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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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goldenem Haar umgebenen Wangen würde er nicht ertragen. So nahe war sie - er müsste nur zu ihr zurückkehren und sie ganz sanft auf das Bett drücken. Trauer und Furcht beherrschten sie, das wusste er. Nur ein bisschen Überzeugungskraft müsste er anwenden, und sie würde sich willig hingeben...
    Kalter Hass gegen sich selbst kühlte das heiße Verlangen. Wütend verließ er das Zimmer.
    Sida musste ihre Frage wiederholen, bevor Joanna ihr zuhörte. Die Hände gefaltet, stand sie besorgt vor dem Bett. »Fehlt Ihnen etwas, Lady?«
    Langsam tastete sich Joanna durch den Nebel ihrer Verwirrung und Angst, dann schaute sie zu der Haushälterin auf. Wann war die Frau hereingekommen? Das wusste sie nicht - nur dass Alex gegangen war. »Was ist denn los... ?«
    Sidas Stirnfalten vertieften sich. »Geht es Ihnen gut, Lady?«
    Geht es mir gut? Wohl kaum... Aber das durfte sie nicht zugeben, sonst würde sie alles noch schlimmer machen. »Ja, ich bin nur müde.«
    Nun würde Mrs. Mulridge die Mundwinkel hinabziehen und dieses offensichtliche Täuschungsmanöver mit einem scharfen Blick entlarven. Sida räusperte sich nur. »Vielleicht ein warmes Bad?« Ohne Joannas Zustimmung abzuwarten, half sie ihr, vom Bett aufzustehen, und führte sie zur Badekammer. »Ich schicke die Dienerinnen zu Ihnen, die werden Sie betreuen. Und danach bringe ich Ihnen eine Mahlzeit. Sie haben eine lange Reise hinter sich, Lady, und Sie müssen sich ausruhen.«
    »Etwas anderes scheine ich hier nicht zu tun«, murmelte Joanna. Doch sie leistete keinen Widerstand. In ihrem Kopf dröhnte es, alle Muskeln schmerzten.
    Das heiße Wasser linderte ihre Beschwerden, aber sie fühlte sich immer noch ermattet und unglücklich, nachdem sie die Badekammer verlassen hatte. Gegen ihr seelisches Leid gab es kein Hilfsmittel.
    In einer dünnen weißen Tunika befolgte sie Sidas Anweisung und setzte sich an den Tisch. Die Speisen waren so köstlich wie immer - eine Krebssuppe, ganz leicht mit Pfeffer gewürzt, frisch gebackenes Brot, ein Meeresalgensalat, der Joannas Neugier weckte. Nur deshalb probierte sie ihn. Er schmeckte erstaunlich gut. Aber sie aß nur ein paar Bissen, und sie rührte auch die übrige Mahlzeit kaum an.
    Als sie sich vom Tisch erhob, schienen die Berge an der Westküste des Binnenmeers in Flammen zu stehen. Bald würde die Dunkelheit hereinbrechen. Schon jetzt sah Joanna ein paar Sterne am Himmel. Abendliche Stille erfüllte den Palast. Aus der Ferne drang melancholische Flötenmusik heran.
    Bittersüße Sehnsucht stieg in ihr auf. Erbost über ihre Schwäche, kämpfte sie mit den Tränen. Seit der Abreise aus England führte sie ein müßiges Leben, abgesehen von den erfolglosen Versuchen, ihre Begabung zu nutzen. Und was sollte sie jetzt tun? Ins breite, einladende Bett kriechen, wie es ihr Körper verlangte? In den Schlaf flüchten? Gegen einen so feigen Rückzug rebellierte ihr Temperament.
    Ohne noch länger zu überlegen, warf sie das blaue Cape um ihre Schultern und eilte aus dem Zimmer. Der Abend war hell genug, sodass sie die Stufen mühelos fand, die vom Privatkorridor hinabführten, zumindest bis zum Treppenabsatz. Vorsichtig öffnete sie die Tür, die Alex ihr gezeigt hatte, spürte milde Nachtluft und trat hinaus.
    Mittlerweile stand der Mond am Himmel. In seinem Licht sah sie den Weg in die Richtung der Stadt.
    Doch sie schlenderte zum Hof vor dem Palast. Um diese Stunde war er fast menschenleer. Ein paar junge Burschen fegten die Spuren eines geschäftigen Tagewerks beiseite, ihre schlanken Gestalten warfen lange Schatten im silbrigen Mondschein. Als Joanna an ihnen vorbeiging, hielten sie inne. Aber sie sagten nichts.
    Wohin sie sich wenden sollte, wusste sie nicht - nur dass sie irgendetwas unternehmen musste. Seit ihrer Ankunft hatte sie außer den Privaträumen nichts vom Palast gesehen. Da ihr niemand den Zugang verwehrte, stieg sie die Haupttreppe hinauf, zur überdimensionalen, von rot gestrichenen, kannelierten Säulen flankierten Doppeltür. Beide Flügel standen offen. Dahinter lag ein riesengroßer Saal. Zögernd überquerte sie die Schwelle. Durfte sie hier eindringen? Da niemand erschien, um sie aufzuhalten, gab sie ihrer Neugier nach, wanderte weiter und schaute sich um.
    Obwohl Joanna die grandiosen Ruinen des griechischen Altertums kannte, war sie nicht auf die lebendige Realität von Akora vorbereitet. Zweifellos befand sie sich in einem Empfangsraum, der einige tausend Personen fasste. Nur durch seine Größe

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