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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Annemarie Latour. Egal zu welcher Zeit und wo, ob zu Pegs Lebzeiten oder danach, sie hätte bei ihm dieselbe körperliche Reaktion hervorgerufen, das spürte er. Gott sei Dank war Peg tot. Von Annemarie Latour ging eine unwiderstehliche Verlockung aus, sie war eine Sirene, deren größtes Vergnügen in der Verführung lag. Und ich bin nicht wie Odysseus an den Mast gefesselt, und meine Ohren sind auch nicht mit Wachs verstopft. Ich bin ein einfacher Mann aus einfachsten Verhältnissen. Ich liebe sie nicht, bei Gott, aber ich begehre sie!
    Wieder meldeten sich Schuldgefühle. Peg war tot, er war immer noch in Trauer, William Henrys Verschwinden lag noch keine drei Monate zurück. Jetzt an körperliche Liebe zu denken war pietätlos, abstoßend, unnatürlich. Er begann zu rennen, er schrie den Namen seines Sohnes in die gleichgültige Natur um ihn hinaus. William Henry, rette mich!
    Doch am nächsten Morgen stand er wieder um acht vor Willy Insells Tür, verlegen den Hut in der Hand drehend. Vergeblich sah er sich nach Annemarie Latour um. Sie saß nicht auf der Treppe und war auch nicht drinnen. Leise klopfte er an und drückte die Tür zu Insells Zimmer auf. Insell lag schlafend im Bett. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Auf Zehenspitzen schlich Richard wieder hinaus.
    » Bon jour , Monsieur Richard.«
    Da stand sie! Auf der Treppe, die ins Dachgeschoss führte.
    »Er schläft«, sagte Richard lahm.
    »Ich weiß. Ich habe ihm Laudanum gegeben.«
    Sie war sehr viel leichter bekleidet als am Vortag, aber vielleicht war sie gerade erst aufgestanden. Sie trug einen spitzenbesetzten rosa Morgenrock, darunter ein dünnes rosa Nachthemd. Die ungebändigten Haare fielen ihr üppig auf die Schultern.
    »Entschuldigen Sie. Habe ich Sie aufgeweckt?«
    »Nein.« Sie legte den Finger an die Lippen. »Pst! Kommen Sie’erauf.«
    Im Nu war er oben, ihr Anblick zog ihn wie magisch an. Er folgte ihr in eine kleine Dachkammer, hielt sich verlegen den Hut
vor die Lenden und stierte herum wie ein Bauerntölpel. Base Ann besaß sehr viel teurere Möbel, doch Frau Annemarie hatte den besseren Geschmack. Das Zimmer war sauber, roch nach Lavendel statt nach verschwitzten Kleidern und war ganz in strahlendem Weiß gehalten.
    »Richard?«, sagte sie. »Ich darf dich doch Richard nennen?« Sie nahm ihm den Hut weg und starrte ihn ungeniert an. »Oh, là, là«, rief sie und half ihm aus dem Mantel.
    Richard war, was die Liebe anging, Dunkelheit und Nachthemden gewöhnt, aber Annemarie hielt von beidem nichts. Sie ließ nicht zu, dass er das Hemd anbehielt, und zog es ihm über den Kopf. Nackt und schutzlos war er ihren Blicken preisgegeben.
    »Du bist wirklich ein schöner Mann«, sagte sie. Es klang überrascht. Sie ging um ihn herum und ließ dabei zuerst ihren Morgenrock fallen, dann das rosa Nachthemd. »Ich bin auch schön, wie?«
    Er nickte nur stumm und wusste, was als Nächstes geschehen würde. Sie verfügte vollkommen über ihn, was ihr offenbar auch recht war. Ein weniger bescheidener Mann hätte sich gegen die Bevormundung gesträubt, doch Richard wusste, dass er in solchen Dingen unerfahren war. Wenn er ihr die Initiative überließ, konnte er sich nicht vor ihr lächerlich machen oder sie verletzen.
    In den vornehmeren Gegenden Bristols, vor der Mayor’s Chapel am Sonntag oder bei Empfängen im Ballsaal in der Princes Street, promenierten viele schöne Damen. Doch die weiten Röcke verbargen vielfach spindeldürre Beine oder wahre Hammelkeulen, und in Korsette gezwängte Brüste wollten schlecht zu ausladenden Hüften und wabbelnden Bäuchen passen. Nichts von dem traf auf Annemarie Latour zu! Sie war, wie sie selbstbewusst angekündigt hatte, in der Tat eine schöne Frau. Die Brüste waren so straff und fest wie die von Peg, ihre Taille noch schmaler, Hüften und Oberschenkel rund, die Beine schlank und wohlgeformt, der Bauch flach.
    Sie umrundete ihn noch einmal, dann drückte sie sich von hinten an ihn, rieb sich an ihm und schnurrte und flüsterte dazu. Er spürte ihre weichen Schamhaare an seinen Beinen und zuckte zusammen,
als sie die manikürten Fingernägel in seine Schultern krallte und sich an ihm hochzog. Wollüstig glitt ihr Schoß über seine Gesäßbacken. Er biss die Zähne zusammen, denn er hatte Angst, auf der Stelle zu kommen. Vollkommen bewegungslos stand er da, während sie sich um ihn herumarbeitete, sich an ihm rieb und zärtliche Worte flüsterte. Dann sank sie vor ihm auf die Knie und

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