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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Viele von meinen Samen sind aufgegangen, deshalb habe ich etliche Pflanzen verschenkt, an Nat Lucas, Major Ross, Stephen und ein paar andere. Das hiesige Klima dürfte für Zitrusfrüchte ideal sein. Es gibt keinen Frost.« Er hob fragend eine Augenbraue. »Hast du Stephen gefunden?«
    »Ja.« Sie stach mit einem Messer in eine Kartoffel, um festzustellen, ob sie gar war.
    »Und hat er alle deine Fragen beantwortet?«
    Sie hielt überrascht inne. »Ich bin gar nicht zum Fragen gekommen. Er hat mir Löcher in den Bauch gefragt.«
    »Wonach hat er gefragt?«
    »Hauptsächlich nach dem Gefängnis und der Überfahrt.« Sie verteilte Fleisch, Zwiebeln und Kartoffeln auf zwei Teller und löffelte Soße darüber. »Dazu gibt es Kopfsalat mit Schnittlauch und Petersilie.«
    »Du bist eine hervorragende Köchin, Kitty«, sagte er und langte zu.
    »Ich gebe mir Mühe. Wir können uns fast selbst versorgen, nicht wahr? Alles, was wir essen, haben wir selbst angebaut oder gesammelt.«
    »Ja. Der Boden ist gut, und meist regnet es auch genug, damit
alles wachsen kann. Im ersten Jahr war es sehr feucht, dann wurde es trocken. Aber der Bach führt immer Wasser, und das bedeutet, dass er aus einer Quelle entspringt. Ich möchte sie finden.«
    »Wozu?«
    »Neben einer Quelle wäre ein guter Platz für ein Haus.«
    »Aber Sie haben doch schon ein Haus.«
    »Zu nah an Sydney Town.« Er träufelte Soße über seine letzte Kartoffel.
    »Mehr?«, fragte sie und stand auf.
    »Gern, wenn noch etwas da ist.«
    »Das Haus liegt nah an Sydney Town«, sagte sie, als sie wieder Platz nahm, »andererseits leben wir hier ziemlich abgeschieden.«
    »Ich fürchte, damit ist es vorbei, wenn die nächsten Sträflingstransporte eintreffen. Major Ross glaubt, das Seine Exzellenz die Zahl der Inselbewohner auf über tausend erhöhen will.«
    »Tausend? Wie viel ist das?«
    »Ich vergaß, dass du nicht zählen kannst. Erinnerst du dich an den Gottesdienst letzten Sonntag, Kitty?«
    »Natürlich.«
    »Da waren siebenhundert Leute. Nimm die Hälfte davon und zähle sie zu denen, die dort waren, hinzu. Dann hast du ungefähr tausend.«
    »So viele!«, stieß Kitty ehrfürchtig hervor. »Wo werden sie wohnen?«
    »In Queensborough, in Phillipsburgh, und einige auch dort, wo die Seeleute von der Sirius wohnten, obwohl ich mir vorstellen könnte, dass der Major die Soldaten vom Neusüdwales-Korps dort unterbringen wird.«
    »Sie vertragen sich nicht mit seinen Seesoldaten«, sagte Kitty nickend.
    »So ist es. Aber hier bei uns, wo der Boden nicht von der Regierung bestellt wird, werden die Häuser nur so aus dem Boden schießen. Deshalb möchte ich weiter wegziehen.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und tätschelte sich grinsend den Bauch. »Wenn du mich weiter so mästest, muss ich härter arbeiten, sonst werde ich zu dick.«

    Kitty nahm die leeren Teller und trug sie zu dem Tisch neben dem Kamin. »Ich weiß, Sie legen keinen großen Wert auf Gesellschaft«, sagte sie, während sie Schüssel und Spülbürste hervorholte, »und in gewisser Weise kann ich das verstehen. Aber wenn Sie umziehen, müssen Sie wieder ganz von vorn anfangen. Was für eine Plackerei!«
    »Wenn es um das Wohl meiner Kinder geht«, sagte er entschieden, »ist mir keine Mühe zu groß. Ich will sie vor verderblichen Einflüssen schützen, und in unmittelbarer Nähe von Sydney Town ist das nicht möglich. Hier leben viele anständige Menschen, aber auch viele schlechte. Warum, glaubst du, zermartert sich der Major das Hirn und denkt sich Strafen aus, die abschrecken sollen? Wenn Menschen so eng zusammenleben, folgen Gewalt, Trunksucht, Raub und all die anderen Laster auf dem Fuß. Meinst du, Major Ross macht es Spaß, Männer wie Willy Dring mit einer Zweiwochenration für sechs Wochen nach Nepean Island zu schicken? Wenn dem so wäre, hätte ich keine Achtung vor ihm.«
    Kitty schwirrte der Kopf vom ersten Teil der für Richard ungewöhnlich langen Rede, und so zog sie es vor, auf den zweiten zu antworten. »Wenn wir die Menschen besser verstehen könnten, ließe sich vielleicht ein anderer Weg finden. An vielem ist nur der Alkohol schuld. Sehen Sie mich an.«
    »Ja, ich sehe dich an. Du hast dich prächtig gemacht.«
    »Ich würde mich noch besser machen, wenn ich lesen, schreiben und rechnen könnte.«
    »Wenn du willst, bringe ich es dir bei.«
    »Das würden Sie tun? Richard, wie schön!« Kitty stand reglos da, die Spülbürste in der Hand und denselben Ausdruck in den Augen

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