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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Brianna.«
    Also war sie entlassen. Wie ein ungebärdiges Kind schickte er sie in ihr Zimmer. Zorn und beklemmende Verlegenheit stiegen in ihr auf – nur kurzfristig.
    Eine wohlerzogene junge Akoranerin, tugendhaft...
    »Atreus...«
    »Bedauerlicherweise lässt meine – Selbstbeherrschung zu wünschen übrig«, gab er zu. Deutlich genug merkte sie, wie schwer ihm dieses Geständnis fiel. »Das tut mir sehr Leid. Wirklich, du musst gehen.«
    Der letzte Rest des Zorns verflog, beinahe auch die Verlegenheit, teilweise überlagert von Verwirrung und tiefer Sorge. Welch eine seltsame Wendung die Ereignisse nahmen... Was für eine unerwartete Komplikation trat in ihr Leben, gerade jetzt, wo sie mit der ohnehin schon schwierigen Frage ihrer Identität zu kämpfen begann...
    Realistisch betrachtet, würde sich der Vanax von Akora niemals in sie verlieben. Und trotzdem...
    Oh Gott, der Mann konnte küssen.
    »Gute Nacht – Atreus.«
    Er schaute sie nicht an. Immerhin sah sie ihn nicken. Seine Stimme klang tiefer denn je und erstaunlich sanft. »Süße Träume, Brianna.«
    Zu ihrer Überraschung schwelgte sie tatsächlich in süßen Träumen. Unfassbar süß... Als sie erwachte, glaubte sie,  alles wäre nur ein Traum gewesen. Es konnte unmöglich geschehen sein – weder ihr kühnes Verhalten noch dessen Resultat, schon gar nicht jener Kuss.
    Und doch, in der Tiefe ihrer Brust fühlte sie eine sonderbare Wärme, schwer und träge – ein schroffer Kontrast zu der Aufregung, die sie aus dem Bett trieb, zum hohen Fenster. Dort blieb sie stehen und begrüßte den neuen Tag.
    Inzwischen hatte sich der Nebel aufgelöst. Frost umrandete die Glasscheiben, ein frischer, ganz natürlicher  Winterwind bewegte die Zweige der Bäume im Garten. Am düsteren Himmel ballten sich Wolken und kündigten den ersten Schnee der kalten Jahreszeit an.
    Eines der tüchtigen, stets fürsorglichen Dienstmädchen musste bereits im Zimmer gewesen sein, denn im Kamin brannte ein helles Feuer, und das Wasser im Porzellankrug dampfte. Für beides dankbar, wusch sich Brianna. Dann wählte sie ein Tageskleid aus blassgelber Wolle mit hoher Taille, am Saum mit winzigen Blumen bestickt. In diesem Kleid wollte sie dem grauen Tag den Kampf ansagen. Bevor sie ins Bett gesunken war, hatte sie sich gezwungen, lange genug wach zu bleiben, um ihr Haar zu flechten. Jetzt entwirrte sie die Locken, bürstete sie hastig und umwand sie im Nacken mit einem grünen Band, das zu ihren Schuhen passte. Einen Spitzenschal in der gleichen Frühlingsfarbe um die Schultern, verließ sie ihr Zimmer.
    Im Flur herrschte tiefe Stille, irgendwo in den unteren Regionen des Hauses erfüllte das Personal seine Pflichten. Bevor Brianna die Stufen zur Eingangshalle hinabstieg, sah sie niemanden. Dort hielten die akoranischen Krieger wie üblich Wache. Freundlich nickten sie ihr zu, während sie an ihnen vorbeiging.
    Erst im Frühstückszimmer wurde ihr bewusst, dass es viel später war, als sie angenommen hatte. Ihr Leben lang eine Frühaufsteherin, glaubte sie zunächst, die Uhr auf dem Kaminsims müsste falsch gehen. Schon zwei Uhr nachmittags. Unmöglich... Zögernd zog sie am Glockenstrang neben der Tür.
    Nur wenige Sekunden später erschien Sarah. »Guten Tag, Miss.«
    Brianna warf noch einen Blick zur Uhr hinüber. »Habe ich wirklich so lange geschlafen?«
    »Offensichtlich, Miss«, erwiderte das Mädchen lächelnd. »Lady Joanna war ziemlich besorgt. Aber sie dachte, Sie würden die Ruhe brauchen. Ihre Ladyschaft trug mir auf, Ihnen auszurichten, sie sei mit Prinzessin Kassandra in die Bond Street gefahren, um ein paar Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Wenn Sie möchten, sollen Sie bitte eine Kutsche nehmen und ihnen folgen.«
    Sosehr Brianna die Gesellschaft ihrer Freundinnen auch schätzte, es reizte sie kein bisschen, einkaufen zu gehen. Stattdessen dachte sie an die Bibliothek, ein gemütliches Kaminfeuer, ein interessantes Buch. Im selben Moment erinnerte sie sich an Atreus. Wie eigenartig – alle ihre Gedanken, oder was immer sie erlebte oder hörte, wurde sofort von ihm verdrängt. Das galt auch für Sarahs nächste Worte.
    »Möchten Sie eine Tasse Tee, Miss?«, wiederholte die Dienerin. Forschend musterte sie die junge Dame, die geistesabwesend vor sich hin starrte. »Und etwas dazu? Das würde Ihnen helfen, richtig aufzuwachen. Gerade probiert die Köchin eine neue Pfanne aus für diese französischen Dinger – ich glaube, man nennt sie Crêpes. Französisch oder

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