Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
weiteres Brötchen auseinander und gab etwas von der Soße darauf. „Erstens bezüglich Herb.“
„Ihr sucht noch immer?“
„Das tun wir. Wir haben den Namen der Frau herausgefunden, für die Herb seine Ehefrau verlassen hat, als er noch Clyde Franklin hieß. Gloria Madsen.“ Ken kannte die Clyde-Herb-Geschichte, also musste sie es nicht noch einmal erklären.
„Also habt ihr einen Namen. Sonst noch etwas?“
„Eigentlich nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass sie ein ziemliches Weibsstück war, weißt du? Ein Flittchen, das sich nicht zu schade war, zu stehlen, was auch immer ihm in die Finger kam.“
„Also hast du gehofft, dass ich ihren Namen in den Computer eingeben und etwas über ihren weiteren Werdegang herausfinden könnte.“
„Es ist nichts weiter als eine Vermutung. Aber im Augenblick ist das alles, was wir noch haben.“
„Das ist kein Problem. Du solltest nur nicht jedem gleich unter die Nase reiben, was ich für dich tue.“ Seine grünen Augen funkelten liebevoll, als würde es ihm tatsächlich nichts ausmachen zu helfen.
„Ich werde alles aufschreiben, was ich herausgefunden habe. Das ist leider nicht sehr viel. Aber mit ein bisschen Glück hat sie eventuell eine Bank überfallen.“
„Das wäre toll, oder? Vielleicht hat sie auch jemanden umgebracht, Geld von einer großen Ölfirma gestohlen oder an der Wall Street gearbeitet.“
Wanda legte sich eine Hand auf die Brust. „Möglicherweise war sie sogar einer der Bosse bei Enron. Oder … Politikerin.“
„Ich kann es kaum erwarten loszulegen.“
Sie lächelten sich an.
„Und was noch?“ Er gab sich noch eine Portion auf seinen Teller, die genauso groß war wie die erste. In den vergangenen Monaten hatte er stark abgenommen. Vermutlich war er dabei, sich die Kilos an diesem Abend wieder anzufuttern.
„Also, die Situation bei Alice zu Hause scheint sich immer weiter zuzuspitzen.“ Sie erzählte ihm alles, was sie wussten, und hielt keine Information zurück. „Wir bräuchten deinen Rat. Es gibt keine Möglichkeit für uns, auf Alice aufzupassen. Lee schirmt sie in ihrem Häuschen ab, als wäre es ein Gefängnis.“
„Hat er vielleicht recht? Braucht sie vielleicht tatsächlich nur ein bisschen Ruhe und Frieden?“
„Sag du es mir, Kenny. Sie hat Freunde. Sie weiß, dass wir uns um sie sorgen, und … na ja … sie blüht auf, wenn sie mit uns zusammen ist. Geht es ihr besser, wenn man ihr das nimmt? Hilft es, wenn man von den Menschen ferngehalten wird, die man liebt?“
Sie hatte damit nicht sich selbst gemeint, doch es schien so, als würde alles darauf hinauslaufen.
„Nein, das hilft nicht“, sagte er nach einer kleinen Pause. „Dieser Lee Symington führt möglicherweise nichts Gutes im Schilde.“
„Was meinst du damit?“, erwiderte Wanda.
„Den Missbrauch von älteren Menschen. Das kommt gar nicht so selten vor. Alte Menschen bedeuten manchmal viel Arbeit und Ärger. Selbst die besten Betreuer haben mal schlechte Tage und verlieren die Beherrschung.“
„Es ist ja nicht so, als müsste er Bettpfannen wechseln. Alice kocht für die Familie und putzt.“
„Was glaubst du, geschieht hinter den Mauern von Alices Haus?“
„Er kümmert sich um ihre Finanzen. Er behauptet, dass sie nur noch wenig besäße und dass ihre Geldanlagen sich negativ entwickelt hätten.“
„Das ging vielen Leuten so.“
„Was, wenn es bei ihr nicht so war? Was, wenn er sie hinter ihrem Rücken beklaut?“
„Ihr braucht Beweise, damit es zu einer Ermittlung kommt.“
„Falls jemand kommt und anfängt, Fragen zu stellen, wird Mr Lee Symington schnell wissen, was los ist. Und das würde uns das Leben schwer machen.“
„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du schon eine Idee hast und dass du nur darauf gewartet hast, dass ich von selbst drauf komme.“
„Eine Granny-Cam. Können wir eine Kamera bei ihnen verstecken, ohne dass sie davon wissen? Tracy ist die Vermieterin. Darf sie das?“
Er lachte sie nicht aus. Er sah nur so aus, als würde er nachdenken. „Ihr könnt nicht aufzeichnen, was gesprochen wird. Das ist gegen das Gesetz – es sei denn, beide Parteien stimmen zu. Aber in Florida gibt es kein Gesetz, das es euch verbietet, sie zu beobachten. Nur dort, wo man Privatsphäre erwarten kann, gilt das nicht. Mit anderen Worten: keine Kameras im Schlafzimmer oder im Bad.“
„Du meinst, wir können es tatsächlich versuchen?“
„Ihr könnt es. Aber seid ihr sicher, dass ihr es auch wollt? Was glaubt
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