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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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die Unterhaltungen meist genossen, aber sie hatte sich nie gefühlt, als würde sie mit einem Freund reden.
    „Also, was brauchst du heute Abend?“, fragte sie. „Wovon träumst du?“
    „Ich glaube, ich brauche nur die Meinung einer Frau. Deine Meinung.“
    „Ist das so?“ Sie war geschmeichelt. Um die Meinung gebeten zu werden war Teil einer Ehe – ein wichtiger Teil, der in ihrer Ehe inzwischen verschwunden war.
    „Ich habe einen Fehler gemacht. Einen schlimmen Fehler. Und ich weiß nicht, wie ich dieser anderen Person sagen soll, dass es mir leidtut.“
    Die gute alte Wanda, Telefonsex-Psychologin. Aber obwohl sie versuchte, das alles nicht an sich ranzulassen, tat er ihr leid. Er war ein Mann, der Hilfe brauchte, und er hatte sich an sie gewandt. Doch was wusste sie schon übers Verzeihen? Sie war Ken gegenüber inzwischen so in ihrem Zorn gefangen, dass sie seinen Schmerz nicht mehr fühlen konnte. Sie hatte die Geduld für seine Qualen verloren, und sie hatte für sie beide alles nur noch schlimmer gemacht.
    Aber hatte er das nicht verdient?
    „Warum ist es so schwierig für einen Mann, ‘Es tut mir leid!’ zu sagen?“, fragte sie. „Könnt ihr es nicht einfach sagen und es hinter euch bringen?“
    „Manche Dinge erfordern mehr als eine einfache Entschuldigung.“
    „Ja, aber ist eine Entschuldigung nicht ein guter Anfang?“
    „Ich weiß es nicht mehr.“
    „Willst du darüber reden?“
    „Eher nicht.“
    „Tja, wenn es um das Thema ‘Verzeihen’ geht, habe ich gerade meine eigenen Probleme“, entgegnete sie. „Manchmal muss der andere auch danach fragen. Wer macht also den ersten Schritt? Sollte man vielleicht eine Zeit vereinbaren, wann man anfängt – zum Beispiel um zwölf Uhr mittags –, und dann einfach zugleich damit herausplatzen?“
    Sein raues Lachen war ihr mittlerweile vertraut. „Vielleicht wäre das eine Lösung.“
    „Dann versuch du es zuerst, und sag mir Bescheid, ob es geklappt hat.“
    „Angenommen, ich habe den Teil hinter mich gebracht. Wie geht es dann weiter? Weißt du das?“
    „Dann werdet ihr probieren, noch mal von vorne zu beginnen. Wenn die Beziehung noch etwas wert ist, werdet ihr herausfinden, wie ihr sie retten könnt. Wenn nicht, geht ihr einfach getrennte Wege, aber wenigstens seid ihr dann nicht mehr wütend oder verletzt.“
    „Vermutlich sagen deshalb so wenige Männer, dass ihnen etwas leidtut: weil sie Angst vor dem letzten Part haben.“
    „Wen auch immer du um Verzeihung bitten musst, Shadow – sie wären verrückt, sich danach einfach umzudrehen und zu verschwinden.“
    „Du kennst mich nicht, Sunshine.“
    Aber sie hatte das Gefühl, dass sie es doch tat. „Ich würde es drauf ankommen lassen.“
    „Du tust meiner Seele gut. Wenn ich mit dir rede, habe ich das Gefühl, dass ich weitermachen kann.“
    „Das kannst du auch. Weitermachen, dich nicht unterkriegen lassen, meine ich. Ich hoffe, dass du nicht mit dem Gedanken spielst, es nicht weiter zu versuchen.“
    „Doch, daran habe ich gedacht. Aber jetzt nicht mehr.“
    „Das ist gut. Das ist wichtig. Du musst nur einen Fuß vor den anderen setzen und immer weitergehen.“
    „Machst du das auch?“
    „Das mache ich auch, obwohl ich manchmal überhaupt nicht weiß, wohin ich eigentlich gehe.“
    Er lachte. „Gute Nacht. Ich werde wieder anrufen.“
    „Mach das. Auf jeden Fall.“
    Sie legte auf. Einige Zeit später schlug sie die Augen wieder auf und erblickte Ken, der sich in der anderen Ecke des Zimmers auszog. Sie hielt noch immer das Telefon in der Hand. Leise legte sie es an seinen Platz zurück. Dann setzte sie sich auf.
    „Habe ich die Nachrichten verpasst?“
    „Du hast nichts verpasst. Es ging nur um Krieg und Elend. Schlafen war eindeutig die bessere Entscheidung.“
    Sie drehte sich um und stopfte sich ein Kissen unter den Kopf. Ken schaltete das Licht aus und legte sich zu ihr ins Bett. Sie spürte seine Wärme, wie sein Atem zart ihren Nacken liebkoste. Dann legte er seine Hand auf ihre Schulter, und im nächsten Moment ging sein Atem tief und gleichmäßig. Er war eingeschlafen.
    Seine Hand auf ihrer Schulter. So eine einfache Geste. Aber machte das nicht den Unterschied?

28. KAPITEL
    A m Dienstagnachmittag sah Janya zu, wie die Kinder mit dem Thema „Tarpun-Angeln“ ihren Teil des Wandgemäldes gestalteten. Bay war ein Perfektionist und duldete keine Fehler – vor allem nicht seine eigenen. Janya und Tracy hatten darüber geredet, und Janya hatte ihm die

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