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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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kochen?»
    «Warum denn nicht?» sagte Eddy. «Das Boot hat Steaks mitgebracht, richtige Lendensteaks. Die sollten Sie mal sehen. Ich glaub, ich mach sie mit Kartoffelbrei und Sauce und ein paar Lima-Bohnen. Wir haben auch Kopfsalat und frische Grapefruits, die wir anmachen können. Die Jungen wollten gerne einen Kuchen haben, und wir haben Preiselbeeren in Büchsen gekriegt. Das gibt einen erstklassigen Kuchen. Und Eiscreme haben wir auch vom Boot bekommen, die mach ich drüber, was meinen Sie dazu? Ich muß diesen verdammten David wieder auf die Beine kriegen.»
    «Was haben Sie sich eigentlich gedacht, als Sie mit Ihrer Harpune über Bord sind, Eddy?»
    «Ich wollt ihm das Eisen unterhalb der Flosse reinjagen, wo es ihn umgebracht hätte, als er an der Leine fest war, und dann wär ich weg und im Nu wieder an Bord.»
    «Wie sah er unter Wasser aus?»
    «Er war breit wie ‘n Dingi, Tom, ganz lila, und sein Auge war so groß wie Ihre Hand und ganz schwarz, unten drunter war es silbern, und sein Schwert sah furchtbar aus. Aber er ließ sich nur sacken, sackte langsam weg, und ich konnte nicht runter zu ihm, weil der lange Harpunenstiel schwimmt. Ich kam nicht herunter damit. Es hatte keinen Zweck.»
    «Hat er Sie angesehen?»
    «Das weiß ich nicht. Er war einfach da, und so sah er aus, und alles andere machte ihm gar keinen Eindruck.»
    «Glauben Sie, daß er fertig war?»
    «Das glaube ich schon. Ich glaube, daß er aufgegeben hatte.»
    «So was kriegen wir nie wieder zu sehen.»
    «Nein. Nie im Leben. Und jetzt weiß ich auch, daß man die Leute nicht dazu kriegt, es einem zu glauben.»
    «Ich werde für David ein Bild daraus machen.»
    «Dann machen Sie’s aber genau wie’s war, und nicht so komisch wie Ihre anderen Bilder, manchmal.»
    «Ich mach’s genauer als ein Fotograf.»
    «Das sind die Bilder, die ich am liebsten mag.»
    «Aber die Unterwassersache wird verflucht schwer zu malen sein.»
    «Wollen Sie das Bild so machen, wie die Wasserhosen bei Bobby?»
    «Nein, es wird anders, besser hoffentlich. Ich mache heut ein paar Skizzen.»
    «Ich mag das Wasserhosen-Bild», sagte Eddy. «Bobby ist ganz besoffen davon, und er redet allen Leuten, die das Bild sehen, ein, daß es wirklich so viele Wasserhosen gewesen wären. Bobby schafft das ja. Aber wenn Sie den Fisch unter Wasser malen, dann wird es ganz toll.»
    Thomas Hudson sagte: «Ich denke, ich könnte es schaffen.»
    «Und wie er gejumpt ist, können Sie nicht malen?»
    «Doch, auch.»
    «Malen Sie doch beides, Tom. Malen Sie ihn, wie er gejumpt ist, und dann mit Roger, der ihn am Vorfach hatte, und mit Davy im Angelstuhl und ich im Heck. Wir können es ja mal fotografieren.»
    «Ich fang mit den Skizzen an.»
    «Ich bin in der Küche. Wenn was ist, sagen Sie’s mir», sagte Eddy. «Die Jungen schlafen noch?»
    «Alle drei.»
    «Verdammich», sagte Eddy. «Mir ist alles egal seit dem Fisch, aber was Ordentliches zu essen müssen wir haben.»
    «Ich hätte gerne einen Blutegel für Ihr Auge.»
    «Das Auge ist mir scheißegal. Ich sehe prima damit.»
    «Ich will die Jungen so lange schlafen lassen, wie sie können.»
    «Joe wird mir’s schon sagen, wenn sie auf sind, und dann kriegen sie Frühstück. Wenn’s zu spät ist, kriegen sie bloß ‘n bißchen was. Ich will ihnen das Mittagessen nicht verderben. Sie haben das Fleisch nicht gesehen, das wir gekriegt haben?»
    «Nein.»
    «Das kostet bestimmt sein Geld, aber es ist ein schönes Stück Fleisch, Tom. Auf der Insel hier hat noch keiner so ‘n Fleisch gegessen, im ganzen Leben nicht. Wie sehen denn bloß die Ochsen aus, die so ‘n Fleisch haben?»
    «Sie haben ganz kurze Beine und sind beinahe so breit wie lang», sagte Thomas Hudson.
    «Was müssen die fett sein», sagte Eddy. «Möcht mal einen sehen, ich mein, lebendig. Hier schlachten sie das Vieh erst, wenn es schon fast verhungert ist, und das Fleisch schmeckt bitter. Die Leute hier würden verrückt mit so einem Stück Fleisch, wie wir’s gekriegt haben. Die wüßten nicht mal, was das ist. Wahrscheinlich würden sie krank davon.»
    «Ich muß jetzt die Briefe fertigmachen», sagte Thomas Hudson.
    «Entschuldigung, Tom.»
    Als er die Briefe zugemacht und noch zwei Geschäftsbriefe beantwortet hatte, die er eigentlich dem nächsten Wochenboot hatte mitgeben wollen, sah er die Bestelliste der nächsten Woche durch, schrieb einen Scheck aus für die heutigen Lieferungen einschließlich des zehnprozentigen Zuschlags, den die Regierung für

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