Insel der Versuchung
was Frauen betrifft, das muss ich ihm lassen“, erklärte Max.
„Ich brauche keine leeren Schmeicheleien.“
„Sie sind wohl kaum leer, meine süße Hexe. Diese Schminke, die du da trägst, verleiht dir eine geheimnisvolle Schönheit, der sich kein gesünder, warmblütiger Mann entziehen kann. Glaube mir, Saful möchte dich für sich selbst.“
Verächtlich schüttelte Caro den Kopf und nahm ihre rastlose Wanderung wieder auf, aber Max erinnerte sich noch bestens an den lüsternen Blick, mit dem der Berber sie beobachtet hatte. Besitzdenken wallte in ihm auf - der urtümliche männliche Drang, für seine Frau zu kämpfen, das wilde Verlangen, sie unwiderruflich als die Seine zu brandmarken.
„Ich hatte noch nicht einmal die Gelegenheit, mich für gestern Nacht zu entschuldigen“, sagte er schließlich.
Ihr Blick durchbohrte ihn. „Dann gibst du zu, dass es falsch war, mich zu bitten, meine Freundin ihrem Schicksal zu überlassen?“
„Ich halte es kaum für falsch, mich um dich zu sorgen.“
„Es ist falsch, wenn es auf Kosten der eigenen Grundüberzeugungen geschieht!“ erklärte Caro.
Max unterdrückte ein Lächeln. „Stimmt. Was muss ich tun, damit du mir verzeihst?“
„Isabella befreien“, entgegnete sie scharf. „Und mir gegenüber wirklich aufrichtig sein. Du siehst nicht gerade reumütig aus.“
Sein Verhalten tat ihm Leid, aber sie schien entschlossen, an ihrer schlechten Laune festzuhalten. Er nahm einen Schluck Branntwein, während er ihre unruhigen Bewegungen verfolgte, dabei den anmutigen Schwung ihrer Hüften nicht übersehen konnte.
„Willst du die ganze Nacht weiterwandern?“
„Ja. Ich könnte unmöglich schlafen.“
„Wer hat denn etwas von Schlafen gesagt? Ich kenne viel angenehmere Methoden, sich die Zeit zu vertreiben.“
Er blickte bedeutungsvoll zum Bett. Gewöhnlich schliefen Araber auf Matten aus geflochtenem Stroh, die mit Teppichen bedeckt waren, aber dieses Bett stammte von Berbern, war zwei Fuß hoch, hatte eine Matratze aus gespannten Seilen und besaß Decken und Kissen aus bunter Seide.
„Das kann nicht dein Ernst sein“, antwortete Caro ungläubig, „Oh, mir ist es ganz und gar ernst damit. Vor uns liegt eine lange Nacht. Und die körperliche Liebe wird dich von deinen Sorgen ablenken.“
„Glaub mir, ich brauche keine Ablenkung.“
„Aber ich vielleicht.“
„Deine Bedürfnisse interessieren mich im Augenblick nicht!“ Max lächelte betont langsam. „Aber ich bin dein Herr und Meister, oder hast du das vergessen? Du bist hergebracht worden, um mir zu Diensten zu sein. Ich denke, du solltest damit anfangen, mich auszuziehen.“
Caro sandte ihm einen vernichtenden Blick. „Du bist bestens imstande, dich selbst auszuziehen.“
„Das wäre nicht halb so erfreulich.“
Ihre Augen sprühten Feuer, und Max musste wieder daran denken, was Saful über Frauen mit Geist gesagt hatte. Er konnte nicht anders als ihm zustimmen.
Caro war mit Sicherheit kein fügsames, anschmiegsames Weibchen. Und ihr wütender Augenausdruck entfachte sein Verlangen nur noch mehr.
Caro hatte nicht vor, auf Max’ Provokation einzugehen, trat stattdessen ans Fenster und öffnete die Flügel, um in den dunklen Hof draußen zu blicken.
Ihre Verachtung war unverkennbar und wirkte wie eine Herausforderung auf Max.
Er begehrte sie, wollte sich in ihr verlieren, in ihrem Geschmack, ihrem Geruch, dem Gefühl, von ihr umschlossen zu sein. Ihren Höhepunkt spüren, während er selbst tief in ihr war und sich der höchsten Ekstase überließ.
Mehr noch als die Lust sehnte er sich nach der Nähe, die die Leidenschaft mit sich brachte. Caro zu lieben, mit ihr auf die intimste Art und Weise verbunden zu sein, würde ihm beweisen, dass sie warm, lebendig und sicher war. Vielleicht half es ihm auch, die besorgniserregende Erkenntnis zu vergessen, dass dies unter Umständen ihr letztes Zusammensein sein würde.
So begann Max, durchs Zimmer zu gehen und ein Öllämpchen nach dem anderen zu löschen, bis nur noch eines brannte und den Raum in schwaches, goldenes Licht tauchte. Er setzte sich auf das Bett und zog sich die Stiefel aus, dann stand er auf und streifte sich die Kleider ab. Aus Caros plötzlich angespannter Haltung schloss er, dass sie wusste, was er tat. Schließlich trat er nackt hinter sie.
Reglos blieb sie stehen, während er an ihr vorbeigriff und die
Fensterläden schloss, die kalte Nachtluft aussperrte und sie vor neugierigen Blicken schützte. Als er seine Lippen
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