Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
werden noch einige Zeit dableiben. Denkst du darüber nach, nach Miami zurückzugehen?“
„Mein Leben ist ständig im Umbruch.“
Sie stiegen in den Wagen und machten die Fenster auf, sodass die Hitze entweichen konnte. Sie waren drei Blocks weit gefahren, ehe sie sie wieder schließen und die Klimaanlage einschalten konnten.
Janya fuhr inzwischen wie ein Profi, und Wanda stellte fest, dass sie ihr nicht länger Tipps geben musste. Sie war sich zwar nicht sicher, ob sie mit ihrer Freundin durch den Stoßverkehr in Miamis Innenstadt fahren würde, aber hier auf offener Strecke konnte sie ihre Aufmerksamkeit ganz der Landschaft widmen.
Während sie fuhren, veränderte sich die Gegend. „Reizend“ wurde ersetzt durch „reell“. Sie sah muffige einstöckige Motels mit verrosteten Klettergerüsten und „Kein Zimmer frei“-Schildern, auf denen ein oder zwei Buchstaben fehlten. Minimärkte, die Nachkriegshäusern gegenüberstanden. Kleine familiengeführte Reinigungen neben großen Videotheken.
Wanda suchte nach der richtigen Adresse. „Du siehst jetzt selbst, dass eine skurrile alte Bar namens Sea Breeze nicht so gut in die Gegend passen würde, in der wir vorhin unterwegs waren. Jedenfalls nicht, wenn sie keine Marimba-Band angeheuert haben und Mojitos und pastellfarbene Maischips servieren. Hier sind wir allerdings in einer ganz anderen Gegend. Und da ist die Bar auch schon – direkt da vorne.“
Das Sea Breeze war über drei Kilometer von der Innenstadt entfernt. Wanda hatte schon unzählige Bars wie diese gesehen. Ein blassgrünes Schindeldach thronte auf einem Gebäude aus schmucklosen Betonsteinen, und Neonreklamen in den Fenstern priesen Budweiser und Miller Lite an. Die Überdachung über einer Betonterrasse neben dem Haus wurde von Metallstützen gehalten, deren Farbe abblätterte. Strandgammler und Arbeiter saßen auf Plastikstühlen an Plastiktischen und rauchten viel zu viele Zigaretten.
„Das hier ist das alte Florida“, warnte Wanda Janya. „Es ist durchaus möglich, dass außer Fritten und Krautsalat auf der Speisekarte kein Gericht steht, das du essen kannst.“
Auch das Innere der Bar wirkte schäbig – nur dass hier niemand rauchen durfte. An einer Wand entlang gab es Sitzgruppen. An der gegenüberliegenden Wand befand sich die Bar. Und in der Mitte wieder die Plastiktische. Ein Pärchen tanzte zu Alan Jacksons „Chattahoochee“, das aus der Jukebox drang.
„Wir sollten an der Theke beginnen“, schlug Wanda vor. „Um uns erst mal zurechtzufinden.“
Janya schien fasziniert zu sein. „Ich war noch nie an einem Ort wie diesem.“
„Sieh es als eine Lernerfahrung an.“
„Was soll ich denn lernen?“
„Dass man in solchen Läden nicht rumhängt.“
Wanda ging zum Tresen und setzte sich auf einen der roten Barhocker aus Plastik. Janya folgte ihr. Wanda war nicht entgangen, dass ein Paar Männer am Ende der Theke ihrer Freundin bewundernde Blicke zuwarfen.
Der Barkeeper ließ sich Zeit. Bedächtig wischte er über die Theke, während er sich langsam auf den Weg zu ihnen machte. So ein Ort war es also. Niemand hatte es eilig. Vermutlich blieben die Gäste, die schon morgens kamen, den ganzen Tag über stur sitzen und feierten fröhlich, bis sie irgendwann auf den Parkplatz geworfen und die Türen hinter ihnen verriegelt wurden.
Der Barkeeper war ungefähr in ihrem Alter. Er hatte wettergegerbte Haut und Augen von einem ausgewaschenen Blau. Wenn man sein Gesicht betrachtete, konnte man als unbeteiligter Beobachter den Eindruck gewinnen, dass der Abend sich bereits dem Ende näherte und nicht gerade erst losging.
„Was kann ich den beiden Ladies bringen?“, fragte er, als er sie endlich erreicht hatte.
Wanda fragte sich, ob er Mitglied der Familie war, der die Bar gehörte. Während Janya der Meinung war, dass die Wahrheit über ihren Besuch am ehesten zum Erfolg führen würde, hielt Wanda das für ein bisschen naiv.
„Ich nehme ein Miller Lite. Janya?“
„Eine Cola, bitte.“
Kurz darauf kehrte er mit ihren Getränken zurück. „Ich habe Sie hier noch nie gesehen. Sind Sie zu Besuch in Cargo Beach?“
Wanda nahm die Sache in die Hand. „Meine Mom und mein Dad sind früher immer hierhergekommen, als das Sea Breeze noch Gasparilla’s hieß. Sie haben oft davon erzählt.“
„Die Bar heißt seit bestimmt vierzig Jahren nicht mehr Gasparilla’s. “
„Das kann hinkommen. Sicherlich waren Sie noch ein kleiner Junge, als der Name geändert wurde.“
„Ich
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