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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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dulden! Ich erwarte, dass alle Männer und Frauen sofort mit dem Anbau von Gemüse und Obst beginnen, um die Vorräte aufzustocken. In den ersten sechs Wochen muss alles Gemüse und Obst abgeliefert werden, danach darf jeder mit einem ertragreichen Garten ein Drittel der Ernte behalten. Ertrag durch Arbeit, lautet mein Motto, und das gilt für die Freien genauso wie für die Sträflinge.«

    Der Major bleckte die Zähne. »Ich bin Vizegouverneur dieser Insel, und was ich sage, ist ebenso Gesetz, als hätte der König persönlich es verkündet! Nun will ich ein dreifaches Hoch auf Seine Majestät König Georg hören, aber bitte laut! Hipp, hipp!«
    »Hurra!«, schrien alle, dreimal hintereinander.
    »Und ein dreifaches Hoch auf Leutnant King, der hier Wunder vollbracht hat! Mr King, ich wünsche Ihnen eine gute Reise. Hipp, hipp!«
    Die Hurras für King waren noch lauter als die für den König. King stand ganz benommen da und strahlte vor Freude. In diesem Augenblick liebte er Major Ross geradezu.
    »Und jetzt laufen alle am Union Jack vorbei und neigen zum Zeichen ihrer Treue den Kopf!«
    Eingeschüchtert und ernst defilierte die Menge vorüber.
    Richard hatte unter den neu eingetroffenen Sträflingen zu seiner Freude bereits viele bekannte Gesichter entdeckt, darunter Will Connelly, Neddy Perrott und Taffy Edmunds, Tommy Kidner, Aaron Davis, Mikey Dennison, Steve Martin, George Guest, George Whitacre und den lustigen Ed Risby. Unter den neuen Seesoldaten erblickte er seinen Büchsenmacherlehrling Daniel Stanfield und zwei Männer von der Alexander - Elias Bishop und Joe McCaldren. Bestimmt würden seine alten Freunde ihn gleich begrüßen wollen. Wie sollte er ihnen erklären, dass Major Ross es dem Aufseher der Säger übel nehmen würde, wenn er untätig herumstand und mit ihnen plauderte? Doch noch bevor Richard in eine Zwickmühle geraten konnte, rief Major Ross seinen Namen.
    »Ja, Sir?«, fragte Richard. Die Menge um ihn zerstreute sich.
    »Ich werde den Gefreiten Stanfield beauftragen, Edmunds zu holen. Werden Sie in der dritten Sägegrube sein?«
    »Ja, Sir.«
    »Ich schicke Ihnen John Lawrell. Er wird bei Ihnen wohnen und alles tun, was Sie anordnen. Er ist zwar etwas einfältig, aber ein guter Kerl. Lassen Sie ihn in Ihrem Garten arbeiten. In den ersten sechs Wochen wird Tom Crowder alles einsammeln, was reif ist, danach wird er nur noch zwei Drittel mitnehmen.«
    »Jawohl, Sir.« Richard salutierte und eilte davon. Er kannte
John Lawrell nur flüchtig. Lawrell war ein gutmütiger, recht langsamer Mann aus Cornwall, der zuerst auf dem Gefangenenschiff Dunkirk und später auf der Scarborough gewesen war und seit seiner Ankunft vor einem Jahr zu Stephens Hilfsarbeitern gehörte. Was hatte Major Ross vor? Er hatte ihm soeben einen Dienstboten zugewiesen, der seinen Garten für ihn versorgen sollte.
    Als Richard die dritte Sägegrube erreichte, wo Sam Hussey mit Harry Humphreys sägte, hatte er den Zweck der Maßnahme begriffen. Auf Grund der vielen Neuankömmlinge stieg für die alteingesessenen Inselbewohner, die ertragreiche Gemüsegärten besaßen, die Gefahr, dass Diebe sie um ihre Ernte brachten - Kriegsrecht hin oder her. Ross wollte verhindern, dass sein Garten geplündert wurde. Bestimmt wies er auch den anderen Inselbewohnern mit ertragreichen Gärten Wächter zu. Richard unterdrückte einen Seufzer. Er nahm sich vor, in seiner Freizeit Holz zu sägen und Lawrell eine eigene Hütte zu bauen. Der Gedanke, sein Haus teilen zu müssen, flößte ihm weit mehr Unbehagen ein als die Vorstellung, nicht mehr genug zu essen zu haben.
    »Ich muss weg und mich um die neuen Sägegruben kümmern, Billy«, sagte er zum Gefreiten Wigfall, den er inzwischen als einen guten Freund betrachtete. Er lachte. »Sorg dafür, dass wir nicht noch mehr Williams als Säger bekommen!« Dann fiel ihm noch etwas anderes ein. »Wenn ein Waliser namens Taffy Edmunds hier aufkreuzt, setz ihn in den Schatten - aber nicht zu den Frauen! - und sag ihm, er soll warten, bis ich zurückkomme. Er wird in Zukunft das Schleifen der Sägen beaufsichtigen. Schade, dass er keine Frauen mag. Er wird lernen müssen, mit ihnen auszukommen.«
    Drei der neuen Sägegruben lagen östlich von Sydney Town am Fuß der Hügel, deren Hänge noch dicht bewaldet waren.
    Ross hatte angeordnet, zwischen der Turtle Bay und der Ball Bay eine zwanzig Fuß breite Schneise durch den Wald zu schlagen, die später zu einer richtigen Straße ausgebaut werden sollte.

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