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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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was?»
    «Das Essen ist sehr schlecht.»
    «Sie essen doch auf der Finca, und bis jetzt habe ich jeden Preis gezahlt.»
    «Ich meine das Essen zu Hause.»
    «Wann essen Sie zu Hause?»
    «Sonntags.»
    «Ich werde Ihnen auch einen Hund besorgen», sagte Thomas Hudson.
    «Wir haben einen Hund», sagte der Chauffeur. «Es ist ein sehr schöner und intelligenter Hund. An mir hängt er mehr als an allen anderen. Ich kann keinen Schritt gehen, ohne daß er mitkommen will. Aber, Mr. Hudson, Sie können sich weder eine Vorstellung davon machen noch nachfühlen, wie die Kubaner unter dem Krieg leiden. Sie dagegen haben alles.»
    «Ich glaube, daß es viel Hunger gibt.»
    «Sie können sich keine Vorstellung davon machen.»
    Wahrscheinlich nicht, dachte Thomas Hudson. Wahrscheinlich begreife ich es nicht, und ich werde nie begreifen können, warum es überhaupt Hunger gibt in diesem Land. Aber was dich angeht, du Saukerl, für die Art und Weise, wie du die Autos behandelst, sollte man dich erschießen und nicht herausfüttern. Ich würde dich mit dem größten Vergnügen umlegen. Aber laut sagte er: «Ich werde zusehen, ob ich etwas Reis für Ihre Familie bekommen kann.»
    «Vielen Dank. Sie können sich einfach nicht vorstellen, wie schwierig das Leben für uns Kubaner jetzt ist.»
    «Es muß sehr schwer sein», sagte Thomas Hudson, «schade, daß ich Sie nicht mal auf See mitnehmen kann, Sie könnten sich ausruhen und Ferien machen.»
    «Auf See muß es jetzt auch sehr schwierig sein.»
    «Ich glaub schon», sagte Thomas Hudson, «gelegentlich, sogar an einem Tag wie heute, möcht ich’s schon glauben.»
    «Wir haben alle unser Kreuz zu tragen.»
    «Ich würde gerne mein Kreuz nehmen und es einigen Leuten, die ich kenne, in den culo stecken.»
    «Man muß es einfach mit Ruhe und Geduld nehmen, Mr. Hudson.»
    «Muchas gracias», sagte Thomas Hudson.
    Sie waren in die Straße San Isidro eingebogen, unterhalb des Hauptbahnhofs und gegenüber der Einfahrt zu den alten P. & O.-Docks, wo die Schiffe aus Miami und Key West früher lagen und wo der Terminal der Pan American Airways gewesen war, als sie noch mit den alten Clippern geflogen waren. Jetzt, wo die Schiffe der P. & O. von der Marine übernommen waren und die DC-2 und DC-3 der Pan American auf dem Rancho Boyeros-Flugplatz landeten, hatten die kubanische Navy und die Coast Guard ihre Unterseebootjäger festgemacht, wo die Clipper früher gewassert hatten.
    Diesen Teil des Hafens von Havanna kannte Thomas Hudson von früher her am besten. Der Teil, den er jetzt sehr gern mochte, war damals einfach die Straße nach Matanzas gewesen; ein scheußliches Viertel, die Burg von Atares, eine Vorstadt, deren Namen er nicht wußte, und dann die Ziegelstraße mit den kleinen Ortschaften, eine hinter der anderen. Man fuhr zu schnell durch sie hindurch, um eines dieser Nester vom anderen zu kennen. Damals hatte er jede Kneipe in diesem Viertel gekannt, und San Isidro war die große Bordellstraße am Hafen gewesen. Jetzt war sie tot; kein Haus, das noch in Betrieb war. Es war alles wie ausgestorben, seit sie die Bordelle geschlossen und alle Huren nach Europa zurückgeschickt hatten. Die große Einschiffung hatte ihn an Villefranche erinnert, nur daß es dort gerade umgekehrt gewesen war: die Schiffe der amerikanischen Mittelmeerflotte waren ausgelaufen, und die Mädchen hatten ihnen nachgewinkt. Als das französische Schiff mit den Mädchen Havanna verließ, war der ganze Hafen voll Leute, und es waren keineswegs nur Männer, die ihnen Adieu gesagt und von der Pier, der Mole, vom ganzen Hafen her gewinkt hatten. Ganze Mietbarkassen und Ruderboote voll junger Mädchen hatten das Schiff umkreist und bis zur Einfahrt begleitet, und er erinnerte sich, wie traurig das Ganze gewesen war, obgleich viele Leute es für einen Mordsspaß gehalten hatten. Er hatte nie verstanden, wieso Huren ein Spaß waren. Aber wahrscheinlich war ihre Abfahrt wirklich sehr komisch, doch als sie weg waren, waren viele Leute traurig, und San Isidro hatte sich nie wieder erholt. Der Name allein bewegte ihn noch immer, obgleich die Straße jetzt ausgestorben war und man kaum je einen Weißen oder eine weiße Frau dort traf, ausgenommen die Lastwagenfahrer und die Lieferanten mit ihren Handkarren. Es gab lustige Straßen in Havanna, wo nur Neger wohnten, und es gab viele Elendsstraßen und Elendsquartiere, wie Jesus y Maria, das nicht weit von da gelegen war, aber dieser Teil der Stadt blieb seit der Abreise der Huren

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