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Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Insel zweier Welten: Roman (German Edition)

Titel: Insel zweier Welten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraldine Brooks
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sich gerufen und mir Makepeace gelassen hatte. Das war böse. Ich wusste es. Und so versuchte ich, mir all diese üblen Gedanken als etwas vorzustellen, das auf Pergament niedergeschrieben war und das man zerknüllen und im Feuer verbrennen konnte, damit es sich in Rauch auflöste. Doch leidenschaftliche Gefühle sind nicht wie körperliche Beschwerden, die man so leicht überwinden kann. Auf meinen Striemen von der Züchtigung hatte sich Schorf gebildet, doch von meiner verletzten Seele konnte man das nicht behaupten.
    An jenem Abend rief mich der Master auf sein Zimmer. Ich ging schweren Herzens hinüber und nahm auf dem Binsenhocker Platz, die Hände in meinem Schoß gefaltet und den Blick auf das Muster des türkischen Teppichs gesenkt. Wenn, wie der Pfarrer in der Gemeindeversammlung gesagt hatte, das törichte Weib »zügellos und geschwätzig« war, so würde ich mich von nun an mäßigen und schweigen. Das hatte ich an diesem Tag beschlossen.
    »Jungfer Anne sagt mir, dass du nicht isst.« Ich fühlte die wässrig blauen Augen des Masters auf mir ruhen. »Und in der Tat siehst du ausgemergelt und erschöpft aus. Das geht nicht. Diese unglückliche Geschichte ist vorüber, und zwar endgültig. Ich bin voller Zuversicht, dass du deinen Irrtum eingesehen und ihn bitter bereut hast. Es besteht kein Anlass für dich, dich durch Fasten weiter zu demütigen.«
    Ich gab ihm keine Antwort.
    »Du kannst deine Arbeit nicht leisten, wenn du nicht richtig isst.«
    Ohne den Blick zu heben, flüsterte ich: »Hat denn der Herr Grund, mit meiner Arbeit unzufrieden zu sein?«
    »Nein, nein, nein. Das ist es gar nicht, was ich meine. Deine Arbeit ist zufriedenstellend – ja, geradezu vorbildlich – wie immer. Es dauert mich nur, dich so bekümmert zu sehen. Kannst du denn über diese Sache nicht einfach hinwegkommen?«
    Ich blickte weiter zu Boden. Als er sah, dass ich nicht vorhatte, näher darauf einzugehen, wechselte er das Thema.
    »Wie findest du denn, dass sie sich macht, unsere junge indianische Schülerin?«
    Ich hob die Schultern.
    »Die beiden Jungen, Caleb und Joel, scheinen sich ein wenig mit ihr angefreundet zu haben. Ich sehe darin nichts Schlimmes. Du kennst sie gut; gewiss hältst du die beiden doch für absolut ehrenwert?«
    Ich nickte. Er wartete, ob ich dem noch etwas hinzufügen würde, doch das tat ich nicht.
    »Bei ihnen scheint sie wenigstens ihre Schüchternheit etwas abzulegen. Denkst du, sie ist zufrieden hier?« Ich antwortete ihm nur mit einem Achselzucken. Zu anderen Zeiten hätte ich so manches zu dem Thema zu sagen gehabt. Mir schien es nämlich, dass Anne unter der Obhut von Joel und Caleb geradezu aufblühte. Längst begann sie nicht mehr bei dem geringsten Anlass zu zittern, und sie schien des Nachts auch viel ruhiger zu schlafen. Dennoch blieben meine Lippen versiegelt. Wenn Schweigen das war, was von einem Weib verlangt wurde, dann wollte ich auch nichts mehr sagen.
    Plötzlich stand der Master auf und trat an das kleine, mit Rautenglas versehene Fenster, das auf die Crooked Street hinausging. »So geht das nicht, das weißt du. So geht das einfach nicht. Ich vertraue dir und baue auf dich, doch wegen dieser Sache mit deinem Bruder … sprichst du nun nicht mehr mit mir. Du schaust mich nicht einmal mehr an. Und du bringst dich selbst in die Gefahr, krank zu werden. Wie soll ich da weitermachen?« In diesem Moment wandte er sich wieder um und rang dabei die Hände, die knochig und mit vielen dicken blauen Adern überzogen waren. »Wenn ich es recht verstehe, dann willst du diesen jungen Mann von der Insel, diesen Merry, also nicht heiraten?«
    Nun hob auch ich den Blick und begegnete dem seinen zum ersten Mal. »Nein«, flüsterte ich. »Das will ich nicht.«
    »Ist denn mit ihm etwas nicht in Ordnung?« Ich schüttelte den Kopf. »Wogegen sträubst du dich dann? Ganz gewiss muss doch etwas mit ihm nicht stimmen, wenn du auf deiner Ablehnung so beharrst?«
    »Mit Master Merry ist alles in Ordnung«, sagte ich mit leiser Stimme. »Ganz und gar nicht in Ordnung ist meiner Meinung nach allerdings, dass mein Bruder Makepeace Mayfield seine Schwester verschachern will wie eine Zuchtsau.«
    »Aha. Nun gut. Ich verstehe. Obwohl dir doch klar sein muss, dass du dich denen, die über dir stehen, nicht zu widersetzen hast.« Er nahm erneut hinter seinem Schreibtisch Platz und begann an den Schreibfedern zu nesteln, die ich für ihn gerichtet hatte. »Alles in allem sehr unangenehm, die Sache. Dein

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