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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Zustände dort so empört, dass er jeder Koje einen zusätzlichen Nachttopf nebst Schwabber und Scheuerbürsten bewilligte. Nun hatten die Gefangenen einen Nachttopf zum Verrichten der Notdurft und zum Putzen und einen zweiten, um sich und ihre Kleider zu waschen.
    »Aber das ändert nichts am Zustand der Bilgen«, sagte Mikey Dennison. »Igitt-igitt!« Dring und Robinson aus Hall pflichteten ihm aus tiefster Seele bei.
    Wenn es draußen hell war, stahlen sich ein paar schwache Lichtstrahlen durch die Gitter auf den Luken, doch die übrige Zeit verbrachten die 190 Sträflinge der Alexander in völliger Dunkelheit. Außerdem verbot ihnen Leutnant Shairp, das Oberdeck zu betreten, solange sie auf See waren. Nur die Fahrt sorgte für etwas Abwechslung. Die Alexander krängte in schwerer See, als sie Dover und Folkstone passierten, Dungeness umrundeten und in den Ärmelkanal einliefen. Einen Tag lang litt Richard unter Übelkeit. Er würgte sogar zweimal. Doch er erholte sich rasch wieder und fühlte sich alles in allem erstaunlich gut für einen Mann, der seit über einem Monat praktisch nur von Schiffszwieback und Pökelfleisch lebte. Bill und Jimmy litten am meisten, Will und Needy dagegen waren nur etwas blasser um die Nase als Richard. Und Taffy, der Waliser, geriet regelrecht in Verzückung, weil sie jetzt wenigstens Fahrt machten.
    Ikes Zustand verschlimmerte sich zusehends. Die Gefährten und besonders Joey Long pflegten ihn aufopferungsvoll, aber nichts schien den entkräfteten Straßenräuber von der Seekrankheit kurieren zu können.
    »Eastbourne liegt bereits achteraus, als Nächstes kommt Brighton«, sagte der Seesoldat Davy Evans in der dritten Woche auf See zu Richard.

    Am 12. Februar starben die ersten Sträflinge an einer rätselhaften Krankheit, die niemand kannte.
    Sie begann mit Fieber, laufender Nase und Taubheit auf einem Ohr, dann schwoll eine Kinnbacke an wie bei einem Kind, das Mumps hatte. Der Kranke konnte zwar ohne Beschwerden schlucken und atmen, doch die weiche Schwellung war sehr schmerzhaft. Irgendwann ging sie zurück, doch dafür schwoll jetzt die andere Seite an, und zwar noch dicker. Nach zwei Wochen klang auch die zweite Schwellung ab, und der Kranke wähnte sich schon auf dem Weg der Besserung, da schwollen seine Hoden auf das Vierfache der normalen Größe an und bereiteten ihm so unsägliche Schmerzen, dass er nur noch wimmernd dalag und sich nicht zu rühren wagte. Gleichzeitig stieg das Fieber wieder. Einige genasen etwa eine Woche später, die anderen starben einen qualvollen Tod.
    Dann erreichten sie endlich Portsmouth! Am 22. Februar ankerten die vier Schiffe eine Bootsfahrt von der Küste entfernt in der Mother Bank. Mittlerweile hatte die heimtückische Krankheit auf die Seesoldaten übergegriffen und auch einen Matrosen niedergestreckt. Nach wie vor war unklar, um was es sich handelte - jedenfalls nicht um Fleckfieber, Typhus, Scharlach oder die Blattern. Schon ging das Gerücht, es sei der schwarze Tod - bekamen die Kranken nicht widerwärtige Beulen?
    Drei Matrosen desertierten beim ersten Landgang, und die Seesoldaten gerieten so in Panik, dass Leutnant Shairp unverzüglich seine Vorgesetzten, Major Robert Ross und Oberleutnant John Johnstone von der in Plymouth stationierten 39. Marineinfanteriekompanie, aufsuchte. Drei Seesoldaten wurden ins Hospital eingeliefert, andere zeigten erste Symptome.
    Am nächsten Tag kam Leutnant Johnstone, der ebenfalls Schotte war, in Begleitung eines Arztes aus Plymouth an Bord. Der Doktor warf einen Blick auf die Kranken, hielt sich ein Taschentuch vor die Nase und wich zurück. Die Krankheit sei bösartig und unheilbar, erklärte er und wies weitere Seesoldaten ins Krankenhaus ein. Er nahm das Wort »Pest« nicht in den Mund, doch gerade diese Unterlassung ließ keinen Zweifel an seiner heimlichen
Diagnose. Er empfahl, Besatzung und Häftlinge mit frischem Fleisch und Gemüse zu verköstigen. Mehr könne er nicht tun.
    Es ist wie im Gefängnis von Gloucester, dachte Richard. Wenn zu viele Menschen auf engstem Raum zusammenleben, bricht eine Krankheit aus und lichtet die Reihen.
    »Uns wird nichts geschehen, wenn wir in dem Teil des Decks bleiben, den wir geschrubbt haben, wenn wir unsere Näpfe und Becher mit Teeröl auswischen, unser Wasser filtern und regelmäßig einen Löffel Malzextrakt einnehmen. Für mich steht fest, dass die Leute von der Justitia die Krankheit eingeschleppt haben, und die sind im Vorschiff

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