Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
löschen. Nur ein paar Briefe aus England und Port Jackson und einige Schiffsoffiziere wurden an Land gebracht. Das Ausladen musste warten und notfalls in Cascade erfolgen.

    Leutnant Clark erhielt zu seiner großen Freude gleich vier lange Briefe von seiner geliebten Betsy und las zu seiner Beruhigung, dass es ihr und dem Baby gut ging.
    Gouverneur Phillip teilte Major Ross in einem ausführlichen Bericht mit, dass er die Supply mit Leutnant King an Bord nach Batavia geschickt habe. Dort sollte das Schiff so viel Proviant aufnehmen, wie seine kleinen Frachträume fassen konnten, und möglichst noch ein holländisches Frachtschiff anheuern, das die Supply mit weiteren Lebensmitteln beladen nach Port Jackson zurückbegleitete. Seine Exzellenz hoffte, dass King von Batavia aus mit einem holländischen Ostindienfahrer zumindest nach Kapstadt gelangen würde, vielleicht sogar direkt nach London, wo er Unterstützung für die Kolonien anfordern sollte. Die Supply sollte gleich nach ihrer Rückkehr von Batavia, mit der jedoch frühestens Anfang 1791 zu rechnen war, nach Norfolk Island weiterfahren, um Captain Hunter und die restliche Besatzung der Sirius abzuholen. Phillip schrieb auch, dass er nun, da genügend Vorräte auf Norfolk Island eingetroffen seien, keine Notwendigkeit mehr für das Kriegsrecht sehe. Es müsse deshalb unverzüglich aufgehoben werden! Der verdammte King!, dachte der Major wütend. Diese Anweisung habe ich nur ihm zu verdanken. Wie soll ich Hunters Matrosen denn dazu bringen, zu arbeiten, wenn ich sie nicht hängen kann?
    Doch das war nicht die einzige schlechte Nachricht aus Port Jackson. Das Versorgungsschiff Guardian war mit Nahrungsmitteln beladen von England aufgebrochen, hatte in Kapstadt jedes dort erhältliche Nutztier aufgekauft und anschließend seine Reise zur Botany Bay fortgesetzt. An Heiligabend 1789 fuhr es 1000 Meilen vom Kap entfernt friedlich durch eine nicht allzu raue See, als vor ihm ein Sommereisberg auftauchte. Captain Riou, der unterschätzt hatte, wie viel Wasser Rinder pro Tag tranken, beschloss, die günstige Gelegenheit zu nutzen und mit Booten ein paar dicke Brocken Eis zu holen, um die Trinkwasservorräte aufzustocken. Als das geschehen war, fuhr die Guardian weiter. Der Kapitän vergewisserte sich noch, dass sie sich von dem Eisberg entfernten, dann stieg er zum Essen hinunter. Eine Viertelstunde
später erschütterte ein gewaltiger Stoß die Guardian . Das Steuerruder wurde weggerissen und das Schiff schlug leck. Da es nur langsam Wasser machte, beschloss Captain Riou, trotz des Lecks nach Kapstadt zurückzukehren. Alle Tiere wurden über Bord geworfen und der größte Teil der Besatzung sowie einige besonders nützliche Handwerker aus den Reihen der Sträflinge in fünf Boote verfrachtet. Doch die Matrosen hatten ihre Angst, in dem eiskalten Wasser zu ertrinken, mit Rum zu betäuben versucht. Sie waren sturzbetrunken. Nur ein Boot erreichte Land. Die Guardian strandete nach wochenlanger Irrfahrt durch den Indischen Ozean unweit von Kapstadt. Der kleine Teil ihrer Fracht, der noch gerettet werden konnte, wurde auf die Lady Juliana umgeladen, die einige Zeit nach der Katastrophe auf dem Weg zur Botany Bay Kapstadt anlief. Tiere konnten die Viehhändler von Kapstadt der Lady Juliana allerdings keine mehr verkaufen. Sie waren alle an der Unglücksstelle ertrunken. Verloren war auch die persönliche Habe von Gouverneur Phillip, Major Ross, Captain David Collins und anderen ranghohen Marineoffizieren. Ross erholte sich nie von den finanziellen Verlusten, die er durch die Havarie der Guardian erlitt. Er hatte über einen Bevollmächtigten viele Tiere für die eigene Haltung und Zucht gekauft.
     
    Im Laufe der folgenden Tage wurden einige Vorräte von der Justinian und der Surprize an Land gebracht, die Sträflinge - 47 Männer und 157 Frauen - jedoch noch nicht. Die Frauen waren alle mit der Lady Juliana gekommen. Sie war das erste von fünf Schiffen gewesen, die im Juni in Port Jackson eintrafen. Gouverneur Phillip hatte natürlich auf ein Versorgungsschiff gewartet und war hellauf entsetzt, als das erste Schiff nach so langer Zeit nur Frauen und Kleider an Bord hatte. Bald darauf traf jedoch das Versorgungsschiff Justinian ein, und gegen Ende des Monats folgten die Surprize , die Neptune und - zum zweiten Mal - die Scarborough .
    »Es war furchtbar!«, berichtete Mr Murray, Schiffsarzt der Justinian , den in der Offiziersmesse versammelten Offizieren von Norfolk Island.

Weitere Kostenlose Bücher