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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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überreden. Wird schon jemand kommen, der sich überreden läßt. Hast du die verdammte Yacht gesehen? Die muß es ganz schön erwischt haben, bei dem bißchen Tiefgang.»
    Thomas Hudson sah durch die offene Tür und sah ein hübsches weißes Hausboot, das die Einfahrt heraufkam. Es war eines von der Sorte, die man auf dem Festland chartern konnte, um durch die Florida Keys zu gehen und bei stillem, ruhigem und glattem Wetter wie gestern ohne Schwierigkeiten den Golfstrom zu überqueren, aber heute hatte es etwas einstecken müssen mit seinem geringen Tiefgang und den hohen Aufbauten. Thomas Hudson staunte, daß es über die Bank gekommen war bei der hohen See.
    Das Hausboot lief den Hafen noch ein Stück hinauf, um weiter oben zu ankern, und Thomas Hudson und Bobby sahen ihm aus der Tür nach. Alles war weiß und Messing, und auch die Leute an Deck waren ganz in Weiß.
    «Kunden», sagte Mr. Bobby. «Hoffentlich sind’s nette Leute. Seit die Thunfisch-Saison vorbei ist, haben wir noch keine richtige Yacht hiergehabt.»
    «Wo kommen sie her?»
    «Ich kenne sie nicht. Aber ein schönes Boot. Für den Golf ist es allerdings nicht gerade gebaut.»
    «Wahrscheinlich sind sie um Mitternacht ausgelaufen, als es noch ruhig war, und es hat sie unterwegs erwischt.»
    «Wahrscheinlich», sagte Bobby. «Muß ganz schön gerollt und gebumst haben. Bläst ja ganz schön. Wir werden sehen, wer sie sind. Tom, laß mich nur einen Drink für dich machen, Junge. Du machst mich ganz nervös, wenn du nichts trinkst.»
    «Dann mach mir einen Gin and Tonic.»
    «Ich hab kein Tonicwasser mehr. Joe hat die letzte Kiste für dich geholt.»
    «Dann mach mir einen Whisky Sour.»
    «Mit irischem Whisky und ohne Zucker…» sagte Bobby. «Drei Whisky Sour. Denn da kommt Roger.»
    Thomas Hudson sah ihn in der offenen Tür, und Roger kam herein. Er war barfuß, hatte ausgeblichene Jeans an und ein altes, gestreiftes Fischerhemd, das beim Waschen eingelaufen war. Man sah, wie sich seine Rückenmuskeln darunter bewegten, als er sich vornüberlehnte und die Arme auf die Theke legte. In der Dämmerung von Bobbys Bar sah seine Haut verbrannt aus, und sein Haar war ausgebleicht von Salz und Sonne.
    «Sie schlafen noch», sagte er zu Thomas Hudson. «Jemand hat sich Eddy vorgeknöpft, hast du’s gesehen?»
    «Er hat sich die ganze Nacht herumgeschlagen», sagte Bobby, «aber es war nicht weiter schlimm.»
    Roger sagte: «Ich mag’s nicht, wenn Eddy etwas passiert.»
    «Es war nicht schlimm, Roger», versicherte ihm Bobby. «Er hatte einen gehoben, und die Schläger wollten ihm nicht glauben. Aber es hat ihm keiner was Schlimmes angetan.»
    «Ich mach mir Gedanken um David», sagte Roger zu Thomas Hudson. «Wir hätten es ihn nicht machen lassen sollen.»
    «Ich glaube, er ist ganz in Ordnung», sagte Thomas Hudson. «Er hat gut geschlafen, außerdem war es meine Verantwortung. Ich hätte Schluß machen müssen.»
    «Nein. Du hast dich auf mich verlassen.»
    «Der Vater ist der Verantwortliche», sagte Thomas Hudson, «und ich hab ihn dir überlassen, und dazu hatte ich kein Recht. Die Verantwortung kann man nicht abtreten.»
    «Aber ich hatte sie übernommen», sagte Roger. «Ich dachte nicht, daß es ihm so zusetzen würde, Eddy auch nicht.»
    «Ich weiß», sagte Thomas Hudson. «Ich habe es auch nicht gedacht. Ich dachte, etwas anderes stünde auf dem Spiel.»
    Roger sagte: «Das habe ich auch gedacht, aber jetzt komme ich mir egoistisch vor und fühle mich sehr schuldig.»
    «Es war meine Schuld. Ich bin der Vater», sagte Thomas Hudson.
    «Verdammte Geschichte, die Sache mit dem Fisch», sagte Bobby, schob ihnen die beiden Whisky Sour zu und nahm sich den dritten. «Wir wollen auf einen trinken, der noch größer ist.»
    «Nein», sagte Roger, «ich will keinen größeren zu sehen bekommen.»
    «Was ist denn los mit dir, Roger?» fragte Bobby.
    «Nichts», sagte Roger.
    «Ich werde ein paar Bilder von ihm malen, für David.»
    «Das ist gut. Ob du’s hinkriegst?»
    «Wenn ich Glück hab. Ich hab eine genaue Vorstellung, und ich weiß, wie’s gemacht wird.»
    «Das weißt du wirklich. Du weißt, wie’s gemacht wird. Ich möchte wissen, wer auf der Yacht ist.»
    «Hör mal, Roger, du hast nun deine Gewissensbisse über die ganze Insel geschleppt…»
    «Barfuß», sagte Roger.
    «Ich hab’s mit meinen nur bis zu Captain Ralphs Wochenboot gebracht.»
    «Ich bin meine trotzdem nicht losgeworden, und runterspülen tue ich sie bestimmt nicht»,

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