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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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nicht, Monkton, jedenfalls nicht schrecklich reich. Er ging hier zur Schule und trug den blauen Mantel.«
    »Ach so.« Monkton dachte kurz nach, dann nickte er. »Lebt dein Vater noch?«
    »Ja. Und deiner?«
    »Nicht mehr. Meine Mutter ist auch tot. Ich bin Waise.«
    Monkton beugte sich näher zu ihm. Seine hellen, blauen Augen funkelten. »Wie heißt du mit Vornamen, Morgan?«
    »Ich habe zwei. William Henry. Und du?«
    »Johnny.« Monktons Blick wurde verschwörerisch. »Ich nenne dich William Henry, und du sagst Johnny zu mir. Aber nur, wenn uns niemand hört.«
    »Ist das eine Sünde?«, fragte William Henry, der Missetaten immer noch unter dieser Bezeichnung registrierte.
    »Nein, es gehört sich einfach nicht. Aber ich will nicht ›der Jüngere‹ genannt werden!«
    »Und ich nicht ›der Dritte‹.« William Henry wandte den Blick von seinem neuen Freund ab und sah schuldbewusst zum Tisch des Schulleiters auf dem Podium. Dort erlebte der gestürzte Banknachbar
gerade eine Variante der Prügelstrafe, die viel schlimmer war als nur ein paar Stockhiebe. Sie dauerte erstens länger, zweitens musste man absolut stillstehen, bis alles vorbei war - wollte man nicht den Rest des Tages auf einem Stuhl stehend verbringen. William Henry begegnete dem Blick eines Lehrers neben Mr Simpson und sah sofort zur Seite, ohne zu wissen, warum. »Wer ist das, Johnny?«
    »Neben dem Direktor? Der alte Doom und Froom.« Das war Mr Prichard.
    »Nein, einer weiter. Neben Simp.«
    »Mr Parfrey. Er unterrichtet Latein.«
    »Hat er auch einen Spitznamen?«
    Monkton machte eine Schnute, bis seine Lippen die Spitze seiner Stupsnase berührten. »Wenn er einen hat, dann kennen wir Jüngeren ihn nicht. Latein haben nur die älteren Schüler.«
    Während die beiden Jungen über die Lehrer sprachen, unterhielten sich Mr Parfrey und Mr Simpson angeregt über William Henry.
    »Ich sehe schon, Ned, du hast einen Ganymed unter deinen Schweinen.«
    Mr Edward Simpson verstand die Bemerkung ohne weitere Erklärungen. »Morgan der Dritte? Du solltest seine Augen sehen!«
    »Die sehe ich mir noch an. Aber selbst aus der Ferne betrachtet ist er entzückend. Ein echter Ganymed - ah, ein Zeus müsste man sein!«
    »Aber wenn er dann zwei Jahre älter ist, George, und mit amo, amas beginnt, dann ist er genauso rotzfrech wie die andern«, sagte Mr Simpson. Er stocherte unschlüssig in seinem Essen herum, obwohl es sehr viel schmackhafter war als das, was den Jungen vorgesetzt wurde. Aber Simpson kränkelte ständig und hatte wenig Hoffnung, dass sich das jemals ändern würde. Seine ganze Familie kränkelte, und ihre Mitglieder wurden nicht alt.
    Die beiläufige Unterhaltung der beiden entsprang nicht geheimen Begierden, sie war lediglich Symptom eines wenig beneidenswerten Schicksals. Schulmeister waren zwangsläufig arme Schlucker. Für Mr Simpson und Mr Parfrey war Colstons Knabenschule
so etwas wie der Gipfel ihrer Laufbahn. Sie verdienten ein Pfund pro Woche, allerdings nur während der Schulzeit, und konnten ganzjährig kostenlos wohnen und essen. Da das Essen bei Colston sehr gut war - der Schulleiter war ein Genussmensch - und jeder Lehrer ein eigenes kleines Zimmer hatte, gab es kaum einen Grund, die Schule zu verlassen, es sei denn, man bekam ein Angebot von Eton, Harrow oder der Lateinschule in Bristol. Eine Heirat kam allerdings erst in Frage, wenn man entweder in den geistlichen Stand eintrat oder eine kräftige Beförderung erfuhr. Es war zwar keineswegs verboten zu heiraten, aber mit Frau und Kindern in einem kleinen Zimmer zu leben, war eine abschreckende Perspektive. Außerdem waren Mr Simpson und Mr Parfrey für die Reize des weiblichen Geschlechts unempfänglich. Sie zogen das eigene Geschlecht vor, besonders einander. Die Liebe ging dabei allerdings einseitig von dem armen Ned Simpson aus.
    »Wir könnten nach dem Gottesdienst am Sonntag nach Hotwells spazieren«, sagte Mr Simpson hoffnungsvoll. »Das Heilwasser der dortigen Quellen tut mir gut.«
    »Wenn ich meine Aquarellfarben mitbringen darf«, antwortete Mr Parfrey. Er starrte immer noch William Henry Morgan an, der mit jedem Augenblick lebhafter und noch schöner wurde. Parfrey schnitt eine Grimasse. »Ich verstehe zwar nicht, wie einem der Schlamm des Avon gut tun kann, aber wenn du dich mit der Idee eines Zwischenaufenthalts bei den St.-Vincent-Felsen anfreunden kannst, dann komme ich mit.« Ein Seufzer entfuhr ihm. »Wie gerne würde ich dieses göttliche Kind malen!«
     
    Mit

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