Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Hektar anstellt, ist mir gleich.« Richard grinste. »Ich kann fünfundzwanzig Pfund in Gold bezahlen.«
    »Ich könnte dir das Geld für die gesamten dreißig Hektar leihen, Richard.«
    »Nein, das geht nicht.«
    »Unter Brüdern geht alles.«
    »Mal sehen.« Mehr ließ er sich nicht abringen. Er stellte sein Weinglas ab, bückte sich und hob Tobias auf, der zu seinen Füßen herzzerreißend miaute. »Du bist ein Schwindler, Tobias. Du jammerst wie das traurigste Waisenkind auf der Welt, aber zufällig weiß ich, dass du lebst wie ein Fürst.«
    Er wandte sich zum Gehen.
    »Gute Nacht!«, sagte Stephen und nahm ihm die Katze ab.
     
    Die Nacht kroch das Tal herauf, als Richard sich dem Haus näherte. MacTavish kam ihm entgegen und begrüßte ihn mit Freudensprüngen.
    Er trat ein. Kitty stand im Dämmerlicht an der Kochstelle, offensichtlich mit der Zubereitung des Abendessens beschäftigt. Sie benutzte nie eine seiner kostbaren Kerzen, obwohl er es ihr ausdrücklich erlaubt hatte. Lächelnd wandte sie den Kopf. Er ging zu ihr und küsste sie auf die Lippen, als sei sie schon immer seine Frau gewesen.
    »Ich muss noch baden«, sagte er und verschwand wieder.
    Er blieb lange fort. Als er wiederkam, schielte er zum Kamin. »Ist noch heißes Wasser da?«
    »Natürlich.«
    »Schön. Damit rasiert es sich besser.«
    Mit Interesse sah sie zu, wie er das Rasiermesser flink und geschickt aus dem Elfenbeingriff klappte. Er hatte schöne Hände, männlich und doch geschmeidig, Hände, die Vertrauen einflößten. »Ich verstehe nicht, wie du dich ohne Spiegel rasieren kannst. Du schneidest dich nie.«
    »Langjährige Übung«, murmelte er mit schiefem Mund. »Mit
warmem Wasser und Seife ist das ein Kinderspiel. Auf der Alexander musste ich mich trocken rasieren.«
    Als er fertig war, reinigte er das Rasiermesser, klappte es zusammen und legte es in das Etui zurück, dann spritzte er sich Wasser ins Gesicht und trocknete sich ab. Unschlüssig sah er sich um, warf einen Blick in den Kamin und beschloss, ein angekohltes Scheit weiter hineinzuschieben. Nein, immer noch zu gefährlich. Er legte ein Scheit nach, um dem anderen Halt zu geben, trat zurück, rückte das Scheit noch einmal zurecht. Er hob den Deckel des Teekessels, schien enttäuscht, weil kein Wasser nachgefüllt werden musste, ging hinüber zu seinen Büchern.
    »Richard«, sagte Kitty sanft, »wenn du unbedingt etwas tun willst, können wir ja essen. Das verschafft dir noch ein paar Minuten Zeit, um deinen Mut zusammenzunehmen, ehe du anfängst, mir Kinder zu schenken.«
    Er sah sie verdutzt an, dann warf er den Kopf zurück und lachte, bis ihm die Tränen kamen. »Nein, Frau«, sagte er zärtlich. »Mir ist auf einmal gar nicht mehr nach essen.«
    Sie lächelte ihn von der Seite an und ging durch ihre Tür. »Schließ die Fensterläden.« Ihre Stimme drang aus der Dunkelheit. »Und setz MacTavish vor die Tür.«
    Sie führen uns immer, dachte Richard, wenn sie nur wollen. Unsere Macht ist Illusion, ihre ist so alt wie die Schöpfung.
    Er trat entkleidet in ihr Zimmer und blieb stehen, bis er ihren Schatten im Dunkeln ausmachen konnte, den vagen Umriss ihres Körpers, der aufrecht auf dem Bett saß.
    »Nein, nicht hier, wo ich dich nicht sehen kann. Vor dem Kamin, und so, wie Gott dich geschaffen hat. Komm.« Er streckte die Hand aus.
    Ein Rascheln, als sie ihr Nachthemd auszog, dann die Berührung warmer und vertrauensvoller Hände. Er führte sie zurück, ließ sie neben dem Kamin stehen, zog die Strohmatratze von seinem Bett, warf sie auf den Boden zwischen ihnen und sah Kitty an. Wie schön sie war! Eine Venus, wie geschaffen für die Liebe. Und sie würden von Anfang an nackt sein, denn was jetzt kam, sollte keinerlei Ähnlichkeit mit den hastigen Kopulationen und
Zuckungen auf den Steinplatten im London Newgate haben. Es war ein heiliger Akt, der Gott geweiht sein sollte, denn Gott hatte ihn möglich gemacht. Dafür leiden wir. Ein göttlicher Funke verwandelt die finstere Hölle in eine leuchtende Sonne. Darin liegt wahre Unsterblichkeit. Darin liegt unsere Freiheit.
    Er schlang die Arme um sie und ließ sie seine samtige Haut spüren, das Spiel der Muskeln, die Kraft und die Zärtlichkeit, all die Liebe, die er in den vielen Jahren aufgespart hatte. Und sie schien in ihrer stummen Verschmelzung das zeitlose Muster zu spüren, das Wie und Wo und Warum zu kennen. Wenn er ihr wehtat, dann nur einen kurzen Augenblick, und danach gab es kein Morgen mehr, nur noch

Weitere Kostenlose Bücher