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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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kann Wigfall, Morgan und ein paar anderen offenbar nichts anhaben. Sie erfreuen sich bester Gesundheit, wahrscheinlich weil sie hart arbeiten und gutes Essen bekommen.«
    »Das werden sie auch weiterhin bekommen, selbst wenn andere vielleicht hungern müssen«, sagte Ross. »Zuerst müssen Unterkünfte für die Soldaten gebaut werden. In Zelten zu leben ist die Hölle - falls Hunter sich irgendwann dazu aufrafft, die Zelte ausladen zu lassen. Wo wäre Ihrer Meinung nach der beste Platz für neue Unterkünfte?«
    »Dort drüben, hinter dem Sumpf. Das Land am Fuße der Hügel hinter Sydney Town ist trocken. Leider verrotten die Norfolktannen in der Erde schnell, deshalb wären Fundamente aus Stein besser geeignet. Sind auch Steinmetze mitgekommen?«
    »Ja, mehrere, und ein paar Meißel haben wir auch dabei. Seine Exzellenz weiß, dass sie hier dringender gebraucht werden als in Port Jackson, wo im Augenblick keine neuen Häuser gebaut werden müssen. Der Gouverneur war übrigens hocherfreut über den Kalk, den Sie ihm geschickt haben. Wir haben auf unseren Reisen durch Cumberland County keinen einzigen Brocken Kalkstein gefunden.«
    »Dann kann ich dem Gouverneur ja mitteilen, dass es hier genug Kalk gibt. Wir könnten notfalls hundert Scheffel am Tag produzieren.« King sehnte sich nach einem Glas Portwein, wusste aber, dass der Major es nicht guthieß, am Tag mehr als ein halbes Pint eines alkoholischen Getränks zu sich zu nehmen. Er sah Ann an der Haustür stehen und beschloss, den Major sich selbst zu
überlassen. Ann war wieder schwanger und brauchte vielleicht seine Hilfe. »Ich muss gehen!«, sagte er und verschwand.
    In diesem Augenblick trat der schmächtige Leutnant Ralph Clark ein. Ross hatte nichts von ihm gehalten, bis er merkte, dass der unreife, sentimentale Clark zwar nicht zum Seesoldaten taugte, aber ein großartiges Kindermädchen war. Es schien ihm tatsächlich Spaß zu machen, sich um den kleinen John zu kümmern.
    »Ich sehne mich nach einem frischen Hemd, Sir«, sagte Clark höflich und lächelte den kleinen John an. »Sie sicher auch. Vielleicht wurde unser Gepäck inzwischen an Land gebracht.«
    »Ich frage mich langsam, ob die Leute von der Sirius es überhaupt je schaffen werden, die Ladung zu löschen«, sagte Ross mürrisch. »Bei der Supply klappt es reibungslos.«
    »Die Supply hat Ball und Blackburn, Sir. Die kennen sich hier aus.«
    Und Hunter von der Sirius ist ein launischer Idiot, dachte Ross. Laut sagte er zu Clark: »Kümmern Sie sich um den kleinen John, Leutnant. Ich sehe mir die Insel an.«
    Ross wanderte durch Sydney Town und Umgebung, dann marschierte er nach Westen ins Arthur’s Vale. Was Oberleutnant King in nur zwei Jahren und mit so wenigen Männern aufgebaut hatte, nötigte dem Major Respekt ab, auch wenn er sich das nur ungern eingestand. Die Holzfundamente des Getreidespeichers und der Scheune waren inzwischen fast vollständig durch Fundamente aus dem Stein ersetzt worden, den King in der Umgebung des Friedhofs entdeckt hatte. Neben der Scheune befand sich ein großer Viehhof. Ross kam an der zweiten Sägegrube vorbei, in der unter einem Sonnenschutz eifrig gesägt wurde. Er blickte skeptisch zu den Frauen hinüber, die unter einem Dach Sägen schärften und sich dabei unterhielten. Dann ging er weiter talaufwärts. Oberhalb des Damms wurden die Hänge gerodet, um Platz für weitere Weizen- und Maisfelder zu schaffen. Dort entdeckte er die dritte Sägegrube und Richard Morgan und einen Mitarbeiter. Die beiden Männer sägten gerade dicke Balken aus dem Kernholz eines gewaltigen Stammes. Da der Major wusste, dass es gefährlich sein
konnte, Säger abzulenken, während ihr scharfes Werkzeug sich durch das Holz fraß, blieb er ruhig stehen und sah zu.
    Als die beiden fertig waren, sprach er Richard an. »Wie ich sehe, sind Sie beschäftigt, Morgan.«
    Richard gab sich keine Mühe, seine Freude zu verbergen. Er sprang von dem Stamm herunter und trat auf Ross zu. Er wollte schon die Hand ausstrecken, besann sich aber noch rechtzeitig und hob sie stattdessen grüßend. »Willkommen auf der Insel, Major Ross«, sagte er lächelnd.
    »Sind Sie auch aus Ihrer Hütte vertrieben worden?«
    »Noch nicht, Sir, aber das wird wohl noch kommen.«
    »Wo wohnen Sie denn, dass es noch nicht geschehen ist?«
    »Weiter oben, am Ende des Tals.«
    »Zeigen Sie es mir.«
    Das Haus, das inzwischen ein steinernes Fundament und ein Schindeldach hatte - eine Hütte konnte man es nicht mehr

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