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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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einem halben Hektar Größe umsiedeln. Wer eigenes Land haben will, muss jedoch einen Neuankömmling mitversorgen. Auf die Erträge eurer Grundstücke erhebt der Staat keine Ansprüche. Das Land soll vielmehr dazu dienen, euren Bedarf an Lebensmitteln der Regierung zu verringern. Überschüsse könnt ihr an den Staat verkaufen; das gilt für Freie ebenso wie für Sträflinge. Sträflinge, die hart arbeiten, ihre Grundstücke roden und bestellen und Lebensmittel an den Staat verkaufen, erhalten die Freiheit zurück, sobald sie bewiesen haben, dass sie sie verdienen - so wie ich einigen von euch als Belohnung für gute Arbeit schon die Freiheit zurückgegeben habe. Wer ein Stück Land bestellt, bekommt vom Staat eine Zuchtsau, die er bei Bedarf von einem Eber decken lassen kann. Geflügel kann ich nicht verteilen, aber sobald wir genug Puten, Hühner und Enten haben, kann, wer genug Geld hat, welche kaufen.«
    Ein Raunen ging durch die Menge. Einige strahlten vor Freude, andere machten ein finsteres Gesicht. Nicht allen gefiel die Vorstellung, hart zu arbeiten, nicht einmal, wenn es in ihrem eigenen Interesse war.
    Richard kehrte mit gemischten Gefühlen in seine Sägegrube oben im Tal zurück. Einerseits war er glücklich und dankbar, dass Ross ihm das Stück Land zugeteilt hatte, auf dem sein Haus stand und das er bereits bestellte. Andererseits trauerte er seinem friedlichen Einsiedlerdasein nach, das Ross nun beenden wollte. Richard wusste, dass er eine Frau nicht wie Lawrell in eine andere Hütte verbannen und auch nicht bei Lawrell einquartieren konnte. Lawrell war zwar ein harmloser Kerl, aber er würde natürlich erwarten, dass sie mit ihm schlief, ob sie das wollte oder nicht. Nein, Richard musste sie wohl oder übel in sein Haus aufnehmen. Das warf seine Pläne für das kommende Wochenende über den Haufen. Eigentlich hatte er auf den Felsen westlich des Landeplatzes angeln und einen langen Spaziergang mit Stephen machen wollen. Stattdessen musste er nun für eine Frau ein zweites Zimmer an sein Haus anbauen. Johnny Livingstone hatte ihm einen Schlitten mit glatten Kufen gebaut, den er mithilfe eines Geschirrs aus Segeltuch
wie ein Pferd ziehen konnte. Er hatte den Schlitten gebraucht, um die Zutaten für die Maische im Schutz der Nacht zur Brennerei zu befördern. Der Schlitten fasste so viel wie ein großer Handkarren und war von unschätzbarem Wert. Jetzt würde er ihn dazu benutzen müssen, Steine zur Erweiterung des Fundaments vom Steinbruch zu holen. Er verfluchte alle Frauen.
     
    Da Winter war, nahmen die ranghöheren Offiziere die warme Hauptmahlzeit um ein Uhr zusammen mit Major Ross in der Offiziersmesse der Gouverneursresidenz ein. Lizzie Lock, die darauf bestand, Mrs Morgan genannt zu werden, war nun, da sie eine größere Auswahl an Zutaten hatte, eine ausgezeichnete Köchin. An diesem Tag gab es zur Feier der Ankunft der Surprize und der Justinian Schweinebraten. Die Offiziere der beiden Schiffe waren jedoch nicht eingeladen worden, ebenso wenig wie die Herren Donovan, Wentworth und Murray. So nahmen an dem Festessen nur Major Ross, Captain Hunter, Captain Johnston, Leutnant Johnstone und Leutnant William Faddy teil.
    Als Aperitif schenkte der Major »Rio-Rum« aus. Die Flasche Portwein, die Captain Maitland von der Justinian mitgebracht hatte, wollte er erst nach dem Essen öffnen. Da der Braten auf sich warten ließ, ließ der Major noch einen Rum ausschenken. Die fünf Männer waren deshalb bereits besäuselt, als sie Mrs Morgans Schweinelende zusprachen. Die Kruste des Bratens war herrlich knusprig, die Soße würzig, und die in Schmalz gerösteten Kartoffeln schmeckten ebenfalls köstlich. Das Essen schwächte die Wirkung des Rums freilich nicht ab, denn die fünf tranken fleißig weiter.
    »Ich habe festgestellt, dass Clark nicht mehr die staatlichen Vorratshäuser verwaltet«, sagte Hunter und verspeiste das letzte Stück Reispudding, das in Sirup schwamm.
    »Leutnant Clark hat Besseres zu tun als Zahlen zusammenzuzählen«, sagte Ross, dessen Kinn vor Bratenfett glänzte. »Seine Exzellenz schickt mir freie Männer, damit ich sie sinnvoll einsetze, und genau das tue ich. Ich brauche Clark jetzt in Charlotte Field. Er überwacht die Bauarbeiten.«

    Hunter runzelte die Stirn. »Da fällt mir ein, dass Sie in Ihrer Ansprache heute Morgen andeuteten, meine Männer sollten aus Sydney Town wegziehen - an die Straße nach Cascade, wenn ich Sie richtig verstanden habe.«
    Ross nickte und

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