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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gekommen?«
    »Ja.«
    Er merkte, dass sie kaum noch die Füße heben konnte, wagte es aber nicht, sie zu tragen, weil er sie nicht erschrecken wollte - wer war der Schweinehund, der sie überfallen hatte? »Wir können später reden, Kitty. Jetzt ist das Wichtigste, dich schnell nach Hause zu bringen.«
     
    Nach Hause! Das schönste Wort der Welt. Er sprach es aus, als bedeute es ihm wirklich etwas, als verspreche er ihr all die Dinge, die sie schon so lange vermisste, denn seit ihrer Verurteilung waren schon Jahre vergangen. Nach einem kurzen Aufenthalt im London Newgate war sie auf die Lady Juliana gekommen, die jedoch noch monatelang auf der Themse gelegen hatte, bevor sie
schließlich allein zur Botany Bay segelte. Die Zeit auf dem Schiff war nicht schlimm gewesen. Kein Matrose war hinter ihr her gewesen. Die dreißig Männer der Besatzung hatten schließlich 204 Frauen zur Auswahl, darunter dralle Mädchen mit Hüften und Brüsten und hübsch gerundeten Bäuchen. Einige Matrosen waren Schürzenjäger, die sich nicht mit einer Eroberung zufrieden gaben, aber Mr Nicol hatte dafür gesorgt, dass keine Frau vergewaltigt wurde. Die meisten Seeleute verhielten sich wie Käufer auf einem Pferdemarkt. Sie suchten sich eine Frau aus, bei der sie dann blieben. Catherine Clark zog nie die Aufmerksamkeit der Männer auf sich. In Port Jackson blieben die weiblichen Sträflinge zunächst auf der Lady Juliana , dann wurden 157 von ihnen zum Weitertransport nach Norfolk Island auf die Surprize gebracht. Catherine hatte noch nie etwas von Port Jackson oder Norfolk Island gehört.
    Auf der Surprize war alles viel schlimmer gewesen als auf der Lady Juliana . Catherine hatte sich schon auf der Lady Juliana die meiste Zeit übergeben müssen, selbst als das Schiff noch auf der Themse lag, doch die Reise nach Norfolk Island mit der Surprize war ein solcher Albtraum, dass sie verrückt geworden wäre, hätte ihre Seekrankheit sich nicht so verschlimmert, dass sie vor lauter Übelkeit kaum etwas anderes wahrnahm. Die weiblichen Sträflinge waren in einem nassen, unbelüfteten Raum untergebracht, in dem es vor Ungeziefer wimmelte und unerträglich stank. Überall standen große Lachen einer widerlichen Brühe, die bei jeder Bewegung des Schiffes hin und her schwappten und über deren Zusammensetzung niemand nachzudenken wagte. Die Sträflinge durften nicht an Deck, um frische Luft zu schnappen und sich etwas Bewegung zu verschaffen.
    Catherine hatte Angst, als sie in einem schwankenden Boot ans Ufer gerudert und wie eine Puppe auf den Landungsfelsen geworfen wurde, doch ein schöner Mann mit einem strahlenden Lächeln und den blauesten Augen, die sie je gesehen hatte, fing sie auf, sprach ihr Mut zu, legte ihr die Hand auf die Schulter und fragte, ob sie es schaffen würde, den schrecklichen Steilhang hinaufzuklettern. Da sie ihm gefallen wollte, nickte sie tapfer und kämpfte
sich mit ihrem Gepäck mühsam die Schlucht hinauf. Oben angelangt, musste sie erst einmal eine Verschnaufpause einlegen. Dann begann sie die Straße durch den Wald entlangzugehen, ohne zu wissen, wohin sie führte und wie lang es bis dorthin war. Sie spürte bald, dass die Seekrankheit sie so geschwächt hatte, dass der Marsch über ihre Kräfte ging. Einige Männer eilten an ihr vorbei, ohne sie zu beachten.
    Bald trugen ihre Beine sie nicht mehr weiter. Keuchend setzte sie sich auf ihr Bündel und ließ den Kopf auf die Knie sinken.
    »Na, wen haben wir denn da?«, fragte eine Stimme.
    Sie hob den Kopf und sah, dass ein strohblonder Bursche, bekleidet nur mit ausgefransten Segeltuchhosen, sie neugierig musterte. Der Bursche grinste, und sie sah, dass ihm oben und unten je zwei Schneidezähne fehlten. Sie war so müde, dass sie die Hand ergriff, die er ihr entgegenstreckte, weil sie dachte, er wolle ihr auf die Beine helfen. Stattdessen zog er sie in seine Arme und versuchte, seinen zahnlosen Mund auf ihre Lippen zu pressen. Sie wehrte sich mit letzter Kraft und spürte, wie ihr dünner Sträflingskittel zerriss, als er grob nach ihren Brüsten griff.
    Plötzlich war in einiger Entfernung eine Stimme zu hören. Der Griff des Burschen lockerte sich sofort, und Catherine riss sich los und rannte in den Wald. Der Bursche schien zu überlegen, ob er ihr folgen sollte, doch dann waren noch mehr Stimmen zu hören. Achselzuckend griff er nach dem Bündel der Frau und marschierte auf der Straße weiter. Die Stimmen kamen immer näher. In ihrer Panik lief Catherine so

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