Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
Vom Netzwerk:
Ähnliches...«
    »Kristallklar? So sehen deine Augen nun wirklich nicht aus. Hast du geweint?«
    »Ich habe mich erinnert.«
    »Woran?«
    Ein einziges Wort, im Befehlston geäußert. Gebieterisch verlangte er eine Antwort. Aber fürchtete er sich davor? Nicht Atreus, dem die Angst fremd war.
    »An meine Eltern, an Gespräche.« Den Wind würde sie nicht erwähnen, sie ertrug es nicht einmal, daran zu denken.
    »In diesem Haus hättest du nicht übernachten sollen.«
    »Ganz im Gegenteil. Zu wissen, wer meine Mutter war, wo sie lebte – danach habe ich mich in all den Jahren gesehnt. Für mich war der Aufenthalt in ihrem Zimmer eine wichtige Erfahrung.«
    »Und jetzt, wo du die Wahrheit kennst? Sehnst du dich immer noch nach der Vergangenheit?«
    Brianna kehrte ihm den Rücken und warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Nein«, erwiderte sie und trat in den winterlichen Sonnenschein hinaus.

Kapitel 11
    D rei Tage später sah Brianna die Türme von Hawkforte im morgendlichen Dunst verschwinden. Für die Jahreszeit war das Wetter erstaunlich mild. Auf den Felsen, die aus dem Wasser ragten, lagen Seelöwen. Die meisten schliefen. Nur wenige hoben die Köpfe, als die akoranische Flotte vorbeiglitt.
    Natürlich segelte der Vanax nicht allein. Zwei Kriegsschiffe fuhren voraus, zwei bildeten die Nachhut. Nicht einmal in so schwierigen Zeiten würde es irgendjemand wagen, die erfolgreichsten Krieger der Welt herauszufordern. Trotzdem erfüllte diese Demonstration akoranischer Macht einen nützlichen Zweck. Davon würden alle Kapitäne berichten, die in Sichtweite gerieten. In den Quartieren der Besatzungen würde man genauso darüber sprechen wie in den Hauptstädten. Und immer wieder würde man vom tragischen Ende all jener erzählen, die töricht genug gewesen waren, die Akoraner anzugreifen.
    Das fünfte Schiff der Flotte war größer und komfortabler, aber ebenfalls mit Kanonen bestückt und mit Kriegern bemannt. Brianna stand an Deck und blickte zur königlichen Standarte hinauf, die an der Spitze des Großmasts wehte und die Anwesenheit des Vanax bekundete. Jetzt befand er sich in der Takelage, dreißig Fuß hoch über den Planken, und half seinen Leuten, die Segel zu setzen.
    Nein, sie wollte nicht schon wieder hinschauen. Erst einmal musste der Schock verebben, den sie bei Atreus’ Anblick in einer so gefährlichen Position erlitten hatte. Doch sie hörte seine Stimme und sein Gelächter –sein Gelächter! – , als er mit den Männern scherzte.
    Trotz ihres festen Entschlusses spähte sie erneut nach oben. Sein schwarzes Haar, von der Brise zerzaust, glänzte im Sonnenschein. Bei diesem Wetter, typisch für den englischen Dezember, trugen der Vanax und die Besatzung Wollhosen und -hemden. Alle waren groß, kräftig gebaut und in bester Verfassung. Aber sie sah nur ihn. Selbst wenn er mit den Männern lachte und mit ihnen zusammenarbeitete, strahlte er eine gebieterische Aura aus.
    Das Schiff sank in ein Wellental. Krampfhaft umklammerte Brianna die Reling, und über ihr neigte sich der Großmast. In ihrer Kehle stieg ein Schrei auf, den sie nur unterdrückte, weil sie wusste, ihr Entsetzen würde albern und peinlich wirken. Atreus und seine Leute schienen die Bewegung des Schiffs kaum zu bemerken. Ungerührt setzten sie die restlichen Segel, und sie gewann den Eindruck, sie würden sogar länger als nötig da oben in der Takelage bleiben, um die Aussicht zu genießen.
    Endlich – nach ihrer Meinung viel zu spät – kletterte Atreus herunter, sprang auf das Deck und landete direkt vor ihr. Die körperliche Anstrengung machte ihm offenbar nichts aus, denn er besaß die Kraft und das Durchhaltevermögen eines Mannes auf dem Gipfel seiner Vitalität. Sie folgte einem Instinkt, den sie selber nicht ganz verstand, und zog ihr Cape enger um die Schultern. Eine Kapuze bedeckte ihren Kopf, weicher weißer Pelz umrahmte ihr Gesicht. Diesen Umhang hatte Madame Duprès geschneidert und behauptet, das Waldgrün würde genau zu Briannas Augen passen.
    So reizend und feminin sieht sie aus, dachte Atreus, bildschön und stark und stolz. Und sehr verletzlich. Darin erkannte er ein Beispiel für die Behauptung, warum ein Mann nicht mit einer Jungfrau schlafen sollte – es sei denn, er wollte sie für alle Zeiten ehren und beschützen. Das hatte er vor, und Brianna akzeptierte es nicht – zumindest vorerst noch nicht. Und wegen dieser mangelnden Einsicht fühlte sie sich unglücklich. Wusste sie es?
    Jedenfalls war sie

Weitere Kostenlose Bücher