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Insel der Versuchung

Titel: Insel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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sie die dösende Stute striegelte. „Siehst du es auch vor dir? Ich müsste dauernd mitten in der Nacht fort, um mich um einen Patienten zu kümmern. Oder ich müsste zu einer Mission Kyrene verlassen und Tage oder Wochen fort sein, während er von entsetzlichen Albträumen geplagt würde ... Nein, so ist es viel besser. Max sollte sich glücklich schätzen, dass ich ihm das erspart habe.“
    Manchmal aber auch schimpfte sie auf das Schicksal und Max, wünschte sich, sie hätte ihn nie kennen gelernt.
    Ohne Zweifel hatte er Schuld an ihren derzeitigen Qualen. Er weckte in ihr den Wunsch nach Dingen, die sie nicht haben konnte. Schlimmer noch, er hatte ihr vor Augen geführt, was sie alles vermisste, so wie er es angedroht hatte.
    Bis jetzt war sie immer mit ihrer Entscheidung zufrieden gewesen. Sie hatte ein gutes Leben geführt, war von keinem Mann abhängig. Vor Max hatte sie ihr einsames Dasein, das Alleinsein nie gestört.
    Doch jetzt fühlte sie sich wirklich allein gelassen - so völlig allein, dass es wie eine Wunde schmerzte. Bloß der Gedanke an ihre Zukunft ohne Max entfesselte ein so heftiges Sehnen in ihr, dass sie beinahe weinen musste.
    Als sie nachmittags von einem Ausritt zurückkehrte, konnte
    Caro ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie lehnte sich gegen den Hals ihrer Stute und schluchzte sich ihren Kummer von der Seele. Als sie sich schließlich wieder unter Kontrolle bekam, war sie so erschöpft, dass sie innerlich fast taub war, doch den gnadenlosen Schmerz fühlte sie immer noch.
    Ist es möglich, an Liebeskummer zu sterben? fragte Caro sich unwillkürlich, als sie schließlich den Stall verließ.
    Beim Betreten des Hauses erfuhr sie zu ihrem Unbehagen, dass Lady Isabella sie im blauen Salon erwarte. Rasch wusch sie sich das Gesicht, aber es gelang ihr nicht, die Spuren ihrer Tränen vor ihrer besten Freundin zu verbergen.
    „Himmel, hast du geweint?“ rief Isabella dann auch aus, warf ihr Buch neben sich und sprang von dem Sofa auf, auf dem sie gesessen hatte.
    „Nein“, log Caro. „Mir ist nur etwas ins Auge geraten.“ Isabella, die ihr kein Wort glaubte, nahm Caros Hände und zog sie neben sich auf das Sofa. „Du musst mir verraten, was dich so betrübt, Liebes. Du bist die ganze letzte Woche niedergeschlagen gewesen, seit wir zurück auf Kyrene sind.“
    „Nein, das stimmt nicht“, widersprach Caro, doch selbst in ihren eigenen Ohren klang das lahm.
    „Ich nehme an, es ist dein Mr. Leighton.“
    Als Caro zusammenzuckte, verzog sich Isabellas Gesicht besorgt. „Du wirst ihn mit der Zeit vergessen. Es ist niemals einfach, über einen faszinierenden Mann wie ihn hinwegzukommen.“
    Sie hielt inne und musterte Caro scharf. „Vielleicht solltest du versuchen, diesen Prozess zu beschleunigen. Wende deine Aufmerksamkeit jemand anderem zu. Es gibt mehrere Herren auf der Insel, die um deine Gunst werben würden, wenn ich es ihnen erlaubte. Selbstverständlich müsste jede Affäre mit äußerster Diskretion behandelt werden.“
    Caro war entsetzt. Sie konnte nicht glauben, dass die Frau, die wie eine zweite Mutter zu ihr gewesen war, ihr allen Ernstes riet, eine Affäre zu beginnen. „Du schlägst vor, dass ich mir einen Liebhaber nehme?“
    „Genau.“
    „Isabella!“
    „Tu nicht so schockiert, Liebste. Du bist jetzt erwachsen, und eine Frau deines Alters und Temperamentes hat einfach Bedürfnisse, gleichgültig, wie sehr du dich bemühst, sie zu leugnen. Ich verstehe das bestens, glaub mir. Ich weiß, wie es ist, keinen Mann in einem Bett zu haben, wie einsam es sein kann. Ich bin nur überrascht, dass du es dir so lange verwehrt hast.“
    Caro schüttelte den Kopf und blickte fort. Sie wollte keinen anderen Mann. Max hatte sie für alle anderen verdorben. Und in ihrem Herzen wusste sie, dass sie sich nie einen anderen Liebhaber nehmen würde.
    Isabella musste ihre Gefühle geahnt haben, denn sie fuhr nachdenklich fort: „Mr. Leighton war zutiefst besorgt, als du während meiner Befreiung zurückgelassen werden musstest. Und er hat sich wie ein eingesperrter Löwe aufgeführt, bis du wieder sicher zu Hause warst. Ich denke, das zeigt deutlich, wie viel du ihm bedeutest.“
    „Es zeigt einfach nur, dass er sich für mich verantwortlich fühlt. Er hat die Mission geleitet, mich aber nicht retten können. Nach seinen Erlebnissen im Krieg kann er den Gedanken nicht ertragen, noch mehr Blut an seinen Händen zu haben.“
    „Aber als er dich auf dem Schiff gesehen hat, haben seine

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