraschungen.
    »Wo ist euer Geld?«, wollte Mr Hanks wissen.
    Ike sah ihn überrascht an. »Sir, wir haben keins. Wir waren ein Jahr lang im Gefängnis. Unser Geld ist aufgebraucht.«
    »So?« Mr Hanks wandte sich Richards Gruppe zu. Seine Augen glitzerten. »Alles vertrunken, was?« Aus Richards Kiste und Säcken kamen Kleider, Flaschen und Krüge, der Filterstein mit mehreren Ersatzteilen, zum Auspolstern verwendete Lumpen, Bücher, Papier, Schreibfedern - sehr merkwürdige Dinge! - und zwei Paar Ersatzschuhe. Mr Hanks hielt die Schuhe hoch und betrachtete sie enttäuscht. Achselzuckend sah er den gleichermaßen enttäuschten Mr Sykes an. »Ihr seid wirklich Bauern. Hier hat niemand sonst so große Füße, nicht einmal Long Joyce. Was ist denn das?« Er hielt eine Flasche hoch.
    »Teeröl, Mr Hanks.«
    »Und das?«
    »Ein Filterstein, Sir. Damit filtere ich das Wasser, das ich trinke.«
    »Das Wasser hier ist bereits gefiltert. Unter jeder Pumpe hängt ein Sieb. Wie heißt du, Quadratlatsche?«
    »Richard Morgan.«
    Mr Hanks entriss Mr Sykes eine Liste und überflog sie. Er konnte zwar lesen, doch bereitete es ihm große Mühe. »Jetzt nicht mehr, Morgan. Von jetzt an bist du Sträfling Nummer zweihundertdrei.«
    »Jawohl, Sir.«

    »Ein belesener Bursche, wie ich sehe.« Mr Hanks blätterte in einem Buch. Er suchte nach obszönen Kupferstichen oder erotischen Passagen. Als er keine fand, klappte er das Buch mit einem Knall wieder zu.
    »Und was ist das?«
    »Ein Tonikum gegen Furunkel, Sir.«
    »Und das?«
    »Eine Salbe gegen Schnitte und Geschwüre, Sir.«
    »Das ist ja die reinste Apotheke! Warum hast du den ganzen Kram mitgebracht?« Er entkorkte die Flasche mit dem Tonikum und schnüffelte misstrauisch daran. »Igitt! Das stinkt ja so bestialisch, als sei es aus dem Fluss.«
    Richard sah mit unbewegter Miene zu, wie der Aufseher die leere Kiste aufhob, sie schüttelte, lauschte, ob etwas darin klapperte, und Wände, Boden und Deckel abklopfte. Anschließend betastete er die Nähte der Säcke. Nichts. Er beschlagnahmte Richards besseres Rasiermesser, den Streichriemen und den Wetzstein sowie sein bestes Paar Strümpfe. Dann nahm er Will Connellys Kiste und Tasche in Augenschein. Richard kniete seelenruhig hin, verkorkte die Flasche mit dem Tonikum wieder und stellte sie beiseite. Ein Blick auf Mr Sykes sagte ihm, dass er seine Sachen jetzt offenbar wieder einpacken konnte. Richard nickte dem bewegungslos verharrenden Rogers zu und machte sich an die Arbeit. Rogers und seine Gruppe folgten Richards Beispiel.
    Endlich war Mr Hanks mit allen zwölfen fertig. Er lächelte leutselig. »Also jetzt noch mal, wo ist euer Geld, Freunde? Wo sind eure Silberdollars?«
    »Wir haben nichts, Sir«, sagte Neddy Perrott bekümmert. »Wir waren ein Jahr lang im Knast, und da waren Frauen …« Er verstummte.
    »Taschen nach außen kehren!«
    Doch alle Manteltaschen waren leer, bis auf die von Richard, Bill, Neddy und Will, die mit Büchern voll gestopft waren.
    »Klamotten

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