Inseln im Strom
alle Einfuhren vom Festland erhob. Dann ging Thomas Hudson zum Regierungskai hinunter, wo das Wochenboot lag und Ladung übernahm. Der Schiffer nahm Bestellungen von den Inselleuten auf, Kleidungsstücke, Medikamente, Eisenwaren, Ersatzteile und alle die anderen Sachen, die vom Festland auf die Insel herüberkamen. Das Wochenboot nahm lebendige Krebse und Muscheln an Bord und eine Decksladung von Muschelschalen und leeren Benzin-und Dieselölfässern, und die Leute von der Insel standen Schlange. Es briste ordentlich auf dem Kai, und sie warteten, bis sie an der Reihe waren.
«War alles richtig, Tom?» fragte Captain Ralph aus dem Kajütenfenster. «He, raus aus der Kajüte, Kerl, du wartest, bis du dran bist», sagte er zu einem großen Neger mit Strohhut. «Für ein paar Sachen mußt ich was anderes nehmen. Wie war das Fleisch?»
«Eddy sagt, es ist fabelhaft.»
«Schön. Dann gib mir mal die Briefe und die Liste. Draußen ist ein Kuhsturm. Ich will mit dem Hochwasser über die Barre weg. Entschuldige, daß ich zu tun habe.»
«Laß dich nicht aufhalten, Ralph. Wir sehen uns nächste Woche. Und danke für alles, alter Junge.»
«Ich seh zu, daß ich nächste Woche alles habe. Brauchst du Geld?»
«Nein. Ich hab noch welches von der vorigen Woche.»
«Aber ich hab ‘ne Menge hier, wenn du willst. Okay. So, Lucius, und jetzt bist du dran. Willst du dein Geld loswerden? Was hast du auf dem Herzen?»
Thomas Hudson ging den Kai hinauf, wo die Neger die Mädchen und die Frauen auslachten, denen der Wind in die Kattunkleider fuhr, und ging dann die Korallenstraße hinauf zum Ponce de León.
«Komm rein und setz dich, Tom», sagte Bobby. «Wo hast du denn gesteckt? Wir haben gerade ausgefegt und aufgemacht, offiziell. Komm her, einen besseren als den ersten kriegst du heute nicht.»
«Ist noch ein bißchen früh.»
«Quatsch. Es ist prima Importbier. Dog’s Head Ale haben wir auch.» Er griff in die Eisbox und machte eine Flasche Pilsner auf, die er Thomas Hudson gab. «Du nimmst doch kein Glas, oder? Trink die mal erst, dann können wir weitersehen.»
«Dann kann ich nicht arbeiten.»
«Muß ja nicht sein. Du arbeitest einfach zuviel, du hast auch Pflichten dir selbst gegenüber, Tom. Du lebst nur einmal, du kannst nicht die ganze Zeit malen.»
«Ich hab schon gestern nicht gemalt. Wir waren auf See draußen.»
Thomas Hudson sah nach dem großen Bild mit den Wasserhosen hinüber, das an der Rückwand der Bar hing. Es ist gut geworden, dachte Thomas Hudson, so gut wie ich jetzt eben male, dachte er.
«Ich muß es ein bißchen höher hängen», sagte Bobby, «heute nacht kriegte einer ‘nen Knall und wollte hinauf und mit ins Boot hinein, aber ich hab ihm gesagt, daß es ihn 10000 Dollar kosten würde, wenn er seinen Fuß in die Leinwand setzt. Der Constable hat es ihm auch gesagt. Der Constable hat auch eine Idee für ein Bild, das du ihm für zu Hause malen sollst.»
«Was ist es denn?»
«Das wollte der Constable nicht sagen. Er hätte eine ganz glänzende Idee und wollte mit dir darüber reden, hat er nur gesagt.»
Thomas Hudson sah sich die Leinwand aus der Nähe an. Sie zeigte gewisse Abnutzungserscheinungen.
«Bei Gott, die läßt sich nicht unterkriegen», sagte Bobby stolz. «Gestern abend hat einer groß losgeschrien und ein volles Bierglas gegen die Säule von einer von den Wasserhosen geschmissen und wollte sie zum Einsturz bringen, aber man merkt nicht einmal, daß sie überhaupt getroffen worden ist. Hat ihr gar nichts ausgemacht. Das Bier ist wie Wasser heruntergelaufen. Bei Gott, du hast sie unverwüstlich gemalt, Tom.»
«Alles verträgt sie auch nicht.»
«Doch», sagte Bobby. «Sie hat nicht mal gezuckt, aber ich häng sie trotzdem höher. Der Kerl heute nacht hat mich verrückt gemacht.»
Er schob Thomas Hudson eine zweite Flasche eiskaltes Pilsner zu: «Ich muß dir sagen, wie schade es ist, das mit dem Fisch. Ich kenne Eddy seit wir jung waren, und er hat nie gelogen. Wenn es was Wichtiges war, meine ich. Ich meine, wenn du ihm sagtest, er solle die Wahrheit sagen.»
«Es war eine verdammte Sache. Ich red zu keinem Menschen davon.»
«Das ist richtig so», sagte Bobby. «Ich wollte dir nur sagen, wie elend leid es mir tut. Willst du einen Drink nach dem Bier? Wir wollen keine Traurigkeit aufkommen lassen, so früh nicht. Worauf hättest du Lust?»
«Ich fühl mich ganz gut. Ich will heute nachmittag arbeiten und möchte nicht dösig sein.»
«Gut, ich will dich nicht
Weitere Kostenlose Bücher