Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
Vom Netzwerk:
euch wissen lassen.“
    Sie lächelte, und zum ersten Mal seit Montaten war sie froh, dass ihr beigebracht worden war, immer zu lächeln, wenn es ihr nutzen konnte. „Bitte, tu das. In der Zwischenzeit lassen wir dich in Ruhe und gehen dir aus dem Weg.“ Der letzte Teil war nicht gelogen. Wenn die Nachbarinnen herausfinden wollten, was los war, mussten sie das tun, ohne dass er in der Nähe war und etwas mitbekam.
    Er entspannte sich etwas. „Es ist eine schwierige Zeit. Tut mir leid, wenn ich etwas schroff geklungen habe. Aber manchmal ist das Beste, was man tun kann, gar nichts zu tun.“
    „Ich bin mir sicher, dass du recht hast.“ Sie nickte entschieden. „Und, hey, ich bin die Königin des Nichtstuns. Aber ich bin da, falls du mich brauchst.“ Sie trat vom Auto zurück. „Ich weiß, dass du dich gut um Alice kümmerst. Pass bitte auch auf dich und Olivia auf. Wir drücken euch die Daumen.“
    Als das Knirschen der Muschelschalen unter seinen Reifen nicht länger zu hören war, rannte Tracy nach Hause. Sie schnappte sich die Tasche mit den Rauchmeldern, obwohl sie wusste, dass dieser Trick nicht funktionieren würde, falls Lee wieder nach Hause kam und sie überraschte. Er hatte sie gerade abgewiesen. Sie könnte natürlich behaupten, vergessen zu haben, die Rauchmelder zu erwähnen, doch er würde das Spielchen leicht durchschauen.
    Trotzdem – welche Wahl hatte sie? Sollte sie noch eine Woche warten und es dann probieren? Wer konnte wissen, wie die Situation dann war? Sie war inzwischen der festen Überzeugung, dass schnell gehandelt werden musste.
    Sie nahm sich die Zeit, um Wanda anzurufen, ehe sie zu Alice rüberging. Aber die Leitung war besetzt. Für VERFÜHRT war es noch zu früh, doch Wanda telefonierte oft mit ihren Kindern und Enkeln. Tracy hoffte, zurück zu sein, ehe Wanda auflegte. Sie versuchte es noch bei Janya, die sich jedoch nicht meldete, und gab auf. Sie hatte nicht die Zeit, um die Truppen zu versammeln. Sie musste los. Und zwar sofort.
    Mit Alices Schlüssel in der Tasche ging sie den Weg entlang, den sie gerade gekommen war. Die Straße war verlassen. Lee hatte nicht verraten, wohin er wollte, doch sie hoffte, dass er etwas auf der anderen Seite der Brücke zu erledigen hatte. Vielleicht brauchte Olivia eine neue Schuluniform, oder sie mussten mal wieder einkaufen, da sie nur noch selten das Haus verließen. Vermutlich hätte Lee Olivia nicht mitgenommen, wenn er nur schnell Brot und Milch hätte holen wollen.
    Andererseits hätte er Olivia vielleicht gerade dann nicht mitgenommen, wenn er nicht vorhatte, in ein paar Minuten wieder zurück zu sein …
    Sie lief so schnell, dass sie fast gegen Alices Tür rannte. Gerade noch rechtzeitig blieb sie stehen, zog die Fliegengittertür auf, rammte den Schlüssel ins Schloss und betete, dass Lee es nicht hatte auswechseln lassen.
    Er hatte die Schlösser nicht erneuern lassen – wahrscheinlich aus den Gründen, die Wanda genannt hatte. Oder möglicherweise, weil er glaubte, dass Tracy nicht mehr als ein Dummchen mit einem Schlüsselring war.
    Im Innern des Hauses stellte Tracy fest, dass es nicht so sauber war wie gewöhnlich. Aber es schien alles noch an seinem Platz zu sein. Eine gesunde Alice hätte niemals zugelassen, dass Staub in den Ecken lag oder dass Streifen auf den Glastüren der Vitrine waren, in denen ihre Tanztrophäen standen. Der Fliederduft war schwächer als sonst, so als müssten die Duftstecker mal wieder gewechselt werden. Das Wasser im Aquarium sah so trüb aus, dass Tracy hoffte, die Fische hatten ihren Letzten Willen aufgesetzt.
    „Alice? Ich bin’s – Tracy. Ich bin hier, um die neuen Rauchmelder anzubringen.“
    Mit einem Heulen sprang die Klimaanlage an, und Tracy zuckte erschrocken zusammen. Ihr Herz hämmerte.
    „Himmel, Wanda“, murmelte sie. „Wenn du mich hier schreien hörst, komm schnell her.“
    Tracy wusste, welches Zimmer Olivia und Alice sich teilten. Also ging sie entschlossen den Flur entlang und klopfte an die geschlossene Tür am Ende des Korridors.
    „Alice?“ Sie horchte. „Alice? Ich bin’s – Tracy. Geht es dir gut?“
    Keine Reaktion.
    Sie hielt inne, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Als sie das letzte Mal in das Schlafzimmer eines Mieters gegangen war, hatte sie eine Leiche gefunden. Sie schloss die Augen. Sie musste nur die Hand auf den Türknauf legen und ihn drehen. Und danach musste sie die Augen aufmachen und sich umsehen. Dennoch war sie wie erstarrt. Sie hatte nicht

Weitere Kostenlose Bücher