Insel der Versuchung
Junggesellenhaushalt aufsuchen“, erwiderte Caro gereizt. „Noch wünsche ich, dass mein ungewöhnliches Interesse an einem so männlichen Sport allgemein bekannt wird. Hier gibt es niemanden, der mein Tun kritisiert. Sir Gawains treu ergebene Dienstboten sind verschwiegen.“
Max runzelte bei ihrem scharfen Ton die Stirn. „Willst du deine Erbitterung an mir auslassen?“
Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen. „Nein. Ich weiß es besser, als mich von meinen Gefühle regieren zu lassen, wenn ich fechte.“
„Gut, denn wenn du dein Temperament nicht zügeln kannst, bin ich im Vorteil.“
Caro suchte sich ein schimmerndes Rapier aus und fuhr damit ein paar Mal probehalber durch die Luft, ehe sie in die Mitte trat. Sie musste ihrer Verärgerung Herr werden, um sich konzentrieren zu können. Geduldig stand sie da und wartete, dass Max sich seinen Rock auszog.
„Wir müssen noch über den Preis für den Sieger reden, ehe wir anfangen“, erklärte er, während er sich zu ihr gesellte. „Wenn ich gewinne, dann will ich einen Kuss.“
„Und wenn ich gewinne?“
„Dann bekommst du einen Kuss.“
Sie lächelte trocken. „Dann ist es ja egal, wer der Sieger ist, wenn wir am Ende ohnehin einander küssen.“
„Oh, nein. Ich habe vor, dir meinen Sieg vor Augen zu führen, während ich dich liebe.“
Vor ihrem geistigen Auge erschien das Bild seines muskulösen, nackten Körpers, wie er der Länge nach auf ihr lag und sich zwischen ihren Schenkeln bewegte. Bei dieser Vorstellung schoss ihr das Blut in die Wangen. Jetzt wusste sie, dass Max sie provozierte. Besonders als sein Blick langsam über ihren Körper glitt, einen Moment länger auf ihren Brüsten verweilte, ehe er zu ihrem Schoß wanderte.
„Du fichtst in Röcken? Ist das nicht ziemlich gefährlich?“
Sie hatte das Gefühl, als ob sein heißer Blick sich durch den Stoff ihrer Kleider brannte, aber sie gönnte ihm nicht die Befriedigung zu wissen, dass er sie so leicht aus der Fassung bringen konnte. „Das ist nur praktisch. Wenn ich in eine gefährliche Situation gerate, werde ich in der Regel Röcke tragen, also ist es am besten, wenn ich unter diesen Bedingungen auch übe.“
„Sie werden für dich aber ein Nachteil sein.“
„Suchst du etwa schon nach Ausreden, falls du verlierst, Mr. Leighton?“
Er grinste. „Vielleicht. Ich finde die Vorstellung ausgesprochen beunruhigend, von einer Frau geschlagen zu werden.“
„Ich werde mir Mühe geben, dich nicht zu sehr zu demütigen.“
Als er ihr gegenüber Aufstellung nahm, hob Caro ihren Degen. Einen Moment später trafen ihre Klingen mit einem metallischen Klirren aufeinander.
Schon vom ersten Moment an wusste Max, dass er es mit einer Meisterin zu tun hatte. Caro focht mit erstaunlicher Schnelligkeit und einer entschlossenen Konzentration, die ihn zwang, immer auf der Hut zu sein.
Nach einem raschen Ausfall sprang sie vor und hätte beinahe seine Deckung durchbrochen. Als er sich erholt hatte und zum Angriff überging, konnte er nicht umhin, ihre geschickte Abwehr zu bewundern.
Es entstand ein Augenblick der Stille, während sie einander wie in einem Tanz umkreisten.
„Ich denke nicht, dass ich mich mit dir gerne auf dem Duellierplatz treffen würde“, bemerkte Max. „Du bist viel zu gut.“
„Wie du.“
„Aber ich habe in Angelo’s Salle in London bei einem der besten Fechter Europas gelernt. Wer hat dich unterrichtet?“
„Ryder, zum Teil. Und einer unserer amerikanischen Freunde, den du noch nicht kennen gelernt hast - Brandon Deverill.“
Erneut trafen sich ihre Klingen.
„Hast du eigentlich überhaupt irgendeine Schwäche?“ erkundigte Max sich.
Sie parierte seinen nächsten Stoß mit Leichtigkeit und wich geschickt zur Seite. „Wenn ich die hätte, würde ich sie dir nicht verraten“, erwiderte sie mit einem spöttischen Lächeln.
Dann machte sie eine Finte und einen kühnen Vorstoß, führte eine Reihe sauberer Stöße aus, während er zurückwich.
Nach wenigen Augenblicken sprang Caro jäh zurück und hörte auf. „Du gibst nicht dein Bestes, nicht wahr?“ warf sie Max vor.
„Nicht ganz“, räumte er ein. „Ich gestehe, es widerstrebt all meinen ritterlichen Instinkten, gegen eine Frau zu kämpfen.“
Ihre Augen verdunkelten sich. „Wenn du weitermachen willst, dann hör besser auf, mich zu beleidigen. Ich will nicht, dass du mir den Sieg aus lauter Ritterlichkeit schenkst.“
„Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren“, entgegnete Max
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