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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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dass du diese Zeit bestimmt nicht bis zu den Knien in einem Sumpf feststeckend verbringen willst. Also solltest du ein paar Schritte wagen. Immer nur ein paar auf einmal. Bis du dich wieder befreit hast.“
    „Bei dir klingt das alles so leicht.“
    „Es ist nicht leicht. Ich habe auch einige Zeit an diesem Ort verbracht.“
    „Gibt es Dinge, die du bereust?“
    „Süßer, ich bin auch nur ein Mensch.“
    „Ich mag es nicht, wenn du unglücklich bist.“
    Ihr wurde klar, dass der Mann für den Anruf bezahlte, und er hatte recht. Ihr Job bestand nicht darin, ihn noch weiter herunterzuziehen oder ihn vollzujammern. Sie setzte sich auf. Und obwohl er es nicht sehen konnte, setzte sie ein Lächeln auf. „Dann werde ich nicht länger unglücklich sein. Ich werde so fröhlich sein wie eine Katze, die in Sahne schwimmt. Und ich verspreche, dass ich dich genauso glücklich machen kann.“
    „Nein, Sunshine. Ich wollte damit nur sagen, dass ich mir wünsche, dass du glücklich bist. Richtig glücklich. Du hast es verdient.“
    Sie ließ die Schultern sinken. „Wir alle verdienen das.“
    „Meinst du, wir sollten Babys auf der Neugeborenenstation darauf hinweisen, dass das Leben sich nicht so entwickeln könnte, wie sie es sich erhoffen?“
    „Wie – und sie damit so verängstigen, dass sie dahin zurückgehen, woher auch immer sie gekommen sind? Das Leben kann eine Prüfung sein, ohne Zweifel. Aber es gab doch auch gute Zeiten, oder? Jedenfalls genügend glückliche Momente, um weiterzumachen.“
    „Ich hatte jede Menge glückliche Momente“, bestätigte er. „Und mit dir zu reden ist auch einer dieser Augenblicke.“
    Ihr Herz schlug ein bisschen schneller. Ihr wurde bewusst, wie jämmerlich das war. Ein Fremder, der für die Unterhaltung bezahlte, sagte etwas Nettes, und sie reagierte wie eine Highschool-Schülerin bei ihrem ersten Date.
    „Ich rede auch gern mit dir“, sagte sie. Und traurigerweise meinte sie es auch so.
    „Ich muss jetzt Schluss machen. Aber wir reden wieder, ja?“
    „Worauf du dich verlassen kannst.“
    „Streichle den Windhund von mir.“ Er lachte leise.
    Sie legte auf und hielt den Hörer einen Moment lang an die Brust gedrückt. Sie war sich nicht sicher, ob der Mann, der bis zu den Knien im Land der Reue feststeckte, oder der Hund, den sie vor dem sicheren Tod bewahrt hatte, für die Tränen in ihren Augen verantwortlich war. Sie hob den Saum von Kens T-Shirt an und wischte sie sich trocken. Dann wischte sie noch einmal. Und schließlich noch einmal.
    Diese Welt war so traurig.

20. KAPITEL
    W ie ihre Vorgängerin plante Tracy ihre Arbeitswoche auf die Minute genau. Wenn die Kinder morgens ankamen, konnte sie sicher sein, dass die Ausrüstung für den Tag schon bereitlag und dass die Gruppenleiter und Lehrer da waren. Wenn es erforderlich war, erledigte sie anschließend Telefonate mit Eltern oder sprach mit Woody oder Gladys über aktuelle Angelegenheiten. Pünktlich um neun stellte sie sich dann mit den Gruppenleitern in der Nähe der Eingangstür auf, tauschte freundschaftliche Fauststöße aus oder klatschte sich mit Kindern ab. Und sie ging, wenn nötig, zwischen die Jungs, die wild darauf waren, ihren außergewöhnlichen Testosteron-Level unter Beweis zu stellen. Seltsam war, dass sie das alles mochte.
    Am Freitagmorgen wachte sie früher als sonst auf. Sie hatte wieder den Traum gehabt. Dieses Mal hatte sie ein silbernes Bandage-Dress von Hervé Léger getragen – eng und kurz und extrem sexy an ihrem sorgfältig durchtrainierten Körper. Sie war durch die Tür des Countryklubs gegangen. Und ehe die Männer mit den Walkie-Talkies sie rausschmeißen konnten, hatten George Clooney und Ben Stiller ihr bewundernde Blicke zugeworfen. Sie hatte ihnen zugewinkt, während die Herren in ihren schwarzen Anzügen sie nach draußen gezerrt hatten, wo ihnen wieder Adlerschwingen gewachsen waren. Dann hatten die beiden sich mit ihr in die Lüfte erhoben und sie fest in ihren Krallen gehalten.
    Doch dieses Mal war sie nicht auf einen weißen Sandstrand gefallen. Dieses Mal hatten sie sie bereits über den weißen Schaumkronen der Wellen losgelassen. Und während sie gefallen war, hatte sie die Arme über den Kopf genommen und war elegant in die Brandung getaucht.
    Sie lag im Bett und starrte an die Decke. Versonnen fragte sie sich, ob ein frühmorgendlicher Regenguss seinen Weg durch die Löcher im Dach gefunden hatte und dieses ungewöhnliche Ende des Traums hervorgerufen hatte. Aber

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