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Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Titel: Insel zweier Welten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraldine Brooks
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hören. Ich lächelte. Wann immer ich in der Küche arbeitete, würde ich von all diesen Lehrveranstaltungen profitieren können. Am Nachmittag sollten sich die Studenten dann in gelehrten Disputen üben, welche vom Präsidenten selbst geleitet wurden, und zwar über jene Themen, zu denen sie am Morgen entsprechende Vorlesungen gehört hatten. Der vierte Tag jeder Woche würde dann komplett dem Studium des Griechischen gewidmet sein. Freitags lernten die Studenten die Anfangsgründe des Hebräischen; erst wenn sie eine vernünftige Basis in dieser Sprache besaßen, kämen Aramäisch und Syrisch hinzu. Am Nachmittag folgte ein Bibelstudium. Der sechste Tag der Woche, der Samstag, war dann Übungen in Rhetorik und Redekunst vorbehalten.
    Als Chauncy seine Vorlesung beendet hatte, geleitete Whitby die Studenten in den Garten, damit sie sich ein wenig die Beine vertraten, während wir alle uns beeilten, die Aula in einen Speisesaal zu verwandeln, indem wir Tische aufbockten und Stühle und Hocker darumgruppierten. Pünktlich um elf strömten die Studenten dann wieder herein und nahmen an ihren Tischen Platz. Schließlich folgten Chauncy, das übrige Lehrpersonal und die Gaststudenten im Gänsemarsch und bestiegen das Podium, auf dem ihre Speisetafel aufgebaut war. Sobald sie saßen, nahm Whitby das große Salzfass, trug es mit steifen Schritten quer durch den Saal und stellte es vor Chauncy auf den Tisch.
    Die höheren Semester aßen von Holztellern und tranken aus Zinnkrügen oder Bechern aus bemalter Keramik. Jeder hatte sein eigenes Messer und einen Löffel dabei. Das Lehrpersonal dinierte mit dem Silber des College. Doch bei allem Aufwand, der bei Tisch betrieben wurde, war das Essen selbst einfach und, wie ich zugeben muss, unzureichend. Der Service mochte noch so vornehm sein – das, was die Studenten am Schluss als Nachtisch auf dem Teller hatten, war so armselig, dass man sich selbst an einem bescheidenen Tisch nicht dessen gerühmt hätte.
    Vielleicht übermannte mich schließlich die Aufregung darüber, endlich in diesen heiligen Hallen zu sein, denn am Nachmittag war ich müde und erschöpft. Während ich das Mittagsgeschirr spülte, bekam ich von dem, was hinter meiner Essensluke vorging, nicht mehr allzu viel mit. Die Studenten im letzten Studienjahr diskutierten, und da ihr Latein ein wesentlich höheres Niveau hatte als das meine, konnte ich ihren Streitgesprächen nicht recht folgen. Von Zeit zu Zeit hörte ich Samuels Stimme, wenn er den Präsidenten bei der Leitung des Disputs unterstützte, was für mein angegriffenes Konzentrationsvermögen noch größere Anstrengung bedeutete.
    Um halb vier läutete der Sohn der Whitbys, George, die Glocke für die Nachmittagsvesper. Während die Studenten an meine Luke kamen, blickte ich forschend in ihre Gesichter, denn ich war schon gespannt darauf, Joel und Caleb zu sehen und zu hören, wie sie mit ihrem neuen Tutor zurechtkamen. Als sie sich endlich zeigten, war es mir jedoch nicht möglich, ihren Mienen etwas zu entnehmen. Ich hatte damit gerechnet, dass man ihnen ihre Freude über ihren ersten Tag am College ansehen würde, doch stattdessen kamen sie mir seltsam gedrückt, gedämpft und geistesabwesend vor. Viel konnte ich daraus nicht schließen, denn inmitten all der hungrigen Studenten, die sich um Brot und Bier anstellten, welches vor den Abendgebeten um fünf verzehrt sein musste, war es uns kaum möglich, ein Wort zu wechseln.
    Um halb acht servierten wir dann noch ein karges Abendbrot – wenn schon die Vesper nicht gerade üppig gewesen war, konnte man diese Mahlzeit nur noch als armselig bezeichnen.Anschließend hatten die Studenten eine Stunde zur Erholung zur Verfügung, die sie nutzen konnten, wie sie wollten. Viele von ihnen versammelten sich, wie sich herausstellte, um das Kaminfeuer in der Aula. Ich konnte hören, wie sie redeten und miteinander lachten, während ich saubermachte und die Küche für den nächsten Tag vorbereitete. So gern ich mich den Studenten angeschlossen und ihrem Geplauder gelauscht hätte, war ich am Ende meiner Kräfte und begab mich zu Bett, lange bevor die Glocke um neun Uhr die letzten Studenten dazu aufforderte, ihre Gemächer aufzusuchen.
    Ich schreibe diese letzten Worte beim Schein eines Talglichts, obwohl die Whitbys mir deutlich zu verstehen gegeben haben, dass sie es nicht gutheißen. Sie fürchten die Flamme, weil diese den Vorhang vor meiner Schlafkammer in Brand setzen und das gesamte College in Gefahr

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