Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
angelacht, Wanda.“
Sie küsste Chase auf die Nase. Dann schob sie ihn behutsam auf den Boden. Im Augenblick war der Hund angesichts seiner Verletzungen noch ganz pflegeleicht. Doch wenn er wieder gesund wäre, würde ein Zusammenleben mit ihm in ihrem Haus sicherlich alles andere als leicht werden. Außer ihn zu lieben – das würde ihr nie schwerfallen.
„Warst du mit ihm spazieren?“
„Es hat uns beide gejuckt, an die frische Luft zu kommen.“
„Wenn ich über das Geld nachdenke, das ich dem Tierarzt bezahlt habe, um ihn von Flöhen zu befreien, sollte es ihn eigentlich nicht mehr jucken.“
„Ich hoffe, du hast dir keine Sorgen gemacht. Ich wollte dich nicht wecken, um zu sagen, wohin wir gehen.“
„Ich war nur überrascht. Bis jetzt hast du den Hund ignoriert, als wäre er irgendein neues Möbelstück. Aber natürlich hast du ihn bisher ja auch nur zwischendurch ganz kurz gesehen.“
„Ich kenne den Unterschied zwischen einem Hund und einem Esszimmertisch.“
Sie klang widerwillig, das war ihr klar, doch sie musste etwas sagen. Sie hatte ihre Kinder keine Dankbarkeit gelehrt, um die guten Manieren jetzt zu missachten. „Ich weiß deine Hilfe zu schätzen, Kenny. Und die zusätzliche Mütze voll Schlaf.“
„Hast du schon gefrühstückt?“
„Ich hatte nur ein paar Schlucke Kaffee.“
„Der Hund und ich kommen um vor Hunger. Was gibst du ihm zu fressen?“
Sie erklärte ihm, wo sich das Hundefutter befand und wie viel der Tierarzt empfohlen hatte. „Sein Name ist übrigens Chase. Chase the Suspect, wenn du es genau wissen willst.“
Ken schmunzelte. Ihr Herz fühlte sich an, als würde es sich zu einem Doppelknoten zusammenschnüren. Sie hatte dieses Lächeln seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen. Sofort wurde sie argwöhnisch.
„Hast du diesen Hund ausgesucht, weil du mit einem Cop verheiratet bist?“, fragte er.
„Ich habe ihn bei Rennen beobachtet, wenn ich konnte. Und manchmal habe ich dank ihm sogar etwas Geld gewonnen.“
„Vermutlich nicht mal halb so viel, wie du jetzt für ihn ausgegeben hast, wette ich. Chase und ich werden mal das Frühstück machen. Mach du hier weiter, und nimm eine Dusche.“
„Gibt es irgendeinen Grund für deine Freundlichkeit heute Morgen? Wenn ich mich nicht irre, ist heute ein ganz normaler Tag im Juni. Und seit dem Geburtstag, von dem du vermutlich nicht einmal mehr weißt, dass du ihn vergessen hast, sind Monate vergangen.“
Ken bückte sich und streichelte Chase, der neben ihm stand. „Ich habe nur Hunger auf Pancakes.“
Sie wusste nicht, was los war. Sie war fast davon überzeugt, dass Ken ihr mit den Pancakes Honig ums Maul schmieren wollte, um ihr dann, wenn sie gute Laune hatte, etwas gestehen zu können. Zum Beispiel, dass er einen Scheidungsanwalt beauftragt hatte. Oder er verriet ihr den Namen der Frau, mit der er eine Affäre hatte. Oder er erklärte ihr, dass er all ihre Ersparnisse in einer Reihe von nächtlichen Pokerspielen verloren hatte, weil er so deprimiert gewesen war.
„Ich habe letzte Woche echten Ahornsirup gekauft“, sagte sie und wandte sich zur Kommode um. „Bedien dich. Ich komme dann nach.“
„Was Hunde betrifft, muss ich sagen, dass dieser hier gar nicht mal so schlecht ist.“
Sie hörte, wie die beiden verschwanden, der Mann und der Hund. Zusammen.
Sie starrte eine Weile auf die ordentlich gestapelten Kleider. Was genau zog eine Frau an, wenn sie keine Ahnung hatte, wie sich ihr Leben weiterentwickelte?
Janya war stolz, dass sie ohne Probleme die nötigen Tests bestanden hatte, um den Lernführerschein zu bekommen. Doch nun stand ihre erste richtige Fahrstunde bevor. Rishi war an diesem Morgen mit dem Bus zur Arbeit gefahren und hatte den Autoschlüssel für sie auf den Tisch gelegt. Den Schlüssel nur anzusehen bereitete ihr schon Bauchschmerzen.
Er hatte ihr angeboten, ihr die erste Fahrstunde zu geben, aber sie hatte ihm erklärt, dass sie Wanda dieses Vorrecht zugestanden habe. Das war nicht einmal geschwindelt gewesen. Wanda hatte ihr den Vorschlag gemacht, und Janya hatte ihn angenommen. Natürlich war der eigentliche Grund, dass es sie nur noch mehr ablenken würde, Rishi neben sich sitzen zu haben. Er würde sie mit der gleichen Begeisterung unterrichten, mit der er ihr alles Neue zeigte. Er würde nicht verstehen, dass sie verunsichert und ängstlich war. Er wäre sich so sicher, dass sie es gut machen würde, dass er über vollkommen belanglose Dinge plaudern
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