Insel der Versuchung
zweimonatigen Gefangenschaft.
Er hatte sein Pferd beinahe fertig abgesattelt, als er aufblickte und überrascht entdeckte, dass Caros Freundin zu ihm kam, fast so, als hätte er sie mit seinen Überlegungen herbeigerufen.
Sie hatte arabische Kleidung angelegt, Schleier verdeckten ihr ganzes Gesicht bis auf ihre dunklen Augen.
„Ich möchte Ihnen für meine Befreiung danken, Mr. Leighton“, begann sie und musterte ihn eindringlich.
Max spürte, wie seine Wangenmuskeln sich verspannten. Dies war das erste Mal, dass er mit Isabella unter vier Augen sprach. Unbewusst hatte er sie gemieden ... oder vielleicht war es auch umgekehrt gewesen. Wie auch immer, er hatte keinen Bedarf an Dank für eine Befreiungsaktion, die er nur als entsetzlich fehlgeschlagen ansehen konnte.
„Denken Sie sich nichts dabei, Mylady“, antwortete er kurz angebunden und machte eine knappe Verbeugung.
Als er sich jedoch umdrehen und gehen wollte, berührte ihn Isabella am Arm. „Ich kann verstehen, wenn Sie mir die Schuld geben.“
Seltsam bestürzt über ihre Selbstvorwürfe, zögerte Max mit seiner Antwort. Er wollte sie beruhigen, doch ein hartherziger Teil seines Verstandes gab dieser Frau wirklich die Schuld. Ihre Befreiung hatte Caro in Gefahr gebracht.
Dabei wusste er, dass das nicht fair war. Isabella hatte sich ihre Gefangennahme durch algerische Piraten nicht ausgesucht, nicht mehr als er Napoleons wahnsinnigen Feldzug durch Europa.
Max stieß den angehaltenen Atem aus. „Sie tragen keine Schuld, Mylady. Caro hat ihre eigenen Entscheidungen getroffen. Und sie hätte Sie niemals in Gefangenschaft lassen können ... und mit sich selbst weiterleben.“
„Trotzdem bete ich flehentlich darum, dass es ihr gut geht. Ich liebe Caro wie eine Tochter, und ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr etwas zustieße, weil sie meinetwegen unterwegs war.“
Max schwieg, obwohl er es ihr gut nachempfinden konnte. Schuldgefühle waren ihm vertraut. Aber er wollte seine eigenen Seelenqualen nicht einer völlig Fremden offenbaren.
Auf der anderen Seite war Isabella eigentlich gar keine Fremde mehr für ihn, wie er einräumen musste, irgendwie beunruhigt durch die Art und Weise, wie sie ihn anschaute, als versuchte sie, seinen Charakter zu ergründen.
Während er dastand und ihre Musterung über sich ergehen ließ, überlegte er, was sie wohl dazu getrieben hatte, ihn anzusprechen - ob es ihr Wunsch nach Absolution für sich selbst war oder um sie ihm zu geben. Vielleicht beides, dachte er, als er den Scharfsinn in ihrem Blick wahrnahm.
Lady Isabella war eine bewundernswerte Frau. Plötzlich konnte er verstehen, warum die Wächter so große Stücke auf sie hielten.
Ein kleines Lächeln spielte um ihre Lippen, sie nickte, als sei sie zu einem ähnlichen Schluss bei ihm gekommen. Aber dann erstarb ihr Lächeln plötzlich.
„Ich will morgen nicht abreisen“, erklärte sie ernsthaft. „Vielleicht könnten Sie mit Hawk reden, dass er mir erlaubt zu bleiben.“
Max schüttelte den Kopf, wusste, dass Hawk Recht hatte. „Sie müssen aufbrechen. Anderenfalls wäre die ganze Mission umsonst gewesen.“
Ehe er weitersprechen konnte, ertönte ein leiser Ruf von einer der Wachen, die am südlichen Ende des Lagers postiert waren. Ein Dutzend Wächter kam herbeigelaufen, um herauszufinden, was geschehen war.
Max folgte mit Isabella; sie beobachteten ein Aufblitzen, das von einem ein Stück weit entfernt liegenden Hügel zu kommen schien.
Die Wache antwortete eilig, sah Max, und verwandte dazu einen Spiegel, um die Sonnenstrahlen zu reflektieren, einen bestimmten Kode benutzend, so wie auch Schiffe auf dem Meer miteinander kommunizierten.
Als die verschlüsselte Antwort kam, machte sich Aufregung unter den anderen breit.
„Es ist Thorne“, sagte Hawk mit unverkennbarer Befriedigung. „Aber einer von ihnen ist verletzt.“
Max’ Herz machte einen Satz, verfiel dann in einen ungleichmäßigen Rhythmus. Als er Isabellas besorgten Blick erwiderte, wusste er, dass sich ihre Sorge und Furcht in seiner Miene widerspiegelten.
Hawk erteilte schon Anweisungen, was Thorne geantwortet werden sollte: Bleibt, wo ihr seid. Wir kommen euch holen.
„Wie werden wir sie finden?“ fragte Max Hawk, während die Wache die Nachricht schickte.
„Ich weiß, wo sie sind. Thorne und ich haben eine geeignete Stelle gefunden, als wir die Gegend hier ausgekundschaftet haben. Ich nehme an, Sie wollen uns begleiten, Leighton.“
„Natürlich.“
„Und ich
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