Insel meines Herzens
erblickte sie Narben, die sie im Aufruhr der Liebesakte noch nicht bemerkt hatte. Manche sahen ziemlich alt aus. Sicher die Spuren seiner kriegerischen Ausbildung, dachte sie.
Zwischen den Brustwarzen wuchs dunkles Kraushaar, das auch den Bauch bedeckte und sich darunter verdichtete. In diesem Moment war er nicht erregt – kein Wunder nach den leidenschaftlichen Aktivitäten. Aber dieser Körperteil interessierte Brianna nach wie vor, denn er repräsentierte männliche Macht – und gleichzeitig die Verwundbarkeit des Vanax.
In London hatte sie den Tower besichtigt, eine Sammlung mittelalterlicher Rüstungen, mit kunstvoll verzierten Hosenbeuteln ausgestattet, um zu schützen, was die Männer angeblich am höchsten schätzten. Einige dieser Beutel waren ungeheuer groß, so als hätten sie prahlerisch die Potenz jener Krieger bezeugt. Darüber hatten sich Kassandra und Joanna kichernd amüsiert, sehr zum Unmut eines Museumswärters, der in der Nähe umhergeschlendert war. Offenbar hatte er die Anwesenheit der jungen Damen unschicklich gefunden.
Bei dieser Erinnerung begann Brianna leise zu lachen. Sofort presste sie eine Hand auf den Mund und hoffte, sie hätte Atreus’ Schlummer nicht gestört. Doch er bewegte sich nicht, und sie atmete erleichtert auf.
Ihre Faszination ließ nicht nach. Im Gegenteil, mit jeder Minute steigerte sich ihr Entzücken. Und so war es unvermeidlich, dass ihr die leichte Berührung ihrer Fingerspitzen bald nicht mehr genügte. Atreus schlief tief und fest. Also würde er es gar nicht wahrnehmen, wenn sie...
Vorsichtig neigte sie sich über ihn. Seine Haut duftete nach der mineralhaltigen Quelle, salzig und angenehm, vermischt mit dem Moschusgeruch des Liebesspiels. Als sie neben seiner Hand ihre eigene auf seine Brust legte, fühlte sie kraftvolle Herzschläge.
Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie gedacht, wie einfach es wäre, ihn zu lieben. Und wie die Realität bewies, fiel ihr das noch viel leichter. Ja, sie liebte diesen Mann – den Mann , nicht den Vanax, liebte sein Fleisch und sein Blut, die Muskeln und Sehnen, seinen Stolz und Mut, seine Leidenschaft und Zärtlichkeit, liebte ihn in einem schwindelerregenden Ausmaß, das ihre Selbstbeherrschung besiegte.
Nur ein Kuss – mehr nicht. Den würde er gar nicht spüren. Aufmerksam beobachtete sie ihn, hielt Ausschau nach winzigen Regungen, die sein Erwachen ankündigen würden. Dann näherte sie ihre Lippen einem markanten Wangenknochen. So warm und glatt war seine Haut – so verlockend...
Bestürzt richtete sie sich auf, erkannte plötzlich, wie nahe sie daran war, die Beherrschung zu verlieren. Nein, das durfte nicht geschehen – oder? Wäre Atreus wach gewesen, würde er die Kontrolle übernehmen, so wie jedes Mal, wenn sie sich liebten.
Und wenn es anders wäre? Diesem reizvollen Gedanken konnte sie beim besten Willen nicht widerstehen. Während sie Atreus’ Gesicht musterte, rückte sie noch näher zu ihm. Bald würde er erwachen. Ein Krieger mit geschärften Instinkten – stets bereit, auf drohende Gefahren zu reagieren – würde wohl kaum so lange schlafen, hätte er sich in seiner Leidenschaft nicht restlos verausgabt. Trotzdem würde ihr nur wenig Zeit bleiben.
Wie sollte sie diese Minuten nutzen? Wie groß wäre die Kühnheit, die sie beweisen würde?
Anscheinend sehr groß. Sie wollte ihn berühren, so wie er sie berührte, und ihn ganz genau kennen lernen. Bevor sie der Mut verlassen konnte, beugte sie sich hinab und blies behutsam auf den Körperteil, der sie am meisten interessierte. Dann folgte ihre Zungenspitze dem Atem. Das genügte ihr nicht, denn sie wünschte sich viel mehr. Langsam strich ihre Zunge an seiner Männlichkeit hinab, kehrte zur glatten, runden Spitze zurück und flackerte über der empfindsamen Haut. Ganz sacht nahm sie die Kuppe zwischen die Zähne.
Da stöhnte er, sie schaute zu ihm auf, und er begegnete ihrem Blick – gefangen in einer höchst delikaten, aber auch beglückenden Situation. Eindeutig Herrin der Lage, ließ sie ihm keine Wahl und setzte die intimen Zärtlichkeiten unbeirrt fort. Erst als sie die ersten salzigen Tropfen des Tributes schmeckte, den er ihr zollte, fand er Gnade. Lächelnd setzte sie sich auf seine Hüften, die Beine gespreizt.
»Du steckst voller Überraschungen«, keuchte er und umfasste ihre Taille.
»Vielleicht solltest du in Zukunft daran denken.« Brianna zog das Lederband aus ihrem Haar, die feurigen Locken umrankten die Schultern. Lustvoll
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