Insel meines Herzens
lange blieben die Menschen nach dem Vulkanausbruch hier?«, erkundigte sie sich.
»Etwa zwei Wochen. Als sie sich nach oben wagten, war ihre Heimat völlig verwüstet.«
»Nichts blieb übrig?«
»Gar nichts, kein landschaftliches Merkmal, kein Gebäude, kein Feld – nichts, was irgendwie vertraut aussah. Keine Vegetation, kein einziger Baum oder Busch. Einige ihrer Tiere hatten sie gerettet, alle anderen waren verschwunden.«
»Was müssen sie gedacht haben?«, murmelte Brianna. In ihrer Kindheit hatten die Schullehrer stets betont, jene Überlebenden seien legendäre Helden gewesen, von unermesslicher Tapferkeit und Kraft erfüllt. Aber davor mussten sie einfach nur Männer und Frauen gewesen sein, so wie die Akoraner und Akoranerinnen der Gegenwart. Die abgrundtiefe Verzweiflung, die sie nach der Katastrophe empfunden haben mussten, konnte sie sich kaum ausmalen.
»Sie glaubten, sie wären verlassen worden«, antwortete Atreus. »Da irrten sie sich. Aber es dauerte eine Weile, bis sie das herausfanden.«
Davon hatte sie noch nie gehört. »Was meinst du?«
»Später. Darf ich dich um einen Gefallen bitten?«
Im gespenstischen Höhlenlicht glich er einem jungen Gott, auf magische Weise dem Wasser entstiegen. Das dunkle Haar, das die starken, breiten Schultern streifte, umrahmte Züge von einzigartiger männlicher Schönheit. Während sein Blick langsam über ihre Gestalt wanderte, verzogen sich seine sinnlichen Lippen zu einem Lächeln und beschworen Erinnerungen herauf, die Briannas Blut erhitzten.
Gewiss, diese Bitte durfte er aussprechen. Die Frage lautete nur – bestand auch nur die geringste Hoffnung, dass sie Nein sagen könnte?
»Um einen Gefallen?«, wiederholte sie.
»Hilf mir, einen Traum zu verwirklichen, etwas, was ich mir in meiner Fantasie oft vorgestellt habe.«
»Was für eine rege Fantasie du hast...«, hauchte Brianna.
Ihre Arme lagen auf einem Felsen am Wasserrand. Ringsum plätscherten Wellen, von den rhythmischen Bewegungen der beiden Körper aufgewühlt. Die Hinterbacken an Atreus Hüften geschmiegt, fühlte sie, wie intensiv er sich mit ihr vereinte.
Gebieterisch und aufreizend brachte er sie immer wieder zum Höhepunkt. Danach hielt er jedes Mal kurz inne, um dann erneut zu beginnen. Sie versuchte, auch ihn auf den Gipfel der Lust zu führen, und spannte ihre inneren Muskeln an. Darüber lachte er nur und biss behutsam in ihren Nacken. Mit dieser Liebkosung entfachte er exquisite Emotionen. Durch ihre Adern schien flüssiges Feuer zu strömen.
Ihr Schrei hallte von den Höhlenwänden wider. »Genug, Atreus, genug!«
»Niemals. Nicht mit dir.« Entschlossen umfasste er ihre Hüften und zwang sie, sich weiter nach vorn zu neigen, damit er noch tiefer in sie eindringen konnte.
Vor ihren Augen tanzten gleißende Punkte – von den leuchtenden Lebewesen oder von fiebrigen Explosionen in ihrem Gehirn erzeugt? Doch das war unwichtig. Nichts zählte außer der wilden Ekstase, die sie verzehrte und zugleich erlöste, und sie glaubte in ein Paradies zu schweben.
Halb benommen, ganz langsam, kehrte sie in die Wirklichkeit zurück, dankbar für die Kraft der Arme, die sie festhielten. Von seiner eigenen Erfüllung überwältigt, rang er nach Luft, bevor er sie aus dem Wasser trug. Ermattet sanken sie in den Sand.
Obwohl er noch immer kaum Luft bekam, lachte er. »Dass die Wirklichkeit meine Fantasie übertrumpfen würde, hätte ich nie vermutet.«
Zu erschöpft, um zu sprechen, lächelte sie nur und schmiegte sich an ihn.
Irgendwann – wie viel Zeit verstrichen war, wusste sie nicht – wurde sie von murmelnden Stimmen geweckt. Hastig setzte sie sich auf, suchte Atreus’ Faltenrock und ihr Hemd. Bevor sie beides entdeckte, verstummten die Stimmen so abrupt, als wären sie niemals erklungen.
Verwundert streckte sie sich wieder im Sand aus. Doch sie fand keinen Schlaf mehr. Neben ihr lag Atreus auf dem Rücken, eine Hand berührte seine Brust, die seine tiefen, gleichmäßigen Atemzüge hoben und senkten. Vorerst würde er nicht erwachen. Die Gelegenheit, seinen faszinierenden Körper in aller Ruhe zu betrachten, war eine unwiderstehliche Versuchung. So gründlich er sich auch von ihr unterschied – sie schienen einander vollkommen zu ergänzen.
Mit einer federleichten Berührung ihres Fingers strich sie über eine seiner Schultern. Direkt unter der straffen Haut ertastete sie die Konturen von Sehnen und Knochen. Lange Muskelstränge prägten seine Arme und Beine. Hier und da
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