Insel der Versuchung
laufen und sie zu umarmen, ihrer Freude und Erleichterung Ausdruck zu verleihen.
Genau da blickte Isabella auf und zuckte zusammen, als sie Caro erblickte. Doch sie vertuschte es gut und begann eine weitere Geschichte, über die die Frauen lachten.
Caro riss ihren Blick los und folgte der Dienerin zu einem Zimmer, wo sie sich wusch und frisch machte. Mit großer Selbstbeherrschung wartete sie weitere endlose Minuten, ehe sie in den Aufenthaltsraum zurückkehrte, wo sie in eine Ecke geführt wurde und man ihr bedeutete, sich zu setzen.
Caro gehorchte, ließ sich auf einem Kissen nieder und nahm einen Becher mit Fruchtsaft entgegen.
Sie nippte von ihrem Getränk und betrachtete interessiert den Springbrunnen in der Mitte des Raumes. Nach einer Weile erhob Isabella sich anmutig und kam zu ihr. Sie setzte sich auf ein Kissen neben ihr und bot Caro eine Schale mit Feigen, Orangen und Datteln an.
Caro bedankte sich höflich und nahm eine Orange, die sie zu schälen begann, während sie sich bemühte, sich ihre Freude nicht anmerken zu lassen.
„Es ist sicherer, spanisch zu sprechen“, bemerkte Isabella so leise, dass man sie über das Stimmengewirr, die Musik und das Plätschern des Wassers nicht belauschen konnte. „Ein paar können ein bisschen Französisch, denn ich habe mir damit die Zeit vertrieben, es ihnen beizubringen.“
„Wird es keinen Verdacht erregen, wenn sie sehen, dass du mit mir sprichst?“
„Nein. Sie wissen alle, wie sehnsüchtig ich auf Nachrichten von draußen warte, und werden es nicht befremdlich finden, dass ich dich ausfrage. Wir haben ein paar Minuten.“
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich um dich gesorgt habe“, erklärte Caro mit unterdrücktem Gefühl.
„Oh, das kann ich sehr wohl, denn ich kann mir ausmalen, wie es mir gegangen wäre, wären unsere Rollen vertauscht. Vielleicht begreifst du jetzt, welche Qualen ich jedes Mal durchleide, wenn du auf einer deiner Missionen bist“, entgegnete Isabella lächelnd.
Caro verkniff sich den Hinweis, dass es ja wohl kaum dasselbe sei. „Du siehst gut aus, Isabella. Man hat dich nicht schlecht behandelt?“ fragte sie stattdessen „Nein, gar nicht, eher wie eine Prinzessin, wenn auch eine gefangene. Ich bin bei bester Gesundheit, und meine Stimmung hat auch nicht gelitten - da ich nie daran gezweifelt habe, dass die Wächter kommen und mich befreien würden. Daher habe ich beschlossen, das Beste aus meiner Gefangenschaft zu machen. Es ist ein ... Abenteuer gewesen.“
„Und Saful, dein Herr?“
„Er ist sehr großzügig und freundlich. “ Ihr Mund verzog sich zu einem geheimnisvollen Lächeln. „Und nicht zu vergessen, ein wundervoller Liebhaber. Diese Tatsache ist sehr erfreulich, das muss ich zugeben. Hätten wir uns unter anderen Umständen kennen gelernt, und wären unsere Kulturen nicht so verschieden, hätte ich es vielleicht sogar in Erwägung gezogen, ihn zu meinem vierten Ehemann zu nehmen.“
Als Caro daraufhin die Stirn runzelte, tanzten Isabellas schwarzen Augen amüsiert. „Leider jedoch hat Saful schon zwei Frauen, und ich teile nicht gerne. Diese Damen werden zweifellos überglücklich sein, mich von hinten zu sehen. Ich nehme an, du bist gekommen, mich von hier fortzuholen, oder?“ Jetzt lächelte Caro. „Du denkst, ich würde die weite, beschwerliche Reise zum Spaß machen?“
Dann weihte sie Isabella rasch in ihren Plan ein. Sie hatten vier Uhr am Morgen als Zeit gewählt, um heimlich aus dem Haus zu schleichen, damit sie keinen Frühaufstehern begegneten. Sie würden in die Ställe gehen und mit der Explosion bis eine halbe Stunde vor Morgengrauen warten, sich dann durch die Festung zu den Toren begeben. Das Licht war da noch schwach, aber der Himmel würde heller werden, sobald sie den nächsten Bergpass erreichten. Es wäre Selbstmord, im Dunkeln durch das tückische Gelände zu fliehen, erklärte Caro.
Zu ihrer Erleichterung konnte Isabella keine Schwierigkeiten
für dieses Vorgehen erkennen.
„Was ist mit Saful?“ erkundigte Caro sich. „Besteht die Gefahr, dass du heute Nacht in seine Räume gerufen wirst?“ „Nein, nicht während meines Monatsflusses. Und selbst wenn es geschieht, so besitze ich doch eine gewisse Überredungskunst. Ich kann es einrichten, rechtzeitig wieder hier zu sein.“ Sie schürzte die Lippen. „Ich glaube, mir wird Saful fehlen. Vielleicht schreibe ich ihm eine Nachricht, in der ich ihn einlade, mich auf Kyrene zu besuchen.“
Fassungslos
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