Inseln im Strom
als wollte er ein Tier beschimpfen, in einem von diesen neuen Tiergärten, wo kein Gitter, sondern nur ein Graben die Besucher von den Tieren trennt. «Du Angeber.»
Frank sagte heiter: «Er meint mich. Kennen Sie mich nicht mehr? Ich bin das Schwein.»
Der Mann zeigte mit dem Finger auf Roger: «Ich meine dich, du Angeber.»
«Nun passen Sie mal auf», sagte Roger zu ihm, «Sie sprechen gar nicht zu mir. Sie reden bloß, damit Sie später in New York erzählen können, was Sie mir alles gesagt haben.»
Er sprach ruhig und vernünftig, als läge ihm wirklich daran, daß der Mann begriff und endlich aufhörte.
Aber der Mann schrie: «Du Drecksack!» und wühlte sich immer tiefer in seine Hysterie hinein, für die er sich sogar umgezogen hatte. «Du verlauster, dreckiger Angeber!»
«Sie sprechen ja gar nicht zu mir», wiederholte Roger ruhig, und Thomas Hudson sah ihm an, daß sein Entschluß gefaßt war. «Also hören Sie schon auf. Oder kommen Sie auf die Pier, wenn Sie wirklich mit mir reden wollen.»
Wirklich stieg jetzt Roger auf die Pier hinauf, und der Mann folgte ihm seltsamerweise so schnell, wie man sich’s nur wünschen konnte.
Der Mann hatte sich in seine Wut hineingesteigert, und jetzt wollte er sich ihr gewachsen zeigen. Er versuchte es. Die Neger traten ein Stück zurück, und dann schloß sich der Kreis um die beiden Männer, aber sie ließen ihnen Platz genug.
Thomas Hudson hatte keine Ahnung, was sich der Mann erwartet hatte, als er auf die Pier stieg. Keiner sagte etwas. Er war umringt von lauter schwarzen Gesichtern, und er holte aus, aber Roger traf ihn mit der Linken, und sein Mund fing an zu bluten. Er holte wieder aus, und Roger traf zweimal mit einem Haken sein rechtes Auge. Er versuchte, Roger zu fassen, und Rogers Sweatshirt zerriß, als er die Rechte hart in seinem Magen landete, und dann stieß er ihn zurück und fuhr ihm mit dem Handrücken seiner geöffneten Linken hart über das Gesicht.
Keiner der Neger sagte ein Wort. Sie standen nur um die beiden Männer herum und ließen ihnen so viel Platz, wie sie brauchten. Irgend jemand – Thomas Hudson glaubte, es sei Johns Boy Fred gewesen – drehte das Licht auf der Pier an, damit man mehr sah.
Roger ging den Mann wieder an und versetzte ihm drei schnelle Haken unter das Kinn. Der Mann griff nach ihm, und das Sweatshirt zerriß wieder, als Roger ihn zurückstieß und ihm zweimal auf den Mund schlug.
Frank schrie: «Laß doch die Linke weg. Nimm die Rechte. Dieser Saukerl. Gib ihm eine Abreibung!»
«Sie wollten mir was sagen?» sagte Roger zu dem Mann und schlug ihm einen harten Haken auf den Mund. Der Mann blutete schwer aus dem Mund. Die ganze rechte Seite seines Gesichts schwoll an, und sein rechtes Auge war fast geschlossen.
Der Mann griff wieder nach Roger, und Roger nahm ihn in den Schwitzkasten und hielt ihn fest. Der Mann atmete schwer und sagte nichts. Roger hatte die Daumen in die Ellbogenbeugen des Mannes gedrückt, und Tom konnte sehen, wie er mit dem Daumen seine Sehnen zwischen Bizeps und Unterarmen zerrieb.
«Schmier mich nicht voll Blut, du Saukerl», sagte Roger, riß seine linke Faust schnell hoch und schlug den Kopf des Mannes zurück, und dann schlug er ihm mit dem Handrücken noch einmal quer über das Gesicht.
«Jetzt kannst du dir eine neue Nase besorgen», sagte er.
«Gib’s ihm, Roger, gib’s ihm», feuerte Frank ihn an.
Fred Wilson sagte: «Du träumst wohl. Siehst du nicht, was er mit ihm macht? Er macht ihn kaputt.»
Der Mann packte Roger, und Roger hielt ihn fest und stieß ihn dann beiseite. «Schlag doch zu», sagte er, «komm her und schlag zu!»
Der Mann holte aus, aber Roger unterlief ihn und packte ihn. «Wie heißt du?» sagte er zu ihm.
Der Mann gab keine Antwort. Er atmete nur, als wenn er Asthma hätte und gleich sterben wollte.
Roger hielt ihn fest und preßte seine Daumen wieder in die Innenseiten seiner Ellbogen. «Du bist hübsch kräftig, Saukerl», sagte er zu ihm. «Wer, zum Teufel, hat dir bloß weisgemacht, daß du dich schlagen könntest?»
Der Mann schlug schwach nach ihm aus. Roger hielt ihn wieder fest, stieß ihn vorwärts, drehte ihn etwas und haute ihm zweimal mit der Kante seiner rechten Faust aufs Ohr.
«Hast du jetzt gelernt, die Leute nicht anzuquatschen?» fragte er ihn.
«Guckt euch sein Ohr an», sagte Rupert, «wie eine Weintraube.»
Roger hielt den Mann wieder und stieß ihm die Daumen wieder in die Flechsen unterhalb des Bizeps. Thomas Hudson
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