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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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spitzen Schreie, dass William Henry zusammenzuckte, zu zittern begann, von seinem Stuhl herunterkletterte, zu seinem Vater rannte und seinen Kopf in dessen Schoß barg.
    Dick ballte die Fäuste, senkte den Kopf und schwieg; Mag stand auf, nahm einen Krug mit Wasser vom Schanktisch und schüttete es Peg ins Gesicht. Peg hörte auf zu schreien und begann zu heulen.
    »Es war nur ein Vorschlag«, sagte Richard zu seinem Vater.
    »Kein guter, Richard.«
    »Ich dachte nur - komm her, William Henry!« Richard legte die Arme um den Jungen und hob ihn auf seinen Schoß. Seinem Vater warf er dabei einen finsteren Blick zu, der sich jeden Kommentar verbat. Dick glaubte, dass sein Enkel für das Schmusen mit seinem Vater zu alt sei.
    »Ist ja gut, William Henry, ist ja gut.«
    »Mama?«, fragte das Kind kreidebleich und mit schreckgeweiteten Augen.
    »Mama fühlt sich gerade nicht wohl, aber bald geht es ihr wieder besser. Siehst du? Großmutter weiß, was man da tun muss. Ich habe nur etwas gesagt, das ich nicht hätte sagen sollen.« Richard rieb seinem Sohn den Rücken und sah Dick an. Er verspürte auf einmal das schreckliche Bedürfnis zu lachen. Nicht aus Belustigung, sondern aus Wut. »Ich kann nichts recht machen, Vater«, sagte er. »Ich habe es nicht böse gemeint.«
    »Ich weiß«, sagte Dick. Er stand auf. »Hier, nimm einen Schluck.« Er gab Richard einen Becher. »Ich weiß, du magst keinen Rum, aber manchmal ist eine starke Medizin das Beste.«
    Richard spürte zu seiner eigenen Überraschung, wie ihm der Rum gut tat, wie er seine Nerven beruhigte und seinen Schmerz betäubte. »Vater, was soll ich tun?«, fragte er dann.
    »Auf keinen Fall William Henry mit zu Habitas nehmen.«
    »Peg ist nicht nur unwohl. Sie leidet an etwas Schlimmerem, nicht wahr?«
    »Ich fürchte ja, Richard. Aber das Schlimmste ist, dass es ihm nicht gut tut, so verhätschelt zu werden.«

    »Wen meint ihr?«, fragte William Henry.
    Die Männer sahen ihn an, dann tauschten sie einen kurzen Blick.
    »Dich, William Henry«, sagte Richard entschlossen. »Du bist alt genug, um zu erfahren, dass sich deine Mama viel zu viele Sorgen um dich macht.«
    »Das weiß ich, Papa«, sagte William Henry. Er kletterte von Richards Knien, ging zu seiner Mutter hinüber und streichelte ihre zuckenden Schultern. »Mama, du darfst dir keine solchen Sorgen machen. Ich bin jetzt schon ein großer Junge.«
    Richard brachte Peg nach oben und legte sie auf ihr Bett. »Aber er ist doch noch so klein!«, jammerte sie. »Richard, wie konntest du das vorschlagen? Ein kleines Kind in der Werkstatt eines Büchsenmachers!«
    »Peg, wir bauen die Gewehre doch nur, wir schießen nicht damit«, sagte Richard geduldig. »William Henry ist jetzt alt genug, um« - er suchte verzweifelt nach passenden Worten - »auswärts Erfahrungen zu sammeln.«
    Sie drehte sich von ihm weg. »Das ist lächerlich! Wer in einem Wirtshaus lebt, kommt genug mit Dingen von auswärts in Berührung.«
    »In einem Wirtshaus erlebt ein Kind nichts als Torheiten«, sagte Richard, bemüht, nicht zornig zu klingen. »William Henry hat in seinem jungen Leben schon vieles erlebt - Trunkenheit, Selbstmitleid, lose Reden, Handgreiflichkeiten und unanständiges Benehmen. Du glaubst, deine Anwesenheit bewahre ihn vor Schaden, aber ich war selbst das Kind eines Wirtes, und ich erinnere mich gut, was das Wirtshausleben für mich bedeutete. Ich war ganz offen gesagt froh, als ich zu Colston ins Internat kam, und noch viel mehr freute ich mich, als ich keine Wirtslehre machen musste. Umgang mit vernünftigen Menschen wäre das Beste, was William Henry auf dieser Welt passieren könnte.«
    »Du nimmst ihn nicht mit zu Habitas!«, fauchte Peg.
    »Das habe ich schon verstanden, Peg, du musst es mir nicht noch einmal sagen.« Er setzte sich aufs Bett und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Aber mir ist klar geworden, dass wir unbedingt
miteinander reden müssen. Du kannst William Henry nicht für den Rest seiner Kindheit in Windeln wickeln, nur weil er unser einziges Kind ist. Heute habe ich begriffen, dass es höchste Zeit ist, unserem Sohn ein bisschen mehr Freiheit zu lassen. Du musst lernen, William Henry loszulassen, denn nächstes Jahr kommt er in Colstons Knabenschule, darauf bestehe ich.«
    »Ich kann ihn nicht loslassen!«, rief Peg.
    »Du musst. Wenn du es nicht tust, Peg, dann ist nicht er der Grund, sondern du selbst.«
    »Ich weiß doch, ich weiß!« Sie schlug die Hände vors Gesicht und heftiges

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