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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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waren.
    Jetzt konnten keine Deportationen mehr durchgeführt werden, doch die englischen Kriminal- und Geschworenengerichte verhängten deshalb keine weniger harten Strafen selbst für geringfügige Vergehen. Nicht nur die Rechte einiger weniger Adliger sollten geschützt werden, sondern die Rechte aller Menschen, die es zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatten, und sei er noch so bescheiden. Die Gefängnisse füllten sich mit atemberaubender Schnelligkeit. Burgen und andere alte Gemäuer wurden als provisorische Gefängnisse requiriert und sofort mit neuen Gefangenen gefüllt.
    Dann kam Duncan Campbell, ein Londoner Unternehmer und Spekulant schottischer Herkunft, auf die Idee, ausgemusterte Kriegsschiffe zu Gefängnissen umzubauen. Er kaufte ein solches Schiff, die Censor , vertäute es in der Themse auf der Höhe des Königlichen Zeughauses und füllte es mit 200 Gefangenen. Ein neues Gesetz ermöglichte es, Gefangene für öffentliche Arbeiten einzusetzen. Die Häftlinge von der Censor mussten den Fluss ausbaggern, einen außerordentlich wichtigen Seeweg, und außerdem neue Docks anlegen, Arbeiten, für die man freie Männer nur bei sehr guter Bezahlung bekam. Sträflinge dagegen kosteten nur Unterkunft und Verpflegung, und für beides sorgte Mr. Duncan Campbell auf der Censo r. Am Anfang gab es ein paar Pannen. Hängematten, stellte Mr. Campbell schnell fest, waren für Sträflinge nicht zum Schlafen geeignet, weil die Ketten der Gefangenen sich in den Seilen verwickeln konnten. Also führte er regalähnliche Holzfächer als Betten ein und steigerte damit die Besatzung der Censor auf 3 00 Gefangene. Die Behörden Seiner Britannischen Majestät waren höchst erfreut und bezahlten Campbell für seine Mühe gerne. Überzählige Verbrecher wurden jetzt auf abgetakelten Schiffen zusammengepfercht. Sobald der Krieg zu Ende war, sollten die Deportationen erneut beginnen. Was für eine Erleichterung!

    Gastwirte konnten sich die Zunahme an kleineren Delikten leicht erklären. Die meisten gingen auf das Konto Betrunkener. Es gab nur wenig Arbeit, und Rum und Gin wurden für die Menschen, die alle Hoffnung verloren hatten, immer wichtiger. Nur wohlhabendere Leute konnten sich seidene Kleider, Taschentücher und allerlei Flitterkram leisten. Wer dagegen zum Bettler abgestiegen war, lebte seine Wut und Enttäuschung im Alkohol aus, sobald er etwas Geld in die Finger bekam, und stahl dann in betrunkenem Zustand seidene Kleider, Taschentücher und Flitterkram, Dinge, die für ihn unerschwinglich waren und die man - zumindest in London und Bristol - an Hehler verkaufen konnte. Vom Erlös betrank er sich wieder, verschaffte sich einige wenige Stunden rauschhaften Wohlgefühls. Wer geschnappt wurde, kam vor Gericht und wurde zum Tod oder zu vierzehn oder noch häufiger sieben Jahren Gefängnis mit dem Zusatzvermerk »Deportation« verurteilt. Deportation wohin? Eine nicht zu beantwortende Frage, die auch nie gestellt wurde.
    Auch in Bristol gab es Arme, Betrunkene und Verbrecher. Als selbstständige Grafschaft verfügte die Stadt über eigene Gerichte. Außerhalb der Stadtgrenzen begangene Verbrechen wurden in Gloucestershire oder Somersetshire verhandelt.
     
    Richard hatte angenommen, 1777 würde werden wie das Jahr zuvor: Er würde weiter Musketen bauen und Geld verdienen. Aber früh im neuen Jahr, während General Washington und die Reste seiner Truppen bei Morristown einen furchtbaren Winter durchlitten, traf die Morgans im Cooper’s Arms eine schlimme Nachricht. Mr James Thistlethwaite kündigte überraschend an, er werde Bristol verlassen.
    Dick, der sonst immer am Schanktisch lehnte, ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Verlassen?«, fragte er ungläubig. »Das ist nicht wahr!«
    »Doch«, sagte Mr Thistlethwaite heftig, »verdammt noch mal. Verlassen!«
    Peg und Mag fingen an zu weinen, und Richard scheuchte sie zusammen mit dem verwirrten William Henry nach oben. Dann
wandte er sich an den sichtlich erregten Mr Thistlethwaite. »Jem, du gehörst hier zum Inventar! Du kannst nicht weggehen!«
    »Ich gehöre nicht zum Inventar, und ich gehe!« »Jetzt setz dich doch erst einmal«, sagte Richard streng. »Hör auf, herumzutrippeln wie ein Preisboxer! Wir sind nicht deine Gegner. Setz dich, Jem, und sag, warum du gehen willst.«
    »Aha!«, brummte Thistlethwaite und tat, worum er gebeten worden war. »Du bist also nicht immer so schüchtern. Findest du es so schlimm, dass ich gehe?«
    »Schlimm genug«, sagte Richard.

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