Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
gewohnt, in den gleichen Läden eingekauft. Filmstars waren ihre Nachbarn gewesen. Doch niemals hätte sie gedacht, dass sie einen Nachbarn mal zum Filmstar machen würde. Nicht bis jetzt.
„Granny-Cam, wir kommen.“
Sie schloss die Haustür ab und schlüpfte aus der Hintertür, wobei sie darauf achtete, wieder abzusperren. Dann lief sie hinter dem Haus über Umwege ein Stück weiter, bis sie sicher war, weit genug entfernt zu sein, um wieder auf die Straße hinauszutreten. Auf halbem Weg zu Wandas Haus fuhr Lees Infiniti an ihr vorbei. Sie winkte freundlich, obwohl sie durch die getönten Scheiben im Innern des Wagens niemanden erkennen konnte.
Auch sie konnte schauspielern. Sie hoffte nur, dass ihre Vorstellung überzeugend genug sein würde.
31. KAPITEL
J anya entschloss sich zu kochen. Richtig zu kochen. Kein Rezept, das sie aus einem Büchereibuch hatte, mit Zutaten, Gerüchen und einem Ge-
schmack, die sie nicht kannte. Sie sehnte sich nach Essen, das sie verstand, Essen, das ihren Hunger auf alles Indische stillte. Wenn die Frauen von Happiness Key ihre Speisen genossen hatten, war es dann nicht an der Zeit, es auch bei Rishi auszuprobieren? Immerhin hatte er während seiner Kindheit die indische Küche bereits kennengelernt.
Was noch wichtiger war: Sie hatte sich endlich etwas eingestanden, das sie lange geleugnet hatte – sogar vor sich selbst. Die ganze Zeit über hatte sie behauptet, dass ihr Versuch, amerikanisch kochen zu lernen, eine Geste der Zuneigung zu ihrem Ehemann gewesen sei. Doch vielmehr war es so, dass die Weigerung, ihre Lieblingsgerichte zu kochen, eine Art Rebellion war. Sie war in die USA gezogen, um ein unglückliches Leben hinter sich zu lassen, doch sie hatte das Unglück mitgenommen. Und diesen Teil von sich hatte sie mit einigen anderen Dingen zusammen in ihrem Herzen bewahrt. Nach außen hin hatte sie sich bemüht, Rishis Wünsche zu erfüllen. Aber tief in ihrem Innern hatte sie ihre Geheimnisse für sich bewahrt. Was für eine Ehe konnte auf so einem Fundament gebaut werden?
Wenn Rishi heute Abend nach Hause kam, konnte er hoffentlich sehen und würdigen, was hinter diesem Essen steckte. Sie hoffte, er erkannte, dass sie ihm durch dieses Mahl zeigen wollte, wer sie wirklich war.
Das Geräusch des Schlüssels, der in der Eingangstür gedreht wurde, riss sie aus ihren Gedanken. Überrascht ging sie ins Wohnzimmer, um zu sehen, was los war. Rishi trat ein.
„Rishi.“ Ihr fiel auf, wie erfreut, wie warmherzig ihre Stimme klang. „Du hast dich also entschlossen, doch nicht den ganzen Tag zu arbeiten?“
Er lächelte, und sie erwiderte sein Lächeln. „Das Haus duftet himmlisch. Wie zu Kindertagen in Bhopal.“
Über sich selbst erstaunt, gestand sie ihm: „Ich habe vergeblich versucht, eine gute amerikanische Köchin zu sein. Ich verspreche, im Herbst einen Kochkurs im Freizeitzentrum zu belegen. Aber heute Abend essen wir etwas, das ich kochen kann.“
„Janya, ich möchte, dass du du bist. Wenn es nach dem Duft geht, möchte ich, dass du kochst, was auch immer du willst. Bitte. Für immer.“
„Denkst du, dass es dir schmecken könnte?“
„Wie kommst du nur auf die Idee, ich würde nicht wollen, dass du das kochst, was du kannst und gern möchtest. Ja, ich habe mich an das amerikanische Essen gewöhnt. Viel zu oft habe ich als kleiner Junge einfach Geld bekommen, um in die Stadt zu gehen und mir selbst etwas zu essen zu besorgen. Oft weil niemand zu Hause war, um für mich zu kochen. Und allein durfte ich nicht in die Küche. Also ja, ich bin das Essen gewohnt. Aber ich wollte doch nie, dass es so ist.“
Seine Worte berührten sie, und sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie viele andere Dinge hatte sie missverstanden? Wie viele falsche Annahmen hatte sie gemacht?
Wie viele fürchterliche Gerichte hatte sie gekocht, während sie sich von dem Mann zurückgezogen hatte, der doch nur das wollte, was sie bereit war, ihm zu geben?
Seit Darshans Besuch hatte sie sich Rishi gegenüber mehr und mehr geöffnet, fühlte, was er fühlte, und hoffte auf mehr als bloßes Verständnis. Nun ging sie zu ihm. Es gab noch etwas, das zwischen ihnen stand. Doch wenn sie gemeinsam einen Weg fanden, es zu überwinden, hoffte Janya, dass sie vielleicht eines Tages eine echte Chance hatten, glücklich zu werden. Vielleicht sogar früher, als sie geglaubt hätte.
Rishi küsste sie nicht. Sie war überrascht, denn der Moment war perfekt und Rishi amerikanisch und romantisch
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