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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Nacht haben ihn die Leute verprügelt, weil sie’s ihm nicht geglaubt haben.»
    «Aber Eddy ist nicht verbittert, nicht wahr?»
    «Nein. Es geht ihm gut.»
    «Sogar heute, wo sie ihn zusammengeschlagen haben, geht es ihm gut. Und es ging ihm auch gut, als er dem Fisch hinterherjumpte.»
    «Bestimmt.»
    «Ich wär froh, wenn Mr. Davis so guter Dinge wäre wie Eddy.»
    «Mr. Davis ist komplizierter als Eddy.»
    «Ich weiß. Aber ich weiß noch, wie vergnügt er früher sein konnte. Ich kenne Mr. Davis sehr gut, Pa.»
    «Jetzt geht es ihm ganz gut, obwohl er seine Sorglosigkeit verloren hat.»
    «Ich meinte Sorglosigkeit nicht im schlechten Sinne.»
    «Ich auch nicht. Aber irgendwie hat er etwas von seiner Sicherheit verloren.»
    «Das weiß ich», sagte David.
    «Ich wünschte, er fände sie wieder. Vielleicht findet er sie, wenn er wieder schreibt. Eddy geht es gut, weil er etwas gut macht, und weil er’s jeden Tag tut, verstehst du?»
    «Ich glaube, Mr. Davis kann’s nicht jeden Tag tun so wie du und Eddy.»
    «Nein, und es kommen andere Sachen dazu.»
    «Ich weiß. Ich weiß zuviel für mein Alter, Pa. Tommy weiß zwanzigmal soviel wie ich, und er weiß die schwierigsten Sachen, und trotzdem tun sie ihm nicht weh. Aber mir tut alles gleich weh. Ich weiß auch nicht, warum das so ist.»
    «Du meinst, daß du es fühlst.»
    «Ich fühl es, und es tut mir was an. Es ist wie eine stellvertretende Sünde, wenn es so etwas gibt.»
    «Ich verstehe.»
    «Entschuldige, daß es mir so ernst damit ist, Pa. Ich weiß, daß es nicht höflich ist. Aber manchmal muß ich’s tun, weil es soviel gibt, was wir nicht wissen, und wenn wir es kennen, kommt und geht es so schnell über einen hinweg wie eine Welle. Genau wie die Wellen heute.»
    «Du kannst mich immer alles fragen, Davy.»
    «Ich danke dir sehr, ich weiß es. Mit einigen Sachen muß ich noch warten, glaub ich. Es gibt ja wahrscheinlich Sachen, die man sich nur selber beibringen kann.»
    «Was meinst du, sollen wir dieses Säuferspiel mit Tommy und Andy in Bobbys Bar mitmachen oder nicht? Denk mal an die Schwierigkeiten, die ich mit dem Mann hatte, der behauptete, du wärst betrunken.»
    «Das weiß ich noch, dabei hat er mich in drei Jahren zweimal mit einem Schwips gesehen, weil wir Wein getrunken hatten. Aber laß uns nicht davon reden. Die Sache bei Mr. Bobby wäre ein gutes Alibi, wenn ich jemals richtig trinke. Wenn ich es zweimal mit dem Mann gemacht habe, dann kann ich es auch dreimal tun. Nein, Pa, wir sollten wirklich mitmachen.»
    «Habt ihr in letzter Zeit manchmal die Säufer-Nummer gespielt?»
    «Tom und ich haben es manchmal gemacht, ziemlich gut, aber mit Andy geht’s viel besser. Andy ist in der Beziehung ein richtiges Genie. Er kann es irrsinnig gut. Ich mache es mehr auf meine Art.»
    «Was habt ihr zuletzt gespielt?» fragte Thomas Hudson, während er weiterarbeitete.
    «Hast du mal gesehen, wie ich den blöden Bruder mache, ich meine den Idioten mit dem Wasserkopf?»
    «Nein, noch nicht. Wie gefällt es dir jetzt, Davy?» Thomas Hudson zeigte ihm die Skizze.
    «Jetzt ist es gut», sagte David. «Jetzt sehe ich, auf was du hinauswolltest. Er hängt in der Luft, und es ist der Moment, ehe er herunterstürzt. Krieg ich das Bild wirklich, Pa?»
    «Ja.»
    «Ich werd’s gut aufheben.»
    «Es werden zwei Bilder.»
    «Ich nehm nur eines mit in die Schule, und das andere lasse ich zu Hause bei Mutter, oder würdest du es lieber hierbehalten?»
    «Nein, vielleicht gefällt es ihr ja. Erzähl mir ein bißchen, was ihr sonst gespielt habt», sagte Thomas Hudson.
    «In der Eisenbahn haben wir auch ein paar tolle Sachen gemacht. Im Zug geht es am besten, ich glaube, wegen den Leuten da. Solche Leute, wie es sie im Zug haufenweise gibt, gibt es sonst kaum. Und weglaufen können sie nicht.»
    Thomas Hudson hörte Rogers Stimme im Nebenzimmer, und er sammelte sein Gerät ein und räumte es weg. Der junge Tom kam und sagte: «Wie geht’s, Pa? Hast du gut gearbeitet? Darf ich mal sehen?»
    Thomas Hudson zeigte ihm die beiden Skizzen, und er sagte: «Ich mag sie, beide.»
    «Gefällt dir eine besser als die andere?» fragte David.
    «Nein, sie sind beide gut», sagte er.
    ‘ Thomas Hudson merkte ihm an, daß er in Eile war und daß seine Gedanken woanders waren.
    «Ist alles klar?» fragte David ihn.
    «Fabelhaft», sagte der junge Tom, «wenn wir’s richtig machen, wird’s fabelhaft. Sie sind jetzt alle dort, und wir haben sie schon massiert, den ganzen

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