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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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er mit dem Kutter für ihn tun konnte, er traute ihm, und er vertraute Roger den Kampf an. Er sah, daß er nicht mehr tun konnte. Beim zweiten Kreisen holte sich der Fisch wieder ein Stück Leine, beim nächsten noch mehr. Aber der Junge hatte noch immer die halbe Trommel voll. Er arbeitete präzise mit dem Fisch, wie er es machen mußte, und er führte genau aus, was Roger ihm sagte. Aber er wurde jetzt müde, und der Schweiß und das Salzwasser hatten seinen Rücken und seine braunen Schultern mit Salzflecken überzogen.
    «Jetzt sind es zwei Stunden», sagte Eddy zu Roger. «Was macht dein Schädel, Davy?»
    «Ist gut.»
    «Tut nicht weh?»
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    «Trink jetzt mal was», sagte Eddy.
    David nickte und trank aus dem Wasserglas, das ihm Andrew an den Mund hielt.
    «Du kannst wirklich noch, Davy?» fragte Roger und sah ihm dicht ins Gesicht.
    «Es geht mir gut, nur der Rücken und die Beine und die Arme…» Er machte einen Moment die Augen zu und stemmte sich gegen die bockende Angel, während die Leine von der gebremsten Trommel lief.
    Er sagte: «Ich will jetzt nicht reden.»
    «Jetzt kannst du ihm was abnehmen», sagte Roger, und der Junge ging wieder an die Arbeit.
    «David ist ein richtiger Märtyrer», sagte der junge Tom zu seinem Vater. «So einen Bruder wie David hat nicht jeder. Macht dir’s was aus, wenn ich rede, Pa? Ich bin so schrecklich durcheinander.»
    «Red nur weiter, Tommy. Wir sind beide ein bißchen durch den Wind.»
    «Weißt du, er ist immer fabelhaft gewesen», sagte Tom. «Er ist kein Genie und auch kein Sportsmann wie Andy. Er ist einfach fabelhaft, und ich weiß, daß du ihn am liebsten magst, und das ist auch ganz richtig, denn er ist der beste von uns allen. Und ich bin auch sicher, daß ihm das hier guttut, sonst würdest du’s ihn nicht machen lasse. Aber verrückt macht’s mich trotzdem.»
    Thomas Hudson legte den Arm um ihn, steuerte, sah achteraus und hatte eine Hand am Ruder.
    «Das Schlimme ist bloß, Tommy, was es ihm ausmachen würde, wenn wir ihn jetzt aufhören ließen. Roger und Eddy wissen genau, was sie machen, und ich weiß, daß sie ihn mögen und daß sie es ihn nicht machen ließen, wenn es zuviel für ihn wäre.»
    «Der hört nie auf, Pa. Wirklich nicht. Er macht alles bis zum Äußersten.»
    «Du verläßt dich auf mich, und ich verlasse mich auf Roger und Eddy.»
    «Ja. Aber jetzt muß ich einfach für ihn beten.»
    «Tu das», sagte Thomas Hudson. «Warum hast du gesagt, daß ich ihn am liebsten mag?»
    «Weil es richtig wäre.»
    «Dich habe ich am längsten lieb.»
    «Daran denken wir jetzt nicht, beide nicht. Wir wollen lieber beide für Davy beten.»
    «Okay», sagte Thomas Hudson, «aber paß mal auf: es war Mittag, als er angebissen hat, und jetzt gibt es schon Schatten. Wir haben schon eine ganze Menge hinter uns. Ich drehe das Boot jetzt herum, damit Davy Schatten hat.»
    Thomas Hudson rief zu Roger hinunter: «Roge’, ich dreh das Boot, wenn du nichts dagegen hast, damit David Schatten hat. Ich glaube nicht, daß es was ausmacht. Der Fisch kreist jetzt, und wir sind ihm auf den Hacken.»
    «Gut», sagte Roger. «Ich hätte selbst daran denken sollen.»
    «Bisher war noch kein Schatten», sagte Thomas Hudson. Er drehte den Kutter so langsam herum, er drehte ihn wie auf dem Teller, so daß sie bei dem Manöver kaum Leine verloren. Von der Rückseite des Deckshauses her fiel jetzt Schatten über Davids Kopf und Schultern. Eddy rieb seinen Nacken und seine Schultern mit einem Handtuch trocken und tat etwas Alkohol auf seinen Rücken und sein Genick. «Magst du das, Dave?» rief Tom ihm zu.
    «Prima», sagte David.
    «Jetzt ist mir wohler», sagte der junge Tom. «Weißt du, einmal in der Schule hat wer gesagt, David sei mein Stiefbruder und nicht mein richtiger Bruder. Aber ich habe ihm gesagt, in unserer Familie gibt’s keine Stiefbrüder. Wenn ich mich bloß nicht so aufregte, Pa.»
    «Das geht vorbei.»
    «Einer in unserer Familie muß sich ja aufregen», sagte Tom. «Um dich mache ich mir nun keine Sorgen mehr. Jetzt ist es David. Ich mach lieber noch ein paar Drinks fertig. Ich kann ja dabei beten… Oder willst du keinen, Pa?»
    «Ich hätte gerne noch einen.»
    «Eddy hat wahrscheinlich auch noch einen nötig», sagte der Junge. «Es dauert jetzt fast drei Stunden, und Eddy hat in den letzten drei Stunden bloß einen gehabt. Ich vergesse immer alles. Weißt du, warum Mr. Davis keinen haben will, Pa?»
    «Ich glaube, daß

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