Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
haben.“
„Mehr oder weniger.“
„Er meinte, Adam hätte Hackfleisch aus ihm gemacht.“
Sie lächelte beinahe. „Er war nicht in Gefahr. Schlimmstenfalls hätte Adam ihm eine blutige Nase gehauen.“ Sie legte den Kopf schräg. „Bay muss lernen, sich und seine Zunge zu zügeln.“
„Er ist der Sprössling von zwei Anwälten. Wie stehen da die Chancen?“
„Ziemlich gut, wenn er weiterhin verhauen wird, denn er ist ja nicht dumm.“
„Warum sehen Sie immer nur das Schlimmste in ihm?“
Sie schüttelte den Kopf. „Wenn Bay im Wald einen Wutanfall bekommt und niemand da ist, um es mitzubekommen, ist es dann immer noch ein Wutanfall? Die Probleme Ihres Sohnes sind nicht zu leugnen – ob ich nun da bin und Zeugin davon werde oder nicht.“
„Er ist ein guter Junge.“
Sie mochte Marsh Egan nicht, aber sie glaubte, dass er sich bemühte, ein guter Vater zu sein. „Wenn ich das nicht auch denken würde, wäre er gar nicht im Programm.“
„Er mag Sie.“
Ihr fiel auf, dass sie sich zunehmend entspannte. Marsh Egan rastete nicht aus, wie sie insgeheim befürchtet hatte. Wenn er jemand anders gewesen wäre, hätte sie fast meinen können, dass seine Worte eine Entschuldigung für das Verhalten seines Sohnes hätten sein können.
„Hören Sie, ich mag ihn ja auch. Sagen Sie es ihm nur nicht, ja? Jemand muss ihn auf den Pfad der Tugend führen. Und im Sommercamp bin ich dieser Jemand.“
„Nachdem wir uns jetzt so nahegekommen sind, Sie und ich … Werden Sie Wild Florida Ihr Land für hundert Dollar pro Morgen verkaufen?“
„Aber nein. Ich hatte eher daran gedacht, Sie unbarmherzig von meinem Besitz zu vertreiben, nachdem wir das nette Geplänkel hinter uns gelassen haben.“
Er lächelte. Sie musste zugeben, dass er ein wirklich nettes Lächeln hatte. Die Sonne ging unter, und auf seiner glatten, gebräunten Haut entstand ein interessantes Spiel von Licht und Schatten. Zum ersten Mal konnte sie nicht leugnen, dass er ein mehr oder weniger attraktiver Mann war. Er besaß nicht die für L. A. so typische Schönheit und war auch im klassischen Sinn kein schöner Mann. Aber ihr gefielen die winzigen Lachfältchen um seine Augen und der angenehme Schwung seiner Wangenknochen.
„Vertreiben Sie mich bitte nicht“, sagte er. „Lassen Sie mich Ihnen etwas zeigen, das Sie noch nie gesehen haben.“
„Ein rechtmäßiges Papier, das mir zusichert, dass ich mein Land ohne weitere Einmischung verkaufen kann?“
„Vögel.“
„Mensch, es tut mir wahnsinnig leid! Ich habe Vögel schon mal gesehen. Hätte ich damit auf Sie warten sollen?“
Sein Lächeln wurde breiter. „Waren Sie schon immer so?“
„Es hat mich viele Jahre und eine urkomische Scheidung gekostet, um es zu perfektionieren.“
„Ich werde Ihnen was sagen. Kommen Sie mit mir, und wir können Scheidungsgeschichten austauschen. Meine gegen Ihre. Ohne Kompromisse.“
Einen Moment lang dachte sie, er würde sie tatsächlich um ein Date bitten. Sie runzelte die Stirn und beugte sich leicht vor. „Mit Ihnen kommen?“
„Ich verspreche Ihnen einen Abend, den Sie nie mehr vergessen werden.“
„Sie werden mich irgendwo hinbringen und an die Alligatoren verfüttern, habe ich recht?“
„Nein, ich werde Sie irgendwo hinbringen und werde Sie dann mit meinem Essen füttern.“
Ihr wurde klar, dass es sein Ernst war. „Einfach so? Sie wollen, dass ich einfach alles stehen und liegen lasse und mit Ihnen gehe?“
„Ja. Das will ich.“
Sie dachte über die Alternativen nach. Fliesenkleber oder Marsh Egan. Am Ende gewann das selbst gekochte Essen – aber nur knapp. „Soll ich mich umziehen?“
„Daran wäre ich nur ungern schuld.“ Er ließ seinen Blick über ihren Körper schweifen. „Daran wäre ich wirklich nur ungern schuld. Wir passen schon auf.“
Bewunderung von Marsh Egan zu bekommen war ein so ungewohntes Gefühl, dass sie es einfach ignorierte. Immerhin war es möglich, dass sie ihn falsch verstanden hatte. „Das klingt nicht sehr vielversprechend.“
„Ich versichere Ihnen, dass Sie unversehrt sein werden, wenn der Ausflug vorbei ist.“
„Kommt Bay auch mit?“
„Bay bleibt am Wochenende zu Hause, ohne jegliche Vergünstigungen. Und obendrein noch mit der Demütigung, dass ein Babysitter auf ihn aufpasst.“
„Oh …“ Sie war froh zu hören, dass Marsh den Streit ernst genommen hatte.
„Ich habe alles dabei, was wir brauchen“, erklärte er. „Bereit?“
So bereit, wie sie nur sein konnte. Sie
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