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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Straßenräubern. Selbst das White Ladys Inn an der Aust-Mautstraße gilt jetzt als zu gefährlich für einen Sonntagsausflug. Mr und Mrs Maurice Trevillian, Angehörige der berühmten kornischen Familie dieses Namens, wurden vor ihrem Landsitz an der Park Street in ihrer Kutsche festgehalten und ausgeraubt! Sie büßten dabei eine goldene Uhr ein, einige sehr teure Juwelen und eine beträchtliche Geldsumme. Kurz gesagt, Jem, wir leben in schrecklichen Zeiten.
    Mr Thistlethwaites Antwort kam bemerkenswert schnell.
    Richard, wie ich mich gefreut habe, von dir zu hören! Ich vermisse den Anblick deines schönen Gesichts, aber dein Brief ruft es mir ins Gedächtnis zurück.

    Der einzige Unterschied zwischen einem Piraten und einem Freibeuter ist der Kaperbrief Seiner Majestät, die auch einen großen Anteil des Gewinns kassiert. Was als örtlicher Großbrand begonnen hat, ist zu einem Weltkrieg geworden. An allen Ecken des Globus - kann ein Globus eckig sein? - werden englische Niederlassungen angegriffen.
    Es überrascht mich nicht, dass nur zwei Sklavenschiffe ein Schiff gekapert haben. Zumal die Alexander und die Tartar . Sie haben genau die richtige Größe. 120 Mann Besatzung und 16 Kanonen, perfekt. Außerdem sind Sklavenschiffe hervorragende Segler. Schnell und gut zu manövrieren. Und da Sklavenhandel zurzeit so gut wie unmöglich ist, können sie ebenso gut etwas anderes tun.
    Die Not in Bristol mag groß sein, doch Liverpool steht am Rande einer Katastrophe. Die Stadt ist fast so groß wie Bristol, hat aber nur ein Viertel der Wohlfahrtseinrichtungen von Bristol. Tausende sind dort auf die Fürsorge der Gemeinden angewiesen, die Gemeinden können sie aber nicht ernähren, weil es an Spenden von Wohltätern fehlt. Die Menschen verhungern im wahrsten Sinne des Wortes. Lord Penrhyn und Leute seines Schlages in Liverpool haben das Wort »Philanthropie« noch nie gehört. So ist das in einer Stadt, deren Geldadel durchweg im Sklavenhandel aktiv ist. London ist zwar nach Osten orientiert, doch leiden die eine Million Menschen dort auch, Richard. Sogar die Ostindische Kompanie spürt die Not und fürchtet sich sehr vor den Franzosen, die mit Unterstützung ihrer Yankee-Verbündeten einigen Erfolg haben. Die Vereinigten Staaten von Amerika! Ein großartiger Name für ein loses Bündnis einiger kleiner Kolonien, die die Not zusammengeführt hat. Die Not ist eines Tages vorbei, und dann gehen die Kolonien wieder eigene Wege. Die Vereinigten Staaten von Amerika werden sich zu einem unerreichbaren Ideal verflüchtigen, das nur in den Köpfen einer Hand voll aufgeklärter, intelligenter Menschen existiert. Die amerikanischen Kolonisten werden den Krieg gewinnen, daran habe ich nie gezweifelt. Aber sie werden als dreizehn verschiedene
Staaten daraus hervorgehen, verbunden lediglich durch einen Beistandsvertrag.
    Folgendes kleine Gerücht wird dir sicher gefallen. Von Mr Henry Cruger, dem Parlamentsabgeordneten für Bristol und gebürtigen Amerikaner, heißt es, er bekomme vom König für Informationen über die Yankees eine jährliche Pension von mindestens 1000 Pfund. Ist das nicht ein guter Witz? In Bristol hält man Cruger für einen Spion der Yankees, dabei spioniert er die ganze Zeit für England.
    Ich schließe mit dem Satz, dass auch die Londoner Luft meiner Muse nicht bekommt. Sonst geht es mir freilich gut, wenn ich auch oft und viel trinke. Der Rum hier kann sich allerdings nicht mit dem von Thomas Cave messen.
    Armer Jem! Bristol hatte enge Grenzen, und er hatte gehofft, im gewaltigen London würde es für ihn keine mehr geben. Doch London war mit eigenen Satirikern gut versorgt und brauchte keine Importe aus Bristol.
    Die Briefe, mit denen Mr Thistlethwaite Richard weiterhin überschwemmte, enthielten Neuigkeiten, die dieser schon kannte. Richard brachte es in seinen Antwortbriefen allerdings nicht übers Herz, dies zu sagen.
    »Ach Jem!«, rief er Ende 1780 nach der Lektüre eines neuen Briefes von Mr Thistlethwaite. »Du hast deinen Biss verloren!«
    Die Welt steht Kopf, Richard. Sir William Clinton, unser neuer Oberkommandierender, hat Philadelphia aufgegeben, um wenigstens Manhattan und die benachbarten Gebiete New Yorks unter Kontrolle zu behalten. Das sieht mir ein bisschen nach einem Fuchs aus, der in seinem Bau verschwindet, noch bevor die Hunde ihn gestellt haben. Die Franzosen haben die Vereinigten Staaten von Amerika offiziell anerkannt und machen sich vor Botschafter Benjamin Franklin mit seiner

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